München.. Er war im Privatfernsehen einer der Stars schlechthin. Dann kostete Andreas Türck ein Vergewaltigungs-Prozess die Karriere vor der Kamera - obwohl er freigesprochen wurde. Jetzt wagt der Moderator einen Neustart - bei Kabel 1. Worauf der Sender sonst setzt, erzählt Senderchef Karl König im Interview.

Kabel 1 greift an. Der Münchner Sender aus der ProSiebenSat.1-Gruppe setzt auf Basketball, neue US-Serien wie „Sons Of Anarchy“ und Eigenproduktionen wie einem neuen Coaching-Format mit dem Dorstener Sternekoch Frank Rosin. Warum der Sender außerdem den einstigen Star-Moderator Andreas Türck zurück ins TV holt, verrät Kabel-1-Chef Karl König im Gespräch mit Jürgen Overkott.

Sie haben die TV-Rechte für die Europa League. Welche Rolle spielt der Sport für Ihren Sender?

Karl König: Die Rechte für die Europa League sind für kabel eins das Salz in der Suppe, die Würze.

Warum salzen Sie mit den Rechten für die Basketball-Bundesliga nach?

König: Es ist eher ein weiteres Gewürz, mit dem wir kabel eins anreichern. Jeder gute Koch probiert auch mal was Neues.

Schalke und Bayern haben eines gemeinsam...

Und dennoch sind Sie dabei...

König: Ich komme aus dem Revier und bin daher Schalke-Fan.. Der FC Schalke und der FC Bayern haben eines gemeinsam: Wenn die beiden Clubs etwas veranstalten, läuft das richtig gut. Der FC Bayern ist inzwischen längst Basketball-Bundesligist. Wenn sich dieser Verein für eine Sportart engagiert, dann macht er es 100-prozentig. Das hat dazu geführt, dass Basketball für kabel eins sehr viel attraktiver geworden ist. Wir wollen das Potenzial der Liga einem breiteren Publikum zugänglich machen. Ich glaube, die Zeit dafür ist gekommen.

Welche Rolle spielt der Nowitzki-Faktor?

König: Er ist der Superstar. Aber er spielt in Amerika...

...aber sein Glanz strahlt nach Deutschland.

Welche Rolle Nowitzki spielt

König: Er hat Basketball bei jungen Leuten zum Kultsport gemacht. Wir wollen Basketball zu einer der Top-Ligen in Deutschland machen. Wenn Dirk Nowitzki dabei als Experte mitmachen will, ist das für uns eine Win-win-Situation.

Der Sender lebt nicht vom Sport allein. Die Saison startete für kabel eins verhalten. Wie wollen Sie’s wuppen?

König: Wir sind strategisch gut aufgestellt und haben uns auf das zweite Halbjahr 2012 sehr gut vorbereitet. Manche Dinge müssen noch geglättet werden, vieles läuft schon gut...

Nämlich?

König: Wir haben unser Serien-Angebot am Nachmittag neu aufgestellt und komplettiert. Wir zeigen hier seit kurzem durchweg Mystery- und Krimi-Serien – anstelle der SitComs. Und das hat aus dem Stand gut geklappt.

Und abends?

„Sons Of Anarchy“ wechseln vom Netz ins Fernsehen

König: Ich freue mich zum Beispiel sehr auf die Free-TV-Premiere des US-Serien-Hits „Sons Of Anarchy“, der zuerst auf unserer Internet-Plattform „MyVideo“ gezeigt wurde.

Welche Rolle spielt die Plattform für Sie?

König: „MyVideo“ spielt für unsere Senderfamilie eine enorm große Rolle. Wir bauen das Video-Portal gerade zum ersten Web-TV-Sender der Gruppe aus. Die Strategie, hochwertige Serien zuerst Online anzubieten und dann auf den Sendern, hat gut funktioniert. Das hilft auch der TV-Ausstrahlung, denn wir sehen, dass uns MyVideo neue Zuschauer zuspielt .

...zumal YouTube verstärkt professionell produzierte Beiträge anbieten will...

„Wir stellen uns gern dem Wettbewerb“

König: ...wir stellen uns gerne dem Wettbewerb, wenn er fair ist, und nehmen das ganz gelassen zur Kenntnis. Mit MyVideo haben wir einen signifikanten Vorsprung im Markt und bauen das Angebot sukzessive aus.

Wir haben gerade über Zukunftsstrategien gesprochen. Lassen Sie uns zurückblicken: kabel eins hat lange mit den „besten Filmen aller Zeiten“ geworben. Ist das noch zeitgemäß?

König: Der Claim (Werbespruch) ist einer der bekanntesten in der Fernsehwelt überhaupt. Wir haben den Anspruch, dieses Versprechen – „wir haben die besten Filme aller Zeiten“ – noch für lange Zeit erfolgreich zu erfüllen. Der Markt dafür ist sehr breit, und wird auch in Zukunft nicht an Relevanz verlieren.

Nun sagen Zweifler: Filme wie „Beverly Hills Cop“ haben wir schon 100 000-mal gesehen, warum sollten wir die noch mal gucken?

Warum selbst Kino-Klassiker Neuigkeitswert haben

König: Erstens, die Zuschauer lieben sie. Zweitens, hat eine Generation von großen Fernsehern Einzug in die Wohnzimmer gehalten, die eine nie gekannte Bildqualität bieten, so dass Filme in HD mit einem neuen Seherlebnis verbunden sind.

Dennoch ist es bekanntes Material. Wie sieht’s mit Eigenproduktionen aus?

König: Wir sind stolz auf „Die besten Filme aller Zeiten“ und auf unsere Serien, denn wir begeistern mit diesen Programmen unsere Zuschauer und das ist das wichtigste. Dennoch sind natürlich für eine TV-Marke wie kabel eins auch Eigenproduktionen entscheidend. Wir gehen schon lange diesen Weg der Programmvielfalt aus Fiction und Eigenproduktionen, und wir gehen ihn weiter, z.B. mit der vierten Staffel von „Rosins Restaurants“ – eine Eigenproduktion, die wir jetzt sogar als Zweistünder ausstrahlen werden. Ich schätze Frank Rosin: Er brennt für das, was er tut, als Mensch, als Koch, als Manager. Und er schafft es, extrem einfühlsam eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen, die er coacht. Diese emotionale Nähe und Authentizität sind uns wichtig bei den Eigenproduktionen, die kabel eins zeigt und die für den Sender stehen.

„Dalli, Dalli“ & Co.Neue TV-Ideen mit Familienbetrieben

Was haben Sie an wirklich Neuem?

König: Wir arbeiten an sehr spannenden Konzepten fürs nächste Jahr, und haben uns zum Beispiel die Rechte an dem internationalen Format „Firing Mom and Dad“ (Ich feuere Mama und Papa) gesichert. In Deutschland gibt es unglaublich viele Familien-Unternehmen. Unsere Idee: Die Kinder sagen zu ihren Eltern: „Jetzt geht ihr mal 14 Tage ins Hotel, und wir schmeißen den Laden.“ Das Interessante dabei ist das Ineinanderspielen von zwei Ebenen: die Geschäftsebene, und die zwischenmenschliche Ebene. Das ist ein spannender Ansatz, der perfekt zu Kabel 1 passt.

Wie viel „scripted“ und wie viel „reality“ ist da drin?

König: Ich stehe dem Thema „scripted reality“ prinzipiell offen gegenüber. Aber „Firing Mom and Dad“ und “Rosins Restaurant” sind Reality-Formate ohne Laiendarsteller.

Warum Andreas Türck zurückkehrt

Und dann hat kabel eins noch Magazine. Was wird da erneuert?

König: Für die Wochenausgabe unseres erfolgreichen Magazins Abenteuer Leben“ konnten wir einen neuen Moderator gewinnen: Andreas Türck.

Andreas Türck hat eine Art Kachelmann-Schicksal erlitten: Er stand wegen Vergewaltigungsvorwürfen vor Gericht, wurde freigesprochen und hat sich dann erst mal aus der Arbeit vor der Kamera zurückgezogen...

König: Die beiden Fälle sind in keiner Weise vergleichbar. Andreas Türck ist freigesprochen worden und hat sich abseits der Kamera sehr erfolgreich eine neue Karriere aufgebaut. Er arbeitet seit Jahren als Web-TV-Produzent und hat ein sicheres Gespür für zukunftsträchtige Trends. Ich halte ihn zudem für einen professionellen Moderator. Wir fanden beide, dass jetzt die Zeit reif ist für sein Comeback vor der Kamera.