Köln. Intendant Tom Buhrow hat dem WDR ein striktes Sparprogramm verordnet. Mittelfristig würden rund 100 Millionen Euro Einnahmen fehlen, darum sollen insgesamt 500 Stellen gestrichen werden. Auch im Programm drohen Abstriche. So werde es ab 2015 samstags keine regionale “Lokalzeit“ mehr geben.

Der WDR muss sparen. Bis 2020 fallen insgesamt 500 Stellen weg. Einsparungen gibt es auch im Programm. Der gebührenfinanzierte Sender geht davon aus, dass mittelfristig 100 Millionen Euro an Einnahmen fehlen. Zugleich der WDR handlungsfähig bleiben, in dem er Prioritäten setzt. Das erklärte Intendant Tom Buhrow am Dienstag in Köln.

Was bedeutet das für die Zuschauer des WDR-Fernsehens? Ein Teil des gewohnten Angebotes entfällt. So kündigte Fernsehchef Jörg Schönenborn an, dass die samstägliche aktuelle "Lokalzeit" mit ihren elf regionalen Ausgaben im WDR-Fernsehen zum Januar 2015 ausläuft. Stattdessen kommt eine landesweit einheitliche Ausgabe namens "Lokalzeit Weekend". Sie setzt auf Service. Schönenborn argumentierte, anderfalls hätte die Zahl der derzeit elf Studios verringert werden müssen. Die 1984 ins Leben gerufene "Lokalzeit" ist dem WDR lieb und mit 60 Millionen Euro pro Jahr auch teuer.

Sportrechte "nicht um jeden Preis" halten

Sparen will der WDR aber auch bei Talkshows. Das Wissensformat "Kopfball" wird sogar komplett eingestellt.

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Bei der Frage nach Sportrechten blieb Senderchef Buhrow vage. Er wolle Sportrechte "nicht um jeden Preis". Zugleich aber sieht er internationale Fußball-Turniere wie Welt- und Europameisterschaften sowie die nationale Bundesliga mit Verweis auf die überdurchschnittlichen Quoten als "gesellschaftliches Bindeglied".

Das Publikum ist dem WDR aber vor allem beim Sport treu. Sonst verbucht der Sender seinen besten Erfolg beim Publikum über 60. Der Alterschnitt der NRW-Bevölkerung liegt bei 52 Jahren.

Mehr Gewicht auf Internet-Angebote und Serien

Deshalb setzt der WDR auf Innovation. Schönenborn ist dabei, neue Serien für junge Seh-Leute einzukaufen. Hoffnungen setzt der Sender beim klassischen Fernsehen auf Talente wie Grimmepreisträger Jan Böhmermann. Zudem sollen zeitunabhängig abrufbare Internet-Angebote eine größere Rolle spielen.

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Was ändert sich im Hörfunk? Die neue Radio-Chefin Valerie Weber kündigte bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt an, den Rotstift im publikumsschwachen Nachtprogramm der fünf WDR-Wellen anzusetzen.

Weit wichtiger war der ehemaligen Programm-Geschäftsführerin der privaten Antenne Bayern allerdings, Bedenken zu zerstreuen, das Radio-Angebot des WDR zum Dudelfunk zu machen: "Die Hochkultur und die Klangkörper bleiben."

Zu Radioprogrammen werden Hörer befragt

Weber will eine Hörerbefragung in Auftrag geben, um herauszufinden, wo wem Radio gehört wird, wie das Publikum tickt und welche Erwartungen es an den Hörfunk stellt. Dabei deutete Weber an, die WDR-Wellen stärker als bisher zu regionalisieren. Details nannte sie zunächst nicht.

Überdies sieht Weber die Zukunft des Hörfunks in Angeboten, die sich über verschiedene Verbreitungswege zum Publikum bringen lassen. Einer soll DAB+ sein, die Hörfunk-Variante des digitalen Antennenfernsehens DVB-T, dessen kommende Generation DVB-T 2 heißt.

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Was bedeuten die Sparpläne für die Mitarbeiter? Derzeit hat der WDR 4300 Angestellte. Dazu kommen 1900 feste Freie. Überdies arbeitet für den Sender nicht genannte Zahl an gelegentlich beschäftigten freien Mitarbeitern.

Unter freien Mitarbeitern geht die Angst um

Die Mitarbeiter tragen Buhrow zufolge weniger als die Hälfte der angepeilten 100 Spar-Millionen. Obwohl der WDR einen sozialverträglichen Stellenabbau plant, ist dem Sender-Chef erklärtermaßen klar, dass unter freien Mitarbeitern Angst umgeht.

Buhrow will vorwiegend bei der Verwaltung sparen, dann bei Produktion und Technik und zuletzt beim Programm. Ob's klappt, wird sich weisen. Bei der Pressekonferenz waren Fruchtstücke auf Deko-Florette aufgespießt. Die Führungsetage des Senders hofft, dass bei den Spardiskussionen nicht doch schwere Säbel gezückt werden.