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Es riecht nach Prärie. Wölfe durchstreifen die Ebene, und wenn am Horizont nicht die Schlote einer gewaltigen Fabrik dampften, wähnte man sich in den Weiten Nordamerikas und nicht in der brandenburgischen Einöde. Dort aber spielt der „Polizeiruf 110“ (So., ARD, 20.15 Uhr) dessen aktuelle Folge „Wolfsland“ mit wunderbar fotografierten Postkartenmotiven zumindest optisch vielversprechend beginnt.
Und irgendwie bleibt es auch ein Western aus dem Osten. Regisseur Ed Herzog scheint verliebt in die Versatzstücke: der einsame Mann am Lagerfeuer, ein „Sheriff“, der in der rauen Landschaft ermittelt und auf schweigsame Menschen stößt, das Heulen der Wölfe. Die sind, wie wir auch im Westen wissen, längst im Osten angekommen. Im Dorf lädt man die Flinten im Auftrag einer übellaunigen Großgrundbesitzerin, (Monika Lennartz) der junge Naturschützer Waldner (stark: Fabian Hinrichs) beobachtet die Tiere und will verhindern, dass sie getötet werden.
Humor der Vorabendkrimis
Dann erwischt es doch einen Wolf, der Bauwagen von Waldner, den sie hier nicht haben wollen, wird von Kugeln durchsiebt, seine junge Assistentin kommt mit ein paar Schrammen davon, und wenig später trifft’s dann auch noch einen Menschen: Der Amtstierarzt und Hobbyjäger (Götz Schubert) liegt erschlagen im Gras, seinen wohlhabenden Schwager (Alexander Beyer) hatte er am Tag zuvor mit Wissen aus einer mutmaßlich düsteren Vergangenheit massiv bedroht.
Ein Fall für Olga Lenski (Maria Simon) und ihren „Hilfssheriff“ Horst Krause, die sich wie immer ausgesprochen unaufgeregt an die Arbeit machen, während Kollege Wolle (Fritz Roth) versucht, einen Waschbären in der Zwischendecke des Reviers aufzuspüren. Letzteres erinnert schwer an den bräsigen Humor deutscher Vorabendkrimis, der sich ohnehin in diesen „Polizeiruf“ einschleicht und ihm viel von seiner sonst so stimmigen Atmosphäre raubt.
Herzog und Rainer Butt, der Co-Autor, haben keine große Geschichte zu erzählen, selbst wenn sie irgendwann das Geheimnis einer Dorfverschwörung aus alten DDR-Zeiten gegen Waldners Familie aufdecken. Sie spielen lieber mit den Stimmungen und den bildlichen Gegensätzen: hier die Menschen als verbissene Einzelgänger in ihren Behausungen, die zu Festungen werden, dort die Wölfe als verschworene Gemeinschaft, das Tier als soziales Wesen. Das Bild wird ein bisschen oft heraufbeschworen – gleichwohl gelingen Kameramann Sebastian Edschmidt immer wieder aufregende Aufnahmen, etwa wenn die Tiere nachts über den Hauptweg dieses Kaffs ziehen, unerschrocken und unbemerkt.
Die Langsamkeit, mit der Ed Herzog vorgeht, könnte man als angenehmen Versuch der Entschleunigung in einer immer hektischer werdenden Fernsehkrimiwelt verstehen. Aber anderthalb Stunden können zäh werden, wenn man nichts mehr wirklich zu sagen hat. So zieht sich’s nach einer guten Stunde doch mächtig, bis die Schuldigen überführt sind und die Wölfe endlich unbehelligt weiterheulen dürfen. Der brandenburgische Tourismusverband indes hat nichts zu meckern.