Pretoria. . Ein Jahr nach den tödlichen Schüssen auf seine Freundin hat am am Montag der Mordprozess gegen Oscar Pistorius begonnen. Der einst gefeierte Paralympics-Star weist den Vorwurf des vorsätzlichen Mordes zurück. Doch eine erste Zeugin widerspricht den Schilderungen des Sportlers.

Der erste Tag im Mordprozess gegen den beinamputierten Sportstar Oscar Pistorius ist zu Ende. Das Gericht vertagte das Verfahren am Montag nach mehrstündiger Verhandlung auf Dienstag. Pistorius hatte zum Prozessauftakt erklärt, er fühle sich "nicht schuldig" im Sinne der Anklage. Der 27-Jährige muss sich wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp am Valentinstag vor einem Jahr verantworten. Der international beachtete Prozess ist das erste Verfahren in Südafrika, das live im Fernsehen übertragen wird.

Zeugin berichtet von Schreien vor den Schüssen

Zum Auftakt hat der Angeklagte auf nicht schuldig plädiert. Pistorius muss wegen der Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp vor rund einem Jahr verantworten. Die Anklage wirft ihm vor, Steenkamp in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres nach einem Streit in seinem Haus in Pretoria vorsätzlich erschossen zu haben. Pistorius droht im Fall eines Schuldspruchs eine Haftstrafe von bis zu 25 Jahren.

Gleich die erste Zeugin der Anklage hat den des Mordes angeklagten Sportstar Oscar Pistorius (27) schwer belastet. Sie habe als Pistorius' Nachbarin in der Tatnacht die heftigen Schreie einer Frau gehört und danach Schüsse, sagte Michelle Burger beim Prozessauftakt am Montag in Pretoria. Zwischen den Schüssen habe es eine größere Pause gegeben, sagte die Zeugin, die ungefähr 150 Meter vom Domizil des Angeklagten wohnt.

Der beinamputierte Pistorius hatte bisher stets behauptet, es habe keinen Streit mit seiner Freundin Reeva Steenkamp gegeben. Auch will er die tödlichen Schüsse auf Steenkamp durch eine verschlossene Badezimmertür in der späten Nacht kurz hintereinander abgegeben haben.

Pistorius hält an Einbrecher-Version fest

Der 27-Jährige beteuert, er habe Steenkamp für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen. Der an beiden Unterschenkeln amputierte Athlet war 2012 bei den Olympischen Sommerspielen in London zu Weltruhm gelangt, als er beim Sprint der unversehrten Athleten antrat.

Im voll besetzten Gerichtssaal saßen zahlreiche Verwandte und Freunde des Angeklagten und des Opfers. Pistorius werden wegen verschiedener Vorfälle auch Verstöße gegen das Waffengesetz vorgeworfen.

Erstmals überhaupt trafen am Montag im Gerichtssaal der Angeklagte und die Mutter des Opfers, Jane Steenkamp, zusammen. Die 67-Jährige saß schwarz gekleidet in der ersten Reihe. Sie hatte in einem Interview betont, sie wolle "Pistorius in die Augen sehen". Als Pistorius den Gerichtssaal betrat, schaute er meist zu Boden, wirkte ernst und bedrückt.

Erstmals komplette Live-Übertragung aus dem Gerichtssaal

Der Prozess gegen den Paralympics-Star Oscar Pistorius ist von einem ungeheuren Medienrummel begleitet. Erstmals in der südafrikanischen Geschichte wird ein Mordprozess in großen Teilen live vom Fernsehen übertragen. Etwa 300 Journalisten aus aller Welt wollen berichten.

Pistorius hatte in der Nacht zum 14. Februar 2013 seine Freundin Reeva Steenkamp in seiner Wohnung durch eine verschlossene Badezimmertür erschossen. Der 27-Jährige sagt, er habe einen Einbrecher in der Wohnung vermutet. Der Staatsanwalt wirft ihm gezielten Mord an der damals 29-Jährigen vor. Beweisen will das die Anklagebehörde vor allem mit Zeugenaussagen und Indizien, die zeigen sollen, dass es zwischen Pistorius und seiner Freundin einen heftigen Streit gegeben hatte. Der Athlet sagte, er habe den Vorabend zum Valentinstag mit Reeva Steenkamp harmonisch und liebevoll verbracht.

Pistorius' Glaubwürdigkeit wird auseinandergenommen

Der Prozess ist zunächst auf 15 Verhandlungstage angesetzt. Pistorius, der seit Ende Februar auf Kaution frei ist, lebt zurzeit im Haus seines Onkels.

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Bei dem Indizienprozess wird es in starkem Maße um die Glaubwürdigkeit des Angeklagten gehen. Die jüngste Ausstrahlung eines Videos, das Pistorius an einem Schießstand zeigt, scheint die Staatsanwaltschaft zu bestätigen, die den 27-Jährigen als aggressiv und schießwütig darstellt. Die im britischen Sender Sky News veröffentlichten Aufnahmen zeigen den Sprintstar, wie er mit einer Pistole auf eine Wassermelone schießt. Man hört im Hintergrund Lachen und Scherzen, dann die Stimme eines Mannes, der beim Anblick der explodierten Wassermelone sagt: "Sie ist viel weicher als ein Gehirn." Der Sender berichtete, es sei die Stimme von Pistorius. (dpa)