Stockholm. . Skandinavische Wissenschaftler hat stets der Effekt der Sonne auf den Menschen interessiert. Eine umfangreiche schwedische Studie kam nun zu einem überraschenden Ergebnis: Frauen, die sich nicht täglich sonnen, erhöhen damit das Risiko, früher zu sterben.

Wo die Sonne fehlt, wird sie besonders wichtig. Im monatelang winterdunklen Schweden versuchen die Menschen jeden Sonnenstrahl durch abruptes und dann oft zehn bis 20 Minuten langes Verharren auf der Straße aufzufangen. Auch die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten ist verbreitet. Es heißt, die Skandinavier seien so schwermütig wegen der Dunkelheit in ihren Ländern. Auch skandinavische Wissenschaftler hat deshalb stets der Effekt der Sonne auf den Menschen interessiert.

Eine umfangreiche schwedische Studie hat nun ein überraschendes Ergebnis präsentiert. Demnach ist das Risiko, früher zu sterben, für Frauen, die sich nicht täglich ein wenig der Sonne aussetzen, deutlich höher als für Sonnenanbeterinnen.

Ergebnisse lassen sich vermutlich auch auf Männer übertragen

29 000 Frauen wurden für die im „Journal of Internal Medicine“ veröffentlichte Studie 20 Jahre lang beobachtet. Die Frauen im Alter von 25 bis 65 Jahren wurden unter anderem gefragt, ob sie sich im Sommer sonnen, im Solarium, beim Winterurlaub, oder ob sie zum Sonnen im Süden Urlaub machen. „Bei denjenigen, die die vier Fragen verneinten, ist das Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu den Frauen, die auf drei oder vier dieser Fragen mit Ja geantwortet haben, drastisch erhöht“, erklärt Pelle Lindqvist, Wissenschaftler und Oberarzt vom Karolinska-Institut (KI) in Stockholm, dieser Zeitung. Die Ergebnisse ließen sich vermutlich auch auf Männer übertragen, so der Wissenschaftler.

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Andere Risikofaktoren, welche die Sterblichkeit erhöhen, wie Übergewicht, Rauchen, wenig Bewegung, Alkohol, wirtschaftlich schlechte Situation und geringerer Ausbildungsgrad, wurden berücksichtigt und bei der Effektmessung weitgehend herausgerechnet.

Die Studie zeigt damit, dass die Sonne nicht vermieden werden sollte. Gleichzeitig weiß man jedoch auch, dass übertriebenes Sonnen zu Hautkrebs führen kann. Aber auch hier haben die schwedischen Wissenschaftler eine interessante Entdeckung gemacht.

„Diejenigen, die sich zu viel sonnen und verbrennen, erhöhen das Risiko für Melanome. Aber selbst bei Hautkrebspatientinnen in der Studie, die sich gerne sonnen, war das Sterblichkeitsrisiko trotzdem nicht höher“, erklärt Lindqvist. Der hohe Vitamin-D-Gehalt in ihren Körpern sorgt anscheinend schützend dafür, dass der Hautkrebs viel weniger häufig tödlich verläuft, so Lindqvist. „Wir haben bereits in früheren Studien herausgefunden, dass die Vitamin-D-Aufnahme durch Sonneneinwirkung das Risiko für eine Reihe von Erkrankungen deutlich mindert. Dazu zählen Blutgerinnsel, Diabetes Typ zwei, und auch Gebärmutterkrebs“, so Lindqvist.

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Täglich Gesicht in die Sonne halten

Das Ergebnis der Studie widerspricht wohl sämtlichen staatlichen Gesundheitsempfehlungen, die bislang vor allem Hautkrebsentstehung und nicht den Krankheitsverlauf im Fokus hatten. „Es besteht ein äußerst großer Unterschied bei der Lebenserwartung mit und ohne Sonne“, so Lindqvist. Er rät, die Sonnenempfehlung Südaustraliens für Schweden zu übernehmen. Dort werde ein kurzes Sonnenbad täglich empfohlen.

„Wir denken, man muss sich jeden Tag sonnen. Einfach nur kurz mitten am Tag. Es reicht schon, nach dem Mittagessen den Kaffee in der Sonne einzunehmen, Hände und Gesicht und auch Beine und Arme der Sonne für zehn bis 20 Minuten auszusetzen, ist optimal, glauben wir. Gemäßigt, aber regelmäßig“, empfiehlt Lindqvist.