London/New York/Washington/Bamako. Reinigungskräfte in New York weigern sich, Flugzeuge zu säubern, in denen möglicherweise Passagiere aus Afrika gesessen haben. International finden verstärkte Kontrollen an Flughäfen statt. In Afrika laufen erstmals Impf-Tests an Menschen. Und ein Tourist verbreitete Angst bei seinen Mitreisenden.

Nach den USA führt auch Großbritannien Ebola-Einreisekontrollen ein. Die Maßnahme gelte an den Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick sowie am Terminal für Reisende mit dem Eurostar aus Frankreich, teilte die britische Regierung in London mit. Die Kontrollen beträfen Reisende, die aus vom Ebola-Ausbruch betroffenen Ländern wie Liberia und Sierra Leone kommen.

Am New Yorker Flughafen La Guardia weigerten sich derweil etwa 200 Reinigungskräfte aus Furcht vor dem lebensgefährlichen Virus, Maschinen zu säubern, in denen zuvor afrikanische Passagiere gesessen haben könnten. Die Epidemie ist auch Thema der am Freitag in den USA beginnenden Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank.

Wie die britische Regierung weiter mitteilte, sollen die aus Ebola-Ländern ankommenden Passagiere nach ihren Reisedaten und Kontakten sowie nach weiteren Reiseplänen befragt werden. Im Zweifel kann auch medizinisches Personal hinzugezogen werden. Die Entscheidung sei auf Anraten des obersten britischen Amtsarztes getroffen worden. Nähere Details gab es dazu zunächst nicht.

Drei Patienten in Deutschland

In Spanien hatte es zuletzt die erste Ebola-Ansteckung in Europa gegeben. Der spanischen Pflegehelferin, die sich in Madrid bei einem Patienten angesteckt hatte, geht es inzwischen sehr schlecht - wie auch dem Infizierten, der seit Donnerstag in Leipzig behandelt wird. Er ist der dritte Ebola-Patient, der in eine deutsche Klinik gebracht wurde. Zurzeit wird auch in Frankfurt ein Ebola-Patient behandelt. Am Hamburger Uniklinikum war zuvor ein Infizierter als geheilt entlassen worden.

Aus Angst vor Ebola traten am New Yorker Flughafen La Guardia etwa 200 Reinigungskräfte in den Ausstand. "Grundsätzlich kann man ja Sorgen verstehen", sagte ein Mitarbeiter der Firma Air-Serv. "Aber nicht nur, dass wir alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben. Mediziner bestätigen auch, dass man sich auf diese Weise nicht anstecken kann." In den USA sollen Flugreisende aus den vom Ebola-Virus betroffenen afrikanischen Ländern künftig an fünf großen Flughäfen des Landes auf mögliche Symptome untersucht werden.

"Ich habe Ebola, Ihr seid alle geliefert" - Tourist verbreitet Angst im Flugzeug 

In einem Flugzeug, das auf dem Weg aus den USA in die Dominikanische Republik war, hat sich ein Passagier einen makabren Scherz erlaubt - und Angst unter den Reisenden verbreitet. "Ich habe Ebola, ihr seid alle geliefert", soll der Mann der Maschine gesagt haben. Nach der Landung sei ein Sondereinsatz-Team der örtlichen Gesundheitsbehörde in blauen Schutzanzügen an Bord gegangen und habe ihn abgeführt, berichtete der US-Sender CNN.

"Ich habe nur Spaß gemacht, ich bin nicht aus Afrika", soll der Mann dann gerufen haben. Doch statt wie geplant zwei Wochen Urlaub in der Dominikanischen Republik zu verbringen, sei der 54-Jährige einen Tag nach dem Vorfall vom Mittwoch in die USA zurückgeschickt worden, sagte ein Verantwortlicher des Flughafens von Punta Cana nach einem Bericht der dominikanischen Zeitung "Diario Libre". Eine Untersuchung habe zuvor ergeben, dass der Mann nicht mit dem Virus infiziert sei.

Die Fluggesellschaft US Airways teilte mit, sie habe angesichts eines möglichen Gesundheitsproblems an Bord die Richtlinien der US-Gesundheitsbehörde CDC im Kampf gegen Ebola angewandt. Unter den mehr als 200 Passagieren und Besatzungsmitgliedern habe Beklemmung und Empörung über den 54-Jährigen geherrscht, hieß es in Medienberichten. "So etwas kann man doch nicht machen", wurde ein Fluggast zitiert. In 36 Berufsjahren habe sie nichts dergleichen erlebt, erklärte demnach eine Stewardess: "Der Mann, der das gesagt hat, ist ein Idiot."

"Kläglich gescheitert"

Kurz vor Beginn des Jahrestreffens von IWF und Weltbank klagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim, die internationale Gemeinschaft sei im Kampf gegen das Virus "kläglich gescheitert". Nachdem die Krise nun auch Spanien und die USA betreffe, sei die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass das Virus auch andere europäische Länder erreiche, sagte Kim der Zeitung "The Guardian". Er wünsche sich die Unterstützung westlicher Regierungen für einen neuen 20 Milliarden Dollar (15,7 Milliarden Euro) schweren Gesundheitsfonds für Notfälle. "Ebola war eine Bewährungsprobe, und wir haben versagt." Die Finanzminister und Notenbankchefs aus den 188 Mitgliedsländern beraten ab Freitag in Washington über die Entwicklung der Weltwirtschaft.

Das Ebola-Virus gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern der Welt. Die derzeitige Epidemie in Westafrika trifft nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders die Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone. Bisher sind laut WHO in diesen drei Ländern mehr als 3850 Menschen an Ebola gestorben. Über 8000 Menschen infizierten sich. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Hoffnung auf Impfstoff - Erstmals Tests an Menschen in Afrika 

Neben der klinischen Erprobung eines Ebola-Impfstoffs in den USA und Großbritannien haben auch in Afrika entsprechende Tests begonnen. Drei Mitarbeiter des Gesundheitswesens von Mali waren die ersten Afrikaner, denen das in Amerika entwickelten Serum verabreicht wurde. Zwei weitere sollten es am Freitag erhalten.

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Vorläufige Erkenntnisse zur Wirkung und Sicherheit des Mittels mit der Fachbezeichnung "cAd3-EBO-Z" könnten Ende November vorliegen, sagte Samba Sow, der Leiter des Zentrums für Impfstoffe in Bamako, am Donnerstagabend der Nachrichtenagentur dpa.

Dunkelziffer ist hoch

Insgesamt hätten sich in Mali 40 Freiwillige zur Verfügung gestellt. Auch in dem westafrikanischen Kleinstaat Gambia seien Testreihen geplant. In diesen beiden Ländern gab es bislang keine Ebola-Fälle. In den westafrikanischen Staaten Liberia, Sierra Leone und Guinea sind bislang über 8000 Ebola-Infizierte registriert worden. Die Dunkelziffer ist Experten zufolge aber sehr hoch.

Der Impfstoff wurde vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) in Bethesda (US-Bundesstaat Maryland) entwickelt. Unter den ersten Testpersonen in Mali - die Namen werden nicht veröffentlicht - ist ein 37-jähriger Kinderarzt. Er hoffe, mit der Impfung Immunität zu erlangen, so dass er Patienten helfen könne, sollte Ebola sein Land erreichen, sagte der Arzt der dpa. (dpa)