Oslo. . Wenn Steven Van Zandt gerade nicht zu einer Fernsehmafia-Familie gehört, spielt er Gitarre bei Bruce Springsteen. Aktuell dreht der Sopranos-Mann in Norwegen die zweite Staffel der Mafia-Serie „Lilyhammer“. Am 5. Juli steht er in Mönchengladbach auf der Bühne

„Hi, hier ist Stevie“ – so meldet sich Bruce Springsteens Gitarrist Steven Van Zandt in Oslo am Telefon. Ab Sonntag, 22 Uhr, wird er beim Bezahlsender TNT Serie in der schrägen Mafia-Serie „Lilyhammer“ zu sehen sein. In Kürze zieht er abermals das Kopftuch an und tourt wieder mit Springsteen. Am 5. Juli sind beide in Mönchengladbach zu hören. Jürgen Overkott sprach mit Steven Van Zandt.

Sie drehen gerade in Norwegen die zweite Staffel der Mafia-Serie „Lilyhammer“. Treibt Sie der dunkle Winter in Skandinavien in den Wahnsinn?

Steven Van Zandt: (lacht) Nö. Das Wetter ist klasse, sonnig, kalt, trocken, norwegisch eben. Und mit der Dunkelheit habe ich keine Probleme.

Norweger lieben Wintersport. Wie sieht es mit Ihnen aus?

Ich? Sport? Draußen? Nein, das ist nichts für mich.

Sie spielen in „Lilyhammer“ den Gangster Frank Tagliano, „The Fixer“. Der geht ins Zeugenschutz-Programm nach Norwegen, weil er die Olympischen Winterspiele in Lillehammer im Fernsehen gesehen hat. Mögen Sie Wintersport?

Ich gucke kaum Fernsehen. Ich habe so viel zu tun, dass ich für so etwas kaum Zeit habe. Wenn ich Sport sehe, dann höchstens mal American Football, den Super Bowl.

Die Mafia-Serie erzählt einen Kultur-Schock: Ein Gangster aus New York kommt ins beschauliche Norwegen und mischt dort das Leben auf. Kann das gut gehen?

Abwarten! Wir haben eine Menge Ideen, wie wir die Geschichte weitererzählen können.

Okay, großes Geheimnis. Wer hatte die Idee zu dem Projekt?

Die Idee hatte ein norwegisches Ehepaar (Anne Bjørnstad und Eilif Skodvin, Red.). Es kam zu mir, als ich mit meiner norwegischen Band gearbeitet habe. Ich habe das Projekt sofort als Chance angesehen, als verrückte Idee. So etwas ist bisher nie im Fernsehen gezeigt worden. Wir haben ein Jahr daran gearbeitet.

Die Serie wurde auf Anhieb ein Erfolg. Hat Sie das überrascht?

Ja, im norwegischen Fernsehen war das ein riesiger Erfolg. Jeder fünfte Norweger hat die Serie gesehen. Aber was viel wichtiger ist: Der Internet-Kanal Netflix hat die Serie gezeigt und das war ein Experiment, weil niemals zuvor eine europäische Serie im Internet für ein amerikanisches Publikum gezeigt wurde. Frank versteht zwar norwegisch, spricht aber englisch. Das zeigen wir, indem hauptsächlich norwegisch gesprochen wird. Für die Zuschauer gibt es Untertitel. Und das Erstaunliche war: Zuschauer haben gesagt, dass sie die Untertitel nach fünf Minuten gar nicht mehr als störend wahrnehmen.

Obwohl Sie Musiker sind, haben Sie Fernsehgeschichte als Silvio Dante geschrieben – Consigliere der Sopranos. Silvio bleibt im ärgsten Trubel cool. Gibt es eine Schnittmenge zwischen Silvio und Frank?

Nee, nee, da gibt es schon große Unterschiede. Silvio ist der Einzige bei den Sopranos, der nicht der Boss werden will. Silvios Job ist es, auf Tony Soprano aufzupassen. Frank dagegen will Boss werden. Sein Ziel ist es, in Lillehammer ein Syndikat aufzubauen.

Frank will aus Lillehammer ein norwegisches Las Vegas machen. Ist ihm die kleine Stadt zu langweilig?

Nö, langweilig würde ich nicht sagen. Frank sucht eher eine neue Herausforderung in einem Land ohne Verbrechen.

In Norwegen ist Schnaps so teuer wie anderswo Gold. Sind die Norweger etwas verrückt?

Verrückt, ja, bestimmt. Auf der anderen Seite arbeite ich gern mit Norwegern zusammen. Sie sind sehr angenehm. Aber ich habe schon gesehen, dass Norwegen voller Widersprüche steckt. Auf der einen Seite sind die Norweger sehr auf Zusammenhalt geeicht und sie sind sehr fürsorglich, wenn ich etwa an das Gesundheitssystem denke. Andererseits sind Norweger auch sehr auf Unabhängigkeit bedachte Menschen. Sie lieben Regeln, aber sie lieben es auch, wenn jemand die Regeln bricht. Das ist der Grund für den Erfolg der Serie.