Essen. . Dass Elektro-Autos keine Langstreckenfahrer sind, ist wohl bekannt. Mit einem so genannten „Range Extender“ (Reichweitenverlängerer) kann man das BMW-Batterieauto aber zum Kilometerfresser hochrüsten. Welche Vor- und Nachteile es hat, wurden im Praxistest deutlich.

Der Kombination aus dem guten, alten Verbrennungsmotor und dem Elektroantrieb aus dem High-Tech-Labor gehört die Zukunft. Bloß welche Kombination aus beiden ist die beste? Vielleicht die im i3 mit Range Extender (Reichweitenverlängerer), bei dem BMW sein Batterieauto mit der Kohlefaserkarosserie durch einen zusätzlichen Mopedmotor zum Kilometerfresser hochrüstet?

So funktioniert der Range Extender bei BMW: Ist der Stromspeicher fast leer, springt der Zweizylinder-Benzinmotor an und treibt einen stromerzeugenden Generator an. Der erzeugt den „Saft“, der dann vom Elektroantrieb des i3 direkt zum Fahren benutzt wird. Im Gegensatz zum Opel Ampera und Plug-in-Hybriden sind also Elektro- und Verbrennungsmotor mechanisch streng voneinander getrennt.

Version mit Range Extender deutlich teurer

Gar nicht überladen: das Cockpit des i3.
Gar nicht überladen: das Cockpit des i3. © WAZ FotoPool

34 PS leistet das Minimotörchen mit 0,65 Liter Hubraum, das aus dem Motorrollerprogramm stammt. Würde das Triebwerk direkt den 1,4 Tonnen schweren i3 antreiben, dann wäre der exotisch anmutende Kleinwagen eine schrecklich lahme Ente. So aber wundert man sich: Was der Range Extender an Strom erzeugt, reicht fast für die volle Leistung des maximal 170 PS starken Elektromotors im Heck. Da es Sprit im Gegensatz zu Auto-Strom an jeder Ecke gibt, entfällt die latente Angst, mit leerer Batterie liegen zu bleiben.

So weit, so gut. Aber erstens: Die i3-Version mit Range Extender für knapp 40 000 Euro kostet gleich 4500 Euro mehr, wobei der Zusatzmotor allein in der Herstellung deutlich unter 1000 Euro kosten dürfte. Zweitens: Um die Einstufung als Elektroauto nicht zu verlieren, fasst der Benzintank nur neun Liter, die – drittens – auf Grund des hohen Verbrauchs von knapp acht Litern auf 100 Kilometer im Range-Extender-Betrieb bei leerer Batterie nur für 120 Kilometer ohne Tankstopp reichen. Mit voll geladener Batterie erhöht sich die Reichweite auf 250 Kilometer.

Nachteile des Range-Extender-Pakets

In unserem Praxistest schwankte der elektrische Verbrauch um 16 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Die häufig in der Diskussion unterschlagenen Verluste beim Aufladen lagen bei 15 Prozent. Bei einem Strompreis von 28 Cent pro kWh kosten 100 Kilometer rein elektrisch 5,15 Euro, so viel wie zurzeit vier Liter Diesel.

Viertens erhöht das Range-Extender-Paket das Fahrzeuggewicht um 120 Kilogramm und damit den Verbrauch, außerdem muss es gewartet werden. Und fünftens ist der Mopedmotor im Betrieb zu laut und stört den ansonsten fast lautlosen Fahrgenuss im i3 (ein allgemein unterschätzter Vorteil des komfortablen Elektroautos, das auch ohne Schaltung auskommt).

Das ist insgesamt eine große Bürde, die der i3 mit Range Extender für das gute Gefühl uneingeschränkter Energie-Versorgungssicherheit mit sich herumträgt. Unterm Strich ist der eingesetzte Verbrennungsmotor nicht gut genug. Ketzerisch könnte man als Alternative zu Folgendem raten: Den fahrfreudigen i3 als reines Batterieauto kaufen und dazu im Baumarkt zum Preis von wenigen Hundert Euro ein Notstromaggregat für den Kofferraum.