Essen. . Warum das derzeit modernste Auto der Welt das Fahren nachhaltig verändern wird. Ein Fahrbericht über das erste echte Stromauto deutscher Produktion, über ganz neue Fahrgefühle, über das Tanken aus der Steckdose, niedrige Fahrtkosten und sogenannte First Movers.
Irgendwie so stellt man sich die Zukunft vor. Elektroautos fahren tagsüber lautlos durch die Städte und tanken nachts grünen Strom. Sie stinken nicht, denken mit und sehen auch noch gut aus. Wie weit sind wir damit eigentlich?
Die Redaktion fuhr eine Woche den BMW i3, das derzeit wohl modernste Auto der Welt. Fazit des Alltagstests quer durch Nordrhein-Westfalen: Das erste echte Stromauto aus deutscher Produktion wird das Autofahren ganz sicher verändern. Schade nur, dass die Infrastruktur des Elektro-Zeitalters noch nicht so weit ist.
Das Fahren: Ganz neu denken
Auch das ist nach einer Woche klar: Das High-Tech-Auto von BMW, mit Karbon-Karosserie und recycelten Materialien im Innenraum, ist nicht für die Autobahn gemacht. Der i3 gehört in die Stadt und in die Hände eines Kurzstreckenfahrers. Morgens ins Büro, abends in den Carport mit Ladestation. Das Fahren an sich ist ein Genuss: lautloses Gleiten, assistiert von allen erdenklichen elektronischen Spielereien auf dem großen Bildschirm in der Mitte oder dem kleinen Display, das Batteriestand, Reichweite und Geschwindigkeit anzeigt.
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Elektroautos sind zudem die besten Ampelflitzer, denn der E-Motor hat kaum Kraftverlust. Nachteil: Wer beim i3 von den drei Fahrstufen die sportlichste wählt und gerne aufs Pedal drückt, kommt mit einer Batterieladung höchstens 130 Kilometer weit.
Gewöhnungsbedürftig ist die starke Bremswirkung, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Dann gewinnt der i3 Strom zurück. Auch ein neues Fahrgefühl: Im Stadtverkehr kommt man nahezu ohne Bremse aus.
Das Tanken: Ein leidiges Thema
Sieht toll aus, wie der i3 da in der Parkbox der Reihenhaussiedlung steht. Wäre da nicht das Stromkabel, das als Stolperfalle über dem Bürgersteig zur Steckdose im Haus führt.
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Es gibt drei Möglichkeiten, dem i3 neue Energie zu geben. Das Aufladen mit dem serienmäßigen Hausstrom-Ladekabel an einer ganz normalen Steckdose dauert bis zu acht Stunden. Kosten je nach Stromtarif: etwas über fünf Euro für 100 Kilometer.
Zwei Stunden schneller geht’s mit der „Wallbox“, die in der Garage installiert werden kann. Kosten laut BMW: 895 Euro plus Montage. Dafür muss jedoch die Anlage des Hauses geeignet sein. Denn das Laden erfolgt einphasig mit maximal 4,6 Kilowatt, was einen mit 20 Ampere abgesicherten 230-V-Anschluss voraussetzt.
Noch schneller geht es mit Gleichstrom an einer der öffentlichen Ladestationen. Hier lädt der i3 mit dem Schnellladekabel (Aufpreis: 199 Euro) in einer halben Stunde auf 80 Prozent. Nachteil: Je nach Versorger kann die Ladung doppelt so teuer sein. Und: Um überhaupt die Möglichkeit des Schnell-Ladens nutzen zu können, muss der Kunde satte 1590 Euro Aufpreis bezahlen. Im Test jedoch scheiterte mehrmals der Versuch, im Ruhrgebiet an einer RWE-Ladesäule zu tanken: Es wollte partout kein Strom fließen. BMW teilte nach Rückgabe des Fahrzeugs und Prüfung mit, das Ladekabel sei defekt gewesen.
Die Kosten: Zukunft ist teuer
Mit der Elektromobilität ist es so wie mit der deutschen Energiewende überhaupt: Alles wird besser, nur kosten darf es nichts.
Der i3 hat den Preis einer Mittelklasse-Limousine. Auf dem Papier gibt es ihn ab 35 000 Euro, die meisten Fahrzeuge aber dürften im Wert von weit über 40 000 Euro vom Hof des Händlers fahren. Dem gegenüber stehen vergleichsweise niedrige Fahrtkosten (oder Stromkosten). Das Fahrzeug ist zudem zehn Jahre von Kfz-Steuern befreit, die Servicekosten sind eher niedrig.
Fazit
Auch beim i3 sollte klar sein, dass allenfalls Gutbetuchte den Einstieg ins Elektromobilzeitalter wählen. BMW nennt sie „First Movers“. Irgendjemand muss ja mal anfangen.