Essen. . Inzwischen weiß die Welt, wie gefährlich das Ebola-Virus ist. Kein Wunder, dass die Nerven vielerorts blank liegen. Verschärfte Sicherheitskontrollen an US- und an zwei Londoner Flughäfen. Deutschland indes bleibt vorerst gelassen. Experten verweisen auf die hohen Standards im Gesundheitswesen.

Es war der falsche Witz zur falschen Zeit. Ein Passagier hatte auf einem Flug von den USA in die Dominikanische Republik über Ebola gejuxt, doch die meisten an Bord hatten keinen Sinn für seine Art von Humor. Als der Flieger landete, kam ein Trupp der örtlichen Gesundheitsbehörde in blauen Schutzanzügen und führte den Scherzkeks ab. Nachdem sich die Erkenntnis breit gemacht hat, wie gefährlich das Virus ist, liegen vielerorts die Nerven blank.

Etwa auf dem New Yorker Flughafen LaGuardia. Dort weigerten sich rund 200 Reinigungskräfte aus Furcht vor Ansteckung, Maschinen zu reinigen, die aus Afrika kamen. „Grundsätzlich“, sagte ein Mitarbeiter des Unternehmens Air-Serv, „kann man die Sorgen verstehen.“ Zugleich aber verwies er darauf, dass die Firma „alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen“ habe.

Kontrollen für Reisende im Eurostar

Vorsichtsmaßnahmen haben auch fünf große US-Flughäfen getroffen. Reisende aus von Ebola betroffenen afrikanischen Ländern sollen auf mögliche Symptome untersucht werden.

Auch Großbritannien geht auf Nummer sicher. An den großen Londoner Airports Heathrow und Gatwick gibt es nach Angaben der britischen Regierung Einreise-Kontrollen für Reisende aus Ebola-Ländern wie Sierra Leone und Liberia. Gecheckt werden aber auch Reisende, die per Eurostar durch den Kanaltunnel nach England kommen.

Angst vor Ebola – sie hat auch Weltbank-Chef Jim Yong Kim erfasst. Die internationale Gemeinschaft sei im Kampf gegen Ebola bisher „kläglich gescheitert“, klagte Kim in der britischen Zeitung „The Guardian“. Der oberste Weltbanker erwartet, dass das Virus nach Spanien auch andere europäische Länder erreiche. Kim wirbt um die Unterstützung westlicher Staaten für seinen Notfall-Gesundheitsfonds. Der Topf soll 20 Milliarden Dollar enthalten – knapp 16 Milliarden Euro.

Deutschland indes bleibt vorerst gelassen. Der Frankfurter Flughafen (Fraport) sieht derzeit keinen Anlass, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken. „Wir haben lediglich zwei Direktflüge aus Nigeria pro Tag“, sagte ein Fraport-Sprecher. Dort gab es auch Ebola-Fälle, jedoch weit weniger als in den anderen westafrikanischen Staaten. Die Behörden gehen davon aus, dass die Situation dort im Griff ist. „Generell sind wir bestmöglich vorbereitet und im ständigen Kontakt mit den Behörden“, fügte der Fraport-Sprecher hinzu. Der Rhein-Main-Airport und das Gesundheitsamt Frankfurt stehen nach eigenen Angaben in ständigem Kontakt zur Weltgesundheitsorganisation WHO.

Experte sieht deutsches Gesundheitssystem gut vorbereitet

Selbst wenn „vereinzelt“ Ebola-Kranke nach Deutschland einreisen, sei das „kein Problem für die Gesundheitsbehörden“, glaubt der Chef des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk. Er ist zugleich Leiter des Kompetenzzentrums für hochansteckende, lebensbedrohliche Erkrankungen im Rhein-Main-Neckar-Raum. Das deutsche Gesundheitssystem sei so leistungsfähig, dass eine kleine Zahl an Ebola-Kranken „mit dem optimalen Schutz für das medizinische Personal beziehungsweise ohne eine Gefährdung der Bevölkerung behandelt werden“ könne.

Für die infizierte spanische Krankenschwester Teresa Romero gibt es einen Hoffnungsschimmer. Die 44-Jährige wurde am Freitag erstmalig mit dem Ebola-Mittel ZMapp behandelt. Die experimentelle Arznei schien vergriffen. Doch gelang es der Madrider Klinik Carlos III., eine Charge in Belgien zu kaufen. Bisher ging es der Frau immer schlechter. Inzwischen ist ihr Zustand stabil.