Berlin. . Der neue Polizeiruf aus Potsdam am führt das Ermittlerduo Lenski und Krause ins Millieu der Ökobauern. Der Krimi besticht vor allem durch die Qualität der Aufnahmen und den schauspielerischen Leistungen. Häufig kommt beim Zugucken jedoch Langeweile auf.
Ein Krimi wie der letzte schöne Sommertag: Horst Krause und Maria Simon ermitteln beim „Polizeiruf“ unter Ökobauern. Der behäbig erzählte Fall wird mit schönen Bildern von Natur und Landschaft garniert. Außerdem gíbt es neben dem Kriminalfall eine Menge Psycho-Kram.
Auf den ersten Blick sind sie nicht unbedingt das Traumpaar unter den deutschen TV-Kriminalisten: Die agile, alleinerziehende Mutter und der alte, behäbige Dorfpolizist, dessen promenadengemischter Hund artig im Beiwagen seines Dienstmotorrads Platz nimmt. Doch genau diese Gegensätze machen das Duo so ungemein interessant.
Mysteriöser Mord in der Öko-Bauern-Szene
Hauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon) und Polizeihauptmeister Horst Krause (der so heißt wie sein Schauspieler) zieht es auch in „Käfer und Prinzessin“, dem neuen Brandenburger „Polizeiruf 110“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD), auf das platte Land, um einen mysteriösen Mord in der Öko-Bauern-Szene aufzuklären.
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Der Fall beginnt lauschig: Es ist ein romantischer Indian Summer auf dem Lande, das Laub leuchtet in herbstlichen Farben, und blond-bezopfte Kinder in wallenden Kleidern haben viel Spaß an der heiteren Apfelernte auf dem Öko-Bauernhof. Doch das Idyll ist trügerisch, denn tags darauf liegt ein Mitglied der bäuerlich-alternativen Landkommune bäuchlings in der Jauche-Grube – Martin Jahn wurde erschlagen. Nur von wem? War es ein Streit in der Dorfschänke? Oder hat sich der Ermordete mit einem anderen Mitglied des Ökohofs überworfen?
"Polizeiruf-Kommissarin" Lenski ermittelt gemächlich
Denn hinter der grünen Heile-Welt-Fassade scheint sich eine Ansammlung von Egomanen zu verbergen. Die Ermittlungen werden für Olga Lenski zusätzlich erschwert, trifft sie doch ausgerechnet hier in der Einöde nach vielen Jahren erstmals wieder auf ihre allerbeste Jugendfreundin Ruth (Fritzi Haberlandt), die mit dem Toten liiert war.
Die Kommissarin geht den Fall gewohnt gemächlich an. Der Mörder wird nicht gejagt (ist mit Horst Krause auch nur schwerlich möglich), er wird gesucht. Allzu sehr schürfen die Ermittlungen aber nur an der Oberfläche. Der Krimi rückt in den Hintergrund und wird überlagert von der Beziehung zwischen Olga und Ruth und der Frage, welcher Lebensweg der beiden Frauen der bessere gewesen sein mag? Hier die rational geplante Beamtenkarriere, dort die Selbstverwirklichung und Erfüllung der eigenen Träume.
Nur selten kommt Spannung auf
Hitzewallungen erzeugende Spannungsmomente bleiben deshalb konstant unter Zimmertemperatur. Die gezeichneten Figuren drohen zudem immer wieder ins Klischeehafte abzudriften, kriegen aber zumeist die Kurve. Wenn allerdings Harry Wacker (Peter Lohmeyer), das Oberhaupt der Landkommune, plötzlich meditativ den japanischen Schwertkampf zelebriert und weise übers Leben räsoniert, wird’s arg holprig.
Die Büros der Tatort-Kommissare
Entschädigt wird der Zuschauer durch außergewöhnlich stimmungsvolle Landschaftsbilder, einen mutigen Schnitt und die mehr als passablen Schauspieler. Der fünfte Fall von Lenski und Krause ist letztlich wie ein Altweiber-Sommertag: farbenfroh, angenehm warm, in manchen Passagen jedoch viel zu wohlig-schläfrig. Mancher nennt das langweilig.