Rom. . Die Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. werden am Sonntag in Rom, Italien, heilig gesprochen. Schon jetzt bereitet sich die Heilige Stadt auf das Spektakel vor. Dabei ist ab 9.30 Uhr auch das deutsche Fernsehen. Neben ARD und ZDF sendet auch Sky.
Wenn in Rom am kommenden Sonntag gleich zwei Päpste auf einen Schlag heiliggesprochen werden – die populärsten des 20. Jahrhunderts auch noch –, wenn den Gottesdienst ein mindestens genauso gefeierter Nachfolger zelebriert und an seiner Seite der einzige zurückgetretene Papst der letzten 700 Jahre Kirchengeschichte steht – dann ist schon das an Sensation nicht mehr zu überbieten.
Wenn dann der eine Heiligkeitskandidat, Angelo Roncalli, als der „Gute Papst Johannes XXIII.“ auch 56 Jahre nach seinem Tod seinen Platz in den Herzen von Millionen Menschen behalten hat; wenn hinter dem zweiten, hinter Karol Wojtyla, mehr oder weniger die ganze polnische Nation steht, wenn die doppelte Heiligsprechung auch noch in der Osterzeit, also der Höchstsaison des Rom-Tourismus’ stattfindet, dann garantiert das alles einen Zustrom an Publikum, der seinesgleichen selbst in dieser Stadt bis jetzt nicht hatte.
Es sei denn an jenem 8. April 2005, als eben dieser Johannes Paul II. nach mehr als 26 Jahren im Papstamt bestattet wurde, oder an jenem 1. Mai 2011, als ihn sein Nachfolger, Benedikt XVI., in historisch kurzer Rekordzeit unter die Seligen erhob.
Alle Zimmer sind ausgebucht
„Auf eine Million Gäste sind wir vorbereitet”, sagt Liberio Andreatta, der Chef des vatikanischen Pilgerbüros ORP vorsichtig. Dabei weiß er, dass er das meiste nicht weiß: zum Beispiel, wie viele Italiener sich spontan auf den Weg nach Rom machen werden, im eigenen Auto, ohne Anmeldung, ohne Hotelbuchung – die ohnehin keinen Sinn hätte. Längst sind alle Zimmer voll. Ein paar Tausend Spanier bringen deshalb ihre Betten mit: Sie haben ein Kreuzfahrtschiff gechartert.
An die zehntausend Helfer – Profis und Ehrenamtliche – versuchen den Strom der Menschen zu kanalisieren; der Zugang zum Petersplatz steht zwar prinzipiell jedem frei, wird aber je nach Uhrzeit und Andrang dosiert. 17 Riesenbildschirme oder Leinwände – die größte am Baugerüst des Kolosseums – sollen den Besuchern dennoch ein „Live-Erlebnis” gestatten.
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Übertragen wird in verschiedenen Sprachen
Übertragen wird in verschiedenen Sprachen – nur nicht auf Deutsch. Genausowenig, wie es unter den „weißen” Gebetsnächten von Samstag auf Sonntag in der römischen Innenstadt eine deutschsprachige gibt. Und man erinnert sich an die Seligsprechung Johannes Pauls II. 2011: Kurz davor, im Osterreiseverkehr, hatte man viel Deutsch in den römischen Gassen gehört. Zur Seligsprechung war dann in auffälliger Weise Pause, erst danach strömten die Deutschen wieder.
Die in ihrem Alltag chaotische Stadt bemüht sich unterdessen, „bella figura” zu machen: „Auf uns schauen zwei Milliarden Menschen; das wird ein planetarisches Ereignis”, sagt Bürgermeister Ignazio Marino, der vorsichtshalber fünf Millionen Euro Sonderhilfe aus dem Staatshaushalt angefordert hat, gleichzeitig aber einräumt, dass die Sache ein Geschäft werden wird: „Die Pilgermassen tun der Wirtschaft gut.“
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Rom will als zivilisiert erscheinen
Die Stadtreinigung hat ausdrückliche Anweisung bekommen, Rom als zivilisiert auch in einem unterentwickelten Bereich erscheinen zu lassen: bei öffentlichen Toiletten. Gerade um den Petersplatz herum sollen Mobil-Klos „so aufgestellt werden, dass der schlechte Geruch früherer religiöser Großveranstaltungen vermieden wird“.
An Animation wird es nicht fehlen: Gebet und Gesang finden zu allen Tageszeiten in allen möglichen Kirchen statt; an Hauswänden, zu Leinwänden umfunktioniert, laufen Filme aus dem Leben von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. Zwischen den Ruinen lässt Rom übrigens, in lichterflackernden Computerprojektionen, seit Tagen auch den alten Kaiser Augustus wieder aufleben. Wahrscheinlich nur ein ganz zufälliges zeitliches Zusammentreffen. Obwohl: Welthauptstadt, wie damals, wäre man schon gerne wieder. Päpste, Heilige, Kaiser – das passt.