München/Dorsten. . Diabolische Sprüche stehen im Mittelpunkt der Sat.1-Kochshow „Hell’s Kitchen“. Elf Kandidaten greifen in einer Villa bei Mönchengladbach zum Kochlöffel. Der Dorstener Frank Rosin gibt dabei die deutsche Ausgabe von Gordon Ramsay, der im englischen Original wie eine Kreuzung aus Dieter Bohlen und Luzifer wirkt.
Natürlich züngeln Flammen. Immer wieder. Es ist ja auch keine normale Küche, in der Sterne-Koch Frank Rosin hier steht. Es ist die Küche der Hölle, „Hell’s Kitchen“ (Sat.1, Mittwoch, 20.15 Uhr). Elf Kandidaten schwingen dort die Kochlöffel in einer Villa bei Mönchengladbach, um ein Fünf-Gänge-Menü auf Sterne-Niveau zu servieren. Wer Rosins Ansprüchen dabei nicht gerecht wird, der fliegt raus.
„Hell’s Kitchen“ ist eine Show, in der es ums Kochen geht. Eine Koch-Show aber ist es nicht. Eher schon ein Boot-Camp in der Küche. Angetrieben vom Meister selbst müssen die Teilnehmer unter Zeitdruck schneiden und schnippeln, brutzeln und braten, anrichten und arrangieren.
Und das für 60 Gäste mit Neigung zur Nörgelei. Reis zu wässrig, Fleisch zu trocken – irgendwas ist immer und wird von Rosin gerne aufgegriffen, um zu maulen („Du kannst nicht mal ein Butterbrot machen“) und zu klagen („Ihr ruiniert meinen Ruf“).
Christine Kaufmann und Mickie Krause mit dabei
Sat.1 nennt die Kandidaten „Prominente“. Für Schauspielerin Christine Kaufmann mag das stimmen, vielleicht sogar auch für den Ballermann-Barden Mickie Krause. Die meisten anderen aber können durch Fußgängerzonen spazieren, ohne dass Menschenaufläufe zu befürchten sind. Denn da tummeln sich die unvermeidlichen Soap-Stars und Casting-Sternchen am Herd, und mittlerweile reicht der Titel einer „Miss Tuning 2003“, um ins Fernsehen zu kommen.
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Aber vielleicht ist Katharina Kuhlmann ja auch dabei, weil sie bekennende Veganerin ist. Worauf Rosin sie prompt Fleisch zubereiten lässt. Das sorgt für Stimmung am Herd und auch daneben. Denn um keine Langeweile aufkommen zu lassen, hat der Sender die Teilnehmer in der Villa gleich zwangskaserniert und liefert mit überall aufgehängten Kameras zwischendurch immer wieder Bilder davon, was sich hinter den Kulissen so abspielt. „Big Brother“ lässt grüßen.
Die Höllenküche ist keine deutsche Idee. Entwickelt in Neuseeland, war sie in den USA und Großbritannien jahrelang eine der erfolgreichsten Shows und Stadtgespräch. Was vor allem an Gordon Ramsay lag, Schotte von Geburt und Koch und Choleriker aus Leidenschaft. Eine Kreuzung aus Dieter Bohlen und Luzifer.
Rosin entscheidet allein
Bei der Suche nach einem deutschen Pendant landet man fast zwangsläufig bei Rosin. Der Dorstener versucht dann auch in die gleiche Kerbe zu hauen, duzt alle, lässt sich selbst aber ehrfurchtsvoll siezen und alle Anordnungen mit „Ja, Chef“ bestätigen.
Er schimpft und flucht, schneidet anderen das Wort ab oder überhört sie einfach. Wenn er sich nicht gerade die wenigen verbliebenen Haare rauft und Teller mit missratenen Speisen aufeinander stapelt. Das ist zeitweise ganz unterhaltsam, wirkt manchmal aber etwas bemüht.
Doch das ist nicht der einzige Unterschied. Während die Show in England zwei Wochen lang täglich live aus einem Restaurant kam und die Zuschauer vor dem Bildschirm in bester „Dschungel-Camp“-Manier entschieden, wer die Sendung verlassen musste, zeigt Sat.1 sie im Wochentakt, aus der Konserve und mit Rosin als Allein-Entscheider. Das könnte es schwieriger machen, deutsche Zuschauer zu Dauergästen in der Küche des Teufels zu machen.