Frankfurt. Der große Hype um Elektroautos ist zwar schon vorbei, dennoch stellen BMW, Volkswagen und Co. ihre neuen E-Autos auf der IAA vor. BMW verspricht sich vom i3 eine “Neuerfindung urbaner Mobilität“ und schraubt somit die Erwartungen der Besucher hoch. VW will mit dem eUp und dem eGolf punkten.
Auch wenn der erste große Hype um das Elektroauto abgeklungen ist: BMW i3 und die E-Versionen des VW up und Golf zeigen, dass nun auch die deutschen Hersteller das Thema ernsthaft angehen.
Vom BMW i3 erwarten nicht wenige einen regelrechten Befreiungsschlag für das von vielen Autofahrern noch immer skeptisch beäugte Elektroauto. BMW selbst verspricht ganz unbescheiden eine „Neuerfindung urbaner Mobilität“! In der Tat weckt der von Grund auf als Null-Emissions-Mobil konzipierte Wagen hohe Erwartungen. Dank der auf einem Alu-Chassis montierten Karosserie aus Kohlefaser wiegt er nur 1195 Kilogramm – 300 Kilo weniger als herkömmliche Elektrowagen gleicher Größe.
Volkswagen stellt eUp und eGolf vor
Volkswagens Konter auf den i3 erfolgt in zwei Phasen. Für 26.900 Euro ab der IAA bestellbar ist zunächst der e-up. Anders als beim etablierten smart Fortwo ED ist die Batterie im Preis inbegriffen; den Stuttgarter Zweisitzer hingegen kann man auch schon für 18.910 Euro plus 65 Euro Monatsmiete für die Akkus erstehen. Der e-up wiegt 1140 Kilo und kommt mit hochwertiger „Highline“-Ausstattung (Klimaautomatik, Navi). Von außen ist der maximal 130 km/h schnelle Stromer an bogenförmigen LED-Tagfahrlampen, aerodynamischen Zutaten, 15-Zoll-Alufelgen und blau hinterlegten VW-Emblemen zu erkennen. Innen sollen Leder und Chrom den puristischen Charakter betonen.
Auf den in Frankfurt ebenfalls gezeigten e-Golf, der fast 1600 Kilo auf die Waage bringt, müssen Interessenten dagegen noch bis zum Frühjahr 2014 warten. Noch ist der Preis nicht fixiert, doch alles andere als 35.000 Euro oder weniger wäre Kunden nur schwer vermittelbar. Die Flüster-Version des erfolgreichsten deutschen Autos aller Zeiten wird von einer 115 PS starken E-Maschine angetrieben. Mit 270 Nm Anfahrmoment ist der e-Golf in 10,4 Sekunden auf 100 km/h, auf der Autobahn wird er bei 140 km/h elektronisch abgeriegelt. Kommt der e-up! mit einer Batterieladung (18,7 kWh) auf eine Reichweite von 160 Kilometern; erlaubt die größere Batterie des Golfs (26,5 kWh) bis zu 190 Kilometer.
Die hohen Anfangskosten beim Kauf eines Elektrowagens amortisieren sich, wenn auch langsam. Mit einem Stromverbrauch von 11,7 kWh auf 100 Kilometern küren die Wolfsburger den e-up zum „neuen Effizienz-Weltmeister“. Der zwei Klassen höher positionierte e-Golf komme auf immerhin noch 12,7 kWh. Macht bei einem Strompreis von 0,258 Euro je kWh (Stand Ende Juli 2013) nur 3,02 Euro pro 100 Kilometer für en e-up 3,20 Euro für den e-Golf.
Andere Hersteller ziehen nach
Beim Focus Electric von Ford wird es aufgrund eines Basispreises von 39.990 Euro vermutlich noch länger dauern, bis das Preishandikap wettgemacht ist. Es sei denn, man ist Gewerbekunde. Können die doch das im Werk Saarlouis gebaute Modell für 555 Euro im Monat alternativ leasen. Auch Ford gibt eine Reichweite von 160 Kilometern an. Doch das Gewicht (1700 Kilogramm) zollt dem E-Paket ebenso Tribut wie der auf 237 Liter geschrumpfte Kofferraum.
Nissans Leaf darf sich neben den Modellen der Allianz-Tochter Renault bereits zu den Pionieren der noch immer recht überschaubaren Elektro-Fraktion zählen. Den nun aus England statt Japan kommenden Familienwagen bietet Nissan inzwischen zum Kampfpreis von 23.790 Euro plus Batteriemiete von 79 Euro im Monat an. Einmal im Jahr können Leaf-Besitzer für die große Urlaubsreise kostenlos für 14 Tage einen Nissan Qashqai mieten – eine Option, die BMW auch i3-Besitzern in Gestalt eines X3 oder X5 bieten will.
Renaults Elektro-Star auf der IAA ist fraglos der hübsche Zoe im Clio-Format. Bei ihm stimmen Preis (21.700 Euro, plus Akkumiete von 79 Euro), Design, Stauraum (338 Liter) und Reichweite (210 km). Die schöne grüne E-Welt könnte perfekt sein, ließe sich der Renault auch via Schuko-Kabel an der Haushaltssteckdose aufladen.
Doch das ist Renault zu riskant – Durchschmorgefahr! Folglich kommt frischer Saft zunächst nur aus einer „Wallbox“, die den Zoe mit mindestens 3,7 kW lädt und in die Hausinstallation integriert sein muss.
Sexy Beine auf der IAA
Solche Probleme kennen die Amerikaner von Tesla nicht. Zwar ist der Roadster mittlerweile Vergangenheit, doch mit dem viertürigen „Model S“ will man seit August nun auch in Deutschland durchstarten. Die fünftürige Limousine mit Coupé-Charakter sieht vor allem am Heck dem Jaguar XF täuschend ähnlich – was ebenso wie das Fünf-Sterne-Topresultat beim Normcrash kein Nachteil sein muss. Die Preise beginnen bei 71.400 Euro für die Version mit 60 kWh starker Batterie; darüber rangiert ab 81.750 Euro die Variante mit 85 kWh Leistung. Die Reichweiten (bei einem Schnitt von 88 km/h) muten mit 370 beziehungsweise 480 Kilometer im Vergleich zur Konkurrenz aus Europa und Asien gigantisch an. Die Top-Version Performance (95.900 Euro) sprintet dazu mit 421 PS in 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h, glänzt mit aktiver Federung, Karbon-Heckspoiler und einem Innenraum mit Nappaleder und Alcantara-Akzenten. E-Antrieb mal sexy.