Pretoria. Am zweiten Tag des Pistorius-Prozesses ist eine Zeugin während der Anhörung in Tränen ausgebrochen. Der Anwalt des angeklagten Paralympics-Star Oscar Pistorius hatte die Frau ins Kreuzverhör genommen - in einer Art und Weise, dass er sich anschließend entschuldigen musste.

Im Mordprozess gegen Paralympics-Star Oscar Pistorius hat sein Anwalt die Glaubwürdigkeit der ersten Zeugin vehement infrage gestellt. Die Universitätsprofessorin Michelle Burger blieb aber auch am zweiten Prozesstag dabei, dass sie in der Tatnacht schreckliche Schreie und dann Schüsse aus dem Haus von Pistorius gehört habe. Am Ende des insgesamt mehr als vier Stunden langen Kreuzverhörs brach Burger am Dienstag im Gerichtssaal im südafrikanischen Pretoria in Tränen aus.

Verteidiger Barry Roux verwies auf angebliche Widersprüche im Detail bei ihren verschiedenen Aussagen vor der Polizei und vor Gericht. Zudem bezweifelte er, dass Burger aus einer Entfernung von 177 Metern die unterschiedlichen Schreie und Schüsse genau habe hören können.

"Ich weiß wie sich ein Pistolenschuss mitten in der Nacht anhört", betonte Pistorius' Nachbarin und verwies auf die angeblich ruhige Sommernacht. Die Fenster seien geöffnet gewesen. Sie beharrte darauf, sie habe einen Mann und dann eine Frau um Hilfe schreien hören.

Aussagen der Zeugin stellen Version von Pistorius in Frage

Roux bezweifelte die Aussagen der Wissenschaftlerin. Doch der Staranwalt musste sich schließlich entschuldigen, als er Burger unterstellte, sie sei nicht ehrlich.

Der Verteidiger des beinamputierten Südafrikaners hatte die wichtige Zeugin bereits am Montag beim Prozessauftakt ins Kreuzverhör genommen. Ihre Schilderungen von Schreien und Hilferufen in der Tatnacht stellen die Darstellung des Angeklagten massiv infrage. Der 27-Jährige hatte von harmonischen Stunden in der Nacht mit seiner Freundin Reeva Steenkamp gesprochen.

Pistorius hatte sich am Montag für "unschuldig" im Sinne der Anklage erklärt. Der Athlet hatte in der Nacht zum 14. Februar 2013 seine Freundin durch die verschlossene Badezimmertür erschossen. Pistorius sagt, er habe einen Einbrecher in seiner Wohnung vermutet. Der Staatsanwalt wirft ihm gezielten Mord an der damals 29-Jährigen vor. (dpa)