Straßburg. Normalerweise ist er Gitarrist bei Bruce Springsteen. Aber Steven Van Zandt überzeugt auch als Schauspieler. Zum Beispiel in der schrägen Krimi-Serie „Lilyhammer“. Arte zeigt die Serie, mit der die Videoplattform Netflix für Aufsehen sorgte. Aber es gibt noch mehr Highlights.

Der TV-Sender Arte liegt immer noch in der Tabuzone vieler deutscher Fernbedienungen. Dabei sind die Zeiten, in denen der deutsch-französische Kulturkanal, sagen wir, japanische Autorenfilme mit englischen Untertiteln zur Hauptsendezeit servierte, schon lange Geschichte. Das Programm bietet durchgehend Niveau, aber schon lange keine reinen Kopfgeburten mehr. Arte führt vor, wie man Anspruch und Unterhaltung in Einklang bringt. Wie groß die Berührungsängste des Publikums dennoch sind, zeigt sich, wenn erst Arte und dann das ZDF im Abstand von einer Woche den identischen Fernsehfilm zeigen: Im Zweiten schalten mindestens dreimal so viele Zuschauer ein.

Auch im Herbst punktet Arte. Mit starken Serien, an die ARD und ZDF sich unverständlicherweise nicht herantrauen, mit vielversprechenden Filmpremieren und drei Reihen großer Regisseure.

Lilyhammer starte im Oktober

Ein köstliches Vergnügen hat der Sender mit „Lilyhammer“ (ab 30.10.) eingekauft. Steven Van Zandt, Gitarrist bei Springsteen und bekannt durch die Kultserie „The Sopranos“, spielt einen Ex-Mafioso, der im Zeugenschutzprogramm ins norwegische Olympiastädtchen Lillehammer umzieht und seine zweifelhaften Lebensprinzipien gegen die netten Hinterwäldler durchdrücken will.

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„Fleming - The Man Who Would Be Bond“ (ab 4.9.) verpackt das turbulente Spionageleben des Playboys und James-Bond-Erfinders Ian Fleming in einer raffinierten britischen Miniserie mit Action und Humor.

Die sechsteilige US-Serie „Rectify“ (ab Oktober) verfolgt das Schicksal eines Mannes, der seine Freundin ermordet haben soll und nach 19 Jahren aus der Haft entlassen wird, weil neue Erkenntnisse seine Schuld infrage stellen.

Die zweite Staffel der brillanten israelischen Serie „Hatufim“ (ab November) von drei Kriegsgefangenen, die nach 19 Jahren von der Hisbollah freigelassen werden, erzählt, wie einer der drei vom „Feind“ umgedreht wurde. Das harte und intensive Psychodrama war Vorbild für die prämierte US-Serie „Homeland“.

Filmpremieren (Auswahl)

Im „Arte Film Festival“ im November zeigt der Sender Werke, die auf internationalen Festivals gelaufen sind. Darunter der Thriller „Captive“ mit Isabelle Huppert über Touristen, die auf einer philippinischen Ferieninsel gekidnappt werden. Und „Le Havre“ von Aki Kaurismäki, dessen tragikomische Einblicke ins finnische Alltagsleben legendär sind. In „Ausgerechnet Sibirien“ erleben wir Joachim Król als Logistiker eines Modeversandhauses, den es auf der Suche nach Liebe und Spiritualität in den höchsten Nordosten verschlägt.

Zu den Höhepunkten im prallen Fernsehfilmprogramm dürfte „Der blinde Fleck“ (September) mit Benno Fürmann über das Oktoberfestattentat zählen. Und „Die Wand“ (6.10.) mit Martina Gedeck als Zivilisationsflüchtling in den Bergen.

Arte-Reihe zu den großen Regisseuren

Drei großen Regisseuren widmet Arte Reihen: Der Australier Peter Weir („Club der toten Dichter“) ist u.a. mit dem wunderbaren Krimi „Der einzige Zeuge“ (31.8.) und dem Ethnothriller „Die letzte Flut“ (29.9.) vertreten. Vom radikalen Dänen Lars von Trier läuft u.a. der Endzeitfilm „Melancholia“ als Premiere (Oktober) und das Ehedrama „Breaking the Waves“ (Oktober). Zum 30. Todestag des großen François Truffaut hat Arte sich u.a. für seinen wohl berühmtesten Klassiker entschieden: „Sie küssten und sie schlugen ihn“ (Oktober).