Höxter/Wuppertal. Polizeibehörden europaweit beobachten ein neues Falschgeld-Phänomen mit sogenannter Movie Money. Die Euro-Noten sind extrem schlecht gefälscht.

Sie haben kein Wasserzeichen, sind aus fühlbar schlechtem Papier und tragen meist sogar noch die Aufschrift „Copy“ oder „Prop“: Sogenannte Movie Money wird jüngst auch in NRW in Umlauf gebracht. Auch unter der Bezeichnung Theatergeld finden sich Warnungen der Polizei über solches Falschgeld.

Zwischen Oktober und November 2019 warnten immer mehr Polizeibehörden in NRW vor solchen falschen Euronoten. Laut Bundeskriminalamt tauchten diese Scheine auch in weiteren Bundesländern auf. Von einer „Falschgeld-Welle“ mochte man bei der Deutschen Bundesbank zuletzt noch nicht sprechen. Dazu seien die registrierten Fälle im Vergleich noch zu gering. Doch auch die europäische Polizeibehörde Europol bestätigt auf Anfrage: „In einigen EU-Ländern und auch in den USA sind solche Falschgeld-Scheine inzwischen aufgetaucht“.

Movie Money wurde sogar öffentlich ausgelegt

Dass es sich um ein NRW-weites Falschgeld-Phänomen handelt, zeigte sich in NRW Ende November. Im Kreis Höxter waren seit dem 23. November mehrere Fälle bekannt geworden, in denen falsche 5-, 10- und 20-Euro-Scheine, die auf den ersten Blick dem Original zum Verwechseln ähnlich sähen, in Umlauf gebracht worden waren. Zum Teil geschah dies unter mysteriösen Umständen.

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So waren knapp 100 unechte 10-Euro-Scheine an einem Parkplatz sowie in und an einem Parkhaus in Höxter entdeckt worden; die Scheine waren dort offenbar ausgelegt worden. Auch meldete sich eine 55-Jährige, die bei einem Verkauf über eine Kleinanzeige einen unechten Schein bekommen hatte. Zudem stellte die Polizei Falschgeldscheine an einer Schule in Bad Driburg sicher. In einem Verbrauchermarkt in Höxter habe die Polizei zwei falsche 20-Euro-Scheine aus dem Verkehr gezogen.

Auch in Wuppertal und Solingen fanden sich kurz darauf mehrere der Falschnoten; einige davon waren ebenfalls an öffentlichen Orten ausgelegt worden. Es handelte sich um 10- und 20-Euro-Noten. „Die meisten Finder gaben die Falschnoten bei der Polizei ab“, teilte die Polizei Wuppertal mit. Wer versuche, damit zu bezahlen, „dem droht ein Strafverfahren“, mahnt die Polizei.

Geldscheine haben die Aufschrift „Prop Copy“

An dem roten Aufdruck
An dem roten Aufdruck "Prop Copy" waren die Fälschungen zu erkennen, die unter anderem im Kreis Höxter aufgetaucht waren. © Polizei Kreis Höxter | Polizei

Die in Höxter, Wuppertal und an weiteren Orten aufgetauchten Fälschungen hätten keine Wasserzeichen und das Papier fühle sich anders als gewohnt an, teilte die Polizei mit - „nicht so griffig“, sagte ein Sprecher. Zudem sei die Seriennummer immer gleich und in roter oder blauer Schrift finde sich der Aufdruck „Prop Copy“ auf den Scheinen, berichtete die Polizei.

Woher das Geld kommt und wer es mit welcher Absicht in Umlauf gebracht hat, war auch im Dezember noch unbekannt, berichteten Polizeibehörden. Auch in Essen, Duisburg , Bochum , Dortmund, Oberhausen und im Ennepetal -Ruhr-Kreis wurde „Requisiten-Geld“ entdeckt. Die ersten Fälle meldete unterdessen die Polizei in Warendorf bereits Ende August.

Movie Money darf in der EU nicht legal hergestellt oder verbreitet werden

Falschgeld im Darknet bestellt- Olsberger vor Gericht mit 30-euro-schein bezahlt - frau schickt ehemann zur polizeiBei den bis dato sichergestellten Fälschungen handele es sich sowohl im Kreis Höxter als auch im Bergischen Land um Geldscheine, die als „Theater-“ oder „Requisiten-Geld“ bei Bühnen- oder Filmproduktionen zum Einsatz kommen. „Das kann man legal erwerben“, sagte der Sprecher der Polizei in Höxter. Diese Information stimmt allerdings nicht, geht aus einer Antwort der Deutschen Bundesbank hervor: „Sowohl Herstellung als auch Verbreitung solcher reproduzierten Banknoten sind in der EU wegen ihrer Verwechslungsgefahr nicht legal“, sagt ein Sprecher.

„Movie Money“ bzw. Theatergeld sind laut Bundesbank und Europol ein Falschgeld-Phänomen, das erst seit diesem Jahr beobachtet werde. Auch das Bundeskriminalamt bestätigt: „Der Typus ‘Movie Money’ ist tatsächlich erst seit Anfang 2019 im Umlauf. Die Noten sind mit variierenden Aufdrucken - beispielsweise „Movie Money“, „Prop Copy“ oder „Copy“ - versehen, weisen keinerlei Imitationen der Sicherheitsmerkmale auf und fühlen sich auch haptisch anders an als echte Banknoten.“

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Eine Sprecherin der Kreispolizei Wesel rät beim Umgang mit insbesondere 5er-, 10er- oder 20-er Euronoten generell zur Vorsicht: „Gerade solche Noten landen meist unbesehen in der Geldbörse“, während alles über 50 Euro kritisch beäugt werde, meinte sie. Die Bundesbank rät deshalb, jeden Geldschein, den man in die Hände bekommt, zu prüfen: Am besten gehe das über die Methode „Fühlen-Sehen-Kippen“.

>>Info: Wo das Risiko bei Falschgeld am Höchsten ist

Der Schaden durch Falschgeld in Deutschland geht in die Millionen. Laut Deutscher Bundesbank wurden zwischen Januar und Juni 2019 Falschgeld in Höhe von 1,6 Millionen Euro sichergestellt. Im gesamten Jahr 2018 lag der Schaden durch Geldfälscher bei 3,4 Millionen Euro.

Am meisten gefälscht würde nach wie vor die 50-Euro-Note. Jedoch zahle sich inzwischen aus, dass die EZB ihre Banknoten umgestaltet und die Fälschungssicherheit erhöht: „Während 2015 bei der alten Banknotenserie die 20er- und 50er-Noten am häufigsten gefälscht auftauchten, nahm die Zahl der gefälschten Noten beim überarbeiteten 20-Euro-Schein deutlich ab“, berichtet die Bundesbank.

Das Risiko, mit Falschgeld in Kontakt zu bekommen, sei jedoch nach wie vor statistisch nicht sehr hoch: „In Deutschland kommen auf 10.000 Einwohner pro Jahr etwa sieben Fälschungen. Das Risiko ist also äußerst gering“, heißt es bei der Deutschen Bundesbank.

Und wo ist das Risiko, Opfer eines Falschgeld-Betrugs zu werden, vergleichsweise hoch? Die Bundesbank sagt dazu: „Falschgeld unter die Leute zu bringen wird regelmäßig im Einzelhandel versucht, jedoch auch bei Haustürgeschäften, wie etwa dem Verkauf von gebrauchten Handys, altem Schmuck oder Gebrauchtwagen“.