Berlin/Bonn. Lange Zeit kamen Wölfe in Deutschland nur noch in Wildparks vor. Mittlerweile vermehren sie sich wieder – vor allem in Ostdeutschland.
In Deutschland leben immer mehr Wölfe. Inzwischen gibt es Nachweise für 46 Rudel, 15 Paare und vier sesshafte Einzeltiere, wie Experten des Bundesamts für Naturschutz (BfN) am Freitag in Berlin sagten. Das entspricht 120 bis 130 erwachsenen Wölfen. „Wir haben es mit einer deutlichen Steigerung zu tun“, sagte BfN-Präsidentin Professorin Beate Jessel.
Im vergangenen Beobachtungsjahr waren die Experten von etwa 110 erwachsenen Wölfen und nur 31 Rudeln ausgegangen. Jungtiere spielen in den Daten eine untergeordnete Rolle, da sie oft nicht überleben. Insgesamt sprach Jessel von einer „Erfolgsgeschichte des Naturschutzes“.
Wölfe sind anpassungsfähig
Der Wolf war in Deutschland vor 150 Jahren ausgerottet worden. Im Jahr 2000 wanderte dann erstmals ein Wolfspaar aus Polen zu. Die meisten Tiere leben nun in Sachsen und Brandenburg. Aktuelles Verbreitungsgebiet ist ein noch lückenhaftes Band von der Lausitz im Osten bis ins westliche Niedersachsen. Von dort könnten sich die äußerst anpassungsfähigen und mobilen Tiere möglicherweise in ganz Deutschland ausbreiten, sagte Jessel: „Potenziell ist ganz Deutschland Wolfserwartungsland.“
Rein rechnerisch könnten maximal 440 Wolfsrudel Platz finden. „Ich glaube aber nicht, dass wir das jemals erreichen werden“, sagte Jessel.
Mensch ist der größte Feind des Wolfes
Denn trotz der positiven Entwicklung beim Bestand der streng geschützten Tiere sprechen die Experten immer noch von einer „ungünstigen Erhaltungssituation“. Es lauern noch viele Gefahren: Größter Feind sei nach wie vor der Mensch, so Jessel. Nur 14 der 147 Wölfe, die seit 2000 in Deutschland tot aufgefunden wurden, seien nachweislich eines natürlichen Todes gestorben. Der Großteil wurde überfahren, einige andere abgeschossen. Erst kürzlich wurde in Brandenburg zum wiederholten Mal ein toter Wolf mit abgetrenntem Kopf gefunden. (dpa)