Köln. . Eine E-Mail vom Strand, ein Anruf aus den Bergen - Handy und Tablet begleiten den Urlauber fast überall auf Schritt und Tritt. Pünktlich zum 1. Juli hat die EU-Kommission eine weitere Absenkung der Auslandstarife angeordnet. Doch es drohen Kostenfallen. Die Tarife sind nicht für alle Nutzer sinnvoll, zum Teil schwer durchschaubar und haben oft einen Haken.
Nicht nur Autobahnen und Züge sind verstopft, wenn die Urlaubszeit beginnt. Auch Telefonnetze und Funkmasten ächzen unter Höchstlast. Denn Smartphone und immer öfters auch das Tablet dürfen in keinem Reisekoffer fehlen. Mobil erreichbar am Strand, in den Bergen oder sonst wo von unterwegs - darauf wollen nur die wenigsten Urlauber verzichten: Entspannung pur im Datenrausch.
Möglich geworden ist dies durch handliche Endgeräte wie Smartphone und Tablet, schnelle Netze und durch den drastischen Preisverfall für die Datenkommunikation. Die Netzbetreiber haben sich längst auf den Boom eingestellt. Sie arbeiten fieberhaft an dem Ausbau schneller Netze und schnüren immer neue Tarifpakete. Und die Talfahrt bei den Preisen geht unvermindert weiter:
Pünktlich zum 1. Juli hat die EU-Kommission eine weitere Absenkung der Auslandstarife angeordnet. Das ist bereits der achte Preisschritt nach unten, wie das Vergleichsportal Verivox ausgerechnet hat. So fallen die Tarife für abgehende Telefonate von einem EU-Land ins andere auf 19 Cent, plus Mehrwertsteuer. Für ankommende Gespräche dürfen nur noch 6 Cent kassiert werden.
Preise im mobilen Datenverkehr fast im freien Fall
Die Textnachrichten SMS verbilligen sich auf 6 Cent, und die Preise im mobilen Datenverkehr gehen fast in den freien Fall über: Für ein Megabyte - das ist etwa ein Skype-Anrufe von einer Minute ins Festnetz - halbiert sich der Preis auf 20 Cent plus Mehrwertsteuer. Und die Kosten für das Roaming, das Herumwandern durch andere Netze im Ausland, werden weiter sinken und Telefonieren, Surfen und Datenversand verbilligen.
EU-Kommissarin Neelie Kroes hat dabei ein festes Ziel vor Augen: die mobile Kommunikation in einem EU-Land soll nicht teurer sein als im Heimatland. So werden sich die Tarife in der EU in wenigen Jahren den Inlandstarifen annähern, meinen Experten - das wäre dann Binnenmarkt pur. Ende kommenden Jahres, so die Pläne der Kommission, die inzwischen auch vom EU-Parlament abgesegnet wurden, sollen die Extrakosten gänzlich entfallen.
Tarife zum Teil schwer durchschaubar
Als erster Anbieter in Deutschland hat E-Plus die Roamingkosten drastisch gekappt beziehungsweise zum Teil ganz gestrichen - so bei den Discountmarken simyo, blau.de oder aldi-talk. Im Inland wie im EU-Ausland kosten Telefonate seitdem 9 Cent und für ankommende Gespräche fallen keine Kosten mehr an.
"Verbraucher haben heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor, den individuell besten Tarif zu finden", heißt es bei Verivox. So könne unter anderem gegen eine kleine Gebühr auch eine Inlands-Flatrate mit ins europäische Ausland mitgenommen werden. Doch die Tarife sind nicht für alle Nutzer sinnvoll, zum Teil schwer durchschaubar und haben oft einen Haken.
Bei der Deutschen Telekom beispielsweise liegt der Zusatzpreis bei monatlich fünf Euro. Aber: der Tarif muss für ein komplettes Jahr gebucht werden. Wer seinen Pauschaltarif nur für drei oder vier Wochen im Ausland nutzen möchte, zahlt mehr, fast 20 Euro extra. Vodafone arbeitet mit einer Tagespauschale von zwei knapp drei Euro auf seine Flat-Tarife.
Dennoch: Für die Fans der digitalen Kommunikation sind sinkende Roamingpreise eine gute Nachricht. Viele Jahre scheffelten die Netzbetreiber aus den EU-Tarifen Erlöse in Milliardenhöhe. Die Intransparenz und das Tarifwirrwarr brachte so manchem Urlauber am Ende der Ferien ein böses Erwachen.
"Diese Schockrechnungen gibt es aber nicht mehr", sagt Thomas Bradler von der NRW-Verbraucherzentrale. In Europa seien die Verbraucher inzwischen gut geschützt. Vor ein paar Jahren deckelte die EU die Kosten bei 60 Euro. Wird das Limit erreicht, muss der Betreiber den Kunden per SMS informieren.
Doch in andere beliebte Reiseländer wie Schweiz, Türkei oder Südostasien gelten andere Bedingungen. Langes Telefonieren und ausgiebiges Surfen können hier Löcher in die Geldbörse schlagen. Verbraucherschützer wie Bradler empfehlen ohnehin jedem Reisenden, sich vor einem Urlaubsantritt beim Betreiber zu informieren, welche Telefon- und Internetkosten die Nutzung eines Handys gegebenenfalls verursachen kann.
Eine der größten Kostenfallen ist das Smartphone selbst: Die Geräte aktualisieren nämlich im Hintergrund und ohne Wissen des Nutzers oft Anwendungen oder führen Updates durch. Und das frisst Megabytes. Aber auch da weiß Bradler eine Antwort: In der Option Einstellungen der Geräte die mobile Datenoption deaktivieren und E-Mail, Internet, Whatsapp & Co nur in WLAN-Netzen nutzen.