Essen. Ich packe meinen Koffer und nehme mit: Pflaster, Salben, Spritzen, Tropfen, Sprays, Tabletten, Verbandszeug. . . Wer in den Urlaub fährt, nimmt oft entweder viel zu viele Medikamente oder auch die falschen mit, sagen Experten. Wir erklären Ihnen, was wirklich in die Reiseapotheke gehört.

„Grundsätzlich sollte man erst einmal die Medikamente einpacken, die man selbst regelmäßig nehmen muss“, sagt Apotheker Dr. Rolf-Günther Westhaus. „Da denkt jeder an die Sonnencreme, aber vergisst die eigene Medizin.“ Wobei natürlich auch der Sonnenschutz nicht vernachlässigt werden sollte und auf jeden Fall ins Gepäck gehört.

Auf Reisen beispielsweise in die USA oder nach Indonesien sollte man zudem ein Formular dabei haben, auf dem der Arzt bescheinigt, dass der Reisende bestimmte Medikamente wie Insulin oder Morphin einnehmen muss, „sonst kann man da schnell mal Schwierigkeiten bekommen“, so Westhaus. Und noch einen Hinweis hat er für Diabetiker parat: „Insulin muss auf Reisen nicht zwingend gekühlt werden – es lässt sich auch ungekühlt sechs bis sieben Wochen lang verwenden.“ Nur in die pralle Sonne solle man es nicht unbedingt legen.

Schmerzmittel sind vielseitig

Abgesehen von den eigenen Medikamenten und ausreichendem Sonnenschutz („mindestens Faktor 25 auch in unseren Breiten“) empfiehlt Westhaus, ein Schmerzmittel einzupacken. Dieses sei universell einsetzbar, lindere Knieschmerzen ebenso wie Zahnschmerzen und wirke außerdem fiebersenkend.

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Dazu könne noch etwas gegen Erkältungskrankheiten kommen, also zum Beispiel ein Nasenspray. Darüber hinaus sei der Inhalt der Reiseapotheke von der individuellen Urlaubsplanung abhängig: Ein Pauschaltourist im Wellnesshotel muss nicht unbedingt ein Erste-Hilfe-Set im Koffer haben, ein Urlauber, der viel mit dem Fahrrad unterwegs ist hingegen schon. „Wenn ich im Allgäu wandern gehe, muss ich mich auf einen Sturz vorbereiten“, sagt Westhaus. Also kommt eine Bandage mit. Ähnliches gilt für Antimückenmittel.

Auch der Impfstatus ist wichtig

Was der Apotheker aber mindestens genauso wichtig findet wie eine komplette Reiseapotheke, ist der Impfstatus: die Standardimpfungen wie Polio, Diphtherie und Tetanus; FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) für Aufenthalte im süddeutschen Raum, oder Hepatitis A und B – „darauf sollte man wirklich achten“.

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Bei Reisen mit exotischem Ziel sollte man sich rechtzeitig, am besten schon bei der Urlaubsplanung, mindestens aber vier bis sechs Wochen vor Abreise, vom Arzt oder Apotheker über erforderliche Impfungen informieren lassen. Wer außerhalb Deutschlands reist, dem rät Rolf-Günther Westhaus, auch ein Medikament gegen Durchfall mitzunehmen. Denn: „Wenn sie von zehn Urlaubstagen drei Tage lang nur darauf achten müssen, wo die nächste Toilette ist, haben Sie diese drei Tage schon verloren.“ In vielen nordafrikanischen Ländern würden Magen-Darm-Probleme bei Touristen fast zwangsläufig auftreten. Zwar kann man darauf achten, nur aus original verschlossenen Flaschen zu trinken, Eiswürfel und gezapfte Getränke, sowie rohe Lebensmittel zu meiden, doch gänzlich ausschalten lässt sich das Risiko nicht.

Eine halbe Apotheke dabei zu haben, ist nicht sinnvoll

Viel mehr als die aufgezählten Präparate würde der Apotheker auch selbst nicht mitnehmen: „Reiseapotheke bedeutet nicht, dass man eine halbe Apotheke dabei haben soll“. Vielleicht noch ein paar sterile Spritzen und Kanülen, wenn die Reise in ganz exotische Gegenden führt, allerdings ist nicht gesagt, dass man diese dann im Notfall direkt parat hat.

Auch mit Medikamenten im Gepäck kann man eben nicht gegen alle Eventualitäten gewappnet sein.