München. Weiter Wirbel um Uli Hoeneß. Erst will der ehemalige Präsident des FC Bayern seine Haftstrafe in einer anderen Haftanstalt absitzen. Nun geht es um Erpressung. Ein 50-Jähriger drohte dem ehemaligen Bayernpräsidenten „erhebliche Schwierigkeiten“ für dessen Zeit hinter Gittern an.
Nun ist der Wirbel um Uli Hoeneß’ bevorstehenden Gang ins Gefängnis um eine Kapriole reicher. Erst will der ehemalige Präsident des FC Bayern München seine Haftstrafe in einer anderen Anstalt absitzen, weil er seine Privatsphäre nach einem Tag der offenen Tür für Journalisten in der JVA Landsberg verletzt sieht – jetzt kommt heraus, dass ihn ein 50-jähriger Ganove am Samstag erpresst hat. Schon am selben Abend allerdings schnappte die Polizei den Mann bei seinem eher dilettantisch vorbereiteten Versuch, das Geld zu kassieren.
Wie die Polizeidirektion Oberbayern Süd in Rosenheim am Dienstag meldete, „ging am Samstag ein mehrseitiges Erpresserschreiben mit der Post“ beim 62-Jährigen ein. Die Familie nahm die darin formulierte Drohung ernst und schaltete sofort die Polizei in Hoeneß’ Wohnort Bad Wiessee ein.
In dem Papier drohte der Unbekannte Hoeneß für dessen „bevorstehende Strafhaft erhebliche Schwierigkeiten“ an. Er habe Einfluss auf den Haftverlauf, ganz egal in welcher bayerischen Justizvollzugsanstalt Hoeneß untergebracht werde. Er habe, so die Polizei, „einen sechsstelligen Betrag“ verlangt, dann könne Hoeneß den Ärger vermeiden.
Mehrere Zeitungen berichteten am Dienstag übereinstimmend, es sei um eine Forderung von 200.000 Euro gegangen. „Die Drohungen hatten schon Hand und Fuß“, sagte ein Sprecher des Präsidiums. „Darum haben wir sie auch so ernst genommen.“
Polizei ging zum Schein auf Erpressung ein
Der Münchner, so stellte sich später heraus, kennt sich tatsächlich im Gefängnis aus, saß zuletzt 2009 ein, ist mehrfach verurteilt worden wegen Raubes, Betrugs, Diebstahls und Untreue. Wie gut seine Kontakte zu aktuellen Insassen noch sind, untersucht die Staatsanwaltschaft München derzeit. „Möglich ist das natürlich“, bestätigte ein Polizeisprecher.
Dreieinhalb Jahre Haft für Hoeneß
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Uli Hoeneß ließ sich allerdings in seinen Tagesplänen von der kriminellen Aktion nicht beirren. Er besuchte am Samstagnachmittag das letzte Saisonspiel der Bayern gegen den VfB Stuttgart, feierte nach dem 1:0-Sieg den Meistertitel und sah sich danach auch noch das Basketball-Play-off-Viertelfinalspiel der Bayern gegen Ludwigsburg an.
Derweil ging die Polizei zum Schein auf die Erpressung ein und deponierte am Abend ein Päckchen in einem Papierkorb an einer Bushaltestelle im Stadtteil Sendling. Beamte in Zivil postierten sich im Umfeld und stellten den Täter um 20.40 Uhr. Der erschien auf dem Fahrrad, wollte das Päckchen greifen, sah sich aber den Polizisten gegenüber. Bei seinem Fluchtversuch stürzte er wenige Meter weiter vom Fahrrad und verletzte sich. Derzeit sitzt er in Untersuchungshaft.
Antrag auf Unterbringung in einem anderen Gefängnis
Auch wenn der Fall für Hoeneß glimpflich ausging, befeuert er womöglich die Argumentation von Hoeneß’ Anwälten: Sie haben eine Unterbringung in einer anderen Justizvollzugsanstalt als der in Landsberg am Lech beantragt.
Hier sitzt Uli Hoeneß seine Strafe ab
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„Wir wollen uns dazu nicht äußern“, sagte sein Anwalt Steffen Ufer zwar am Dienstag. Allerdings bestätigte er, dass es einen Antrag gibt. „Da läuft was.“ Über Details schwieg er. Ähnlich hält das weiterhin auch die Staatsanwaltschaft München II. „Kein Kommentar zum Vollstreckungsverfahren“, heißt es dort.
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