Köln. . Hans-Ulrich Treichel verarbeitete die Nachkriegswirren in dem Roman „Der Verlorene“. Regie-Star Matti Geschonneck verfilmt das Buch. Eine der Hauptrollen übernimmt Charly Hübner. Die Dreharbeiten haben gerade begonnen - im Rheinischen- und im Bergischen Land.

Matti Geschonneck ist ein zurückhaltender Mensch. Selbst bei der Verleihung des Ehren-Grimmes im vorigen Jahr in Marl schien es dem Meister-Regisseur unangenehm zu sein, im Mittelpunkt zu stehen. Der 62-jährige Potsdamer ist lieber ein stiller, aber umso aufmerksamerer Beobachter. Bisher kam ihm das vor allem bei Krimis zu gute, wobei ihm wie nur wenigen sonst das Kunstück gelingt, Qualität und Quote auszubalancieren. Jetzt packt Geschonneck ein für ihn ungewohntes Thema an: Nachkriegsgeschichte.

Für den WDR verfilmt er Hans-Ulrich Treichels Roman „Der Verlorene“. Geschonneck darf vor wie hinter der Kamera auf ein starkes Team zurückgreifen. Das Drehbuch schrieb Ruth Thoma, die mit dem Kino-Film „Solino“ auf sich aufmerksam machte.

Tragikomik in Nachkriegswirren

Sie erzählt die Geschichte eines Jungen, der in den Nachkriegswirren verschütt ging – aus dem Blickwinkel seines 13-jährigen jüngeren Bruders Max. Während die Eltern den verlorenen Sohn unbedingt zurückhaben wollen, versucht Max genau das zu verhindern. Denn der 13-Jährige fühlt sich verdrängt von dem Bruder, der zwar nicht da, aber doch allgegenwärtig zu sein scheint. Tragikomik ist angesagt.

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Der pubertierende Außenseiter wird von Noah Kraus verkörpert, der erst vor Kurzem noch zum „Wagner-Clan“ gehörte. Seinen Vater spielt Charly Hübner. Der 41-Jährige, gerade aus dem Frankreich-Urlaub zurück („still, langsam, warm und herrlichst privat“), freut sich drauf. Er erarbeitet sich seine Rolle „mit Matti Geschonneck“. Hübner weiter: „Wir haben ein Gesicht gefunden für (die Figur) Ludwig Blaschke und erbuddeln uns Tag für Tag sein Wesen.“

Co-Produktion von WDR, MDR und BR

Seine Ehefrau wird von Katharina Lorenz gespielt. Sie hat schon mit Geschonneck in dem Vergewaltigungsdrama „Das Ende einer Nacht“ gearbeitet. Mit Hübner verbindet sie, dass sie nicht nur Film und Fernsehen kann, sondern auch Theater. Die vierte wichtige Figur ist Nachbarstochter Milli, gespielt von der jungen, aber schon fernseherfahrenen Flora Li Thiemann. Max ist in Milli verliebt – er hat jedoch keine Hoffnung, dass seine Gefühle erwidert werden.

Das Projekt ist aufwendig. Neben dem WDR gaben zwei weitere ARD-Anstalt Geld, der MDR und der Bayerische Rundfunk, dazu die ARD-Filmtochter Degeto und obendrein die Filmstiftung NRW.

Treppenwitz der vermutlich vierwöchigen Dreharbeiten: Die Filmhandlung ist in der westfälischen Provinz der 60er-Jahre angesiedelt. Gedreht wird allerdings konsequent im Rheinland. Vor-Ort-Drehs sind geplant in Bergheim/Erft, Elsdorf, Kerpen, Bedburg, Windeck, Wuppertal und Viersen.