Washington. . Er kann Aikido. So viel steht fest. Und er kann es gut. So gut, dass Steven Seagal damit in Hollywood gutes Geld verdiente. Mit Martial-Arts-Filmen. Jetzt hat der 61-Jährige neue Ambitionen. Er will Gouverneur des US-Staates Arizona werden. Doch längst nicht alle Bürger sind begeistert.
Aikido gehört nicht zum Repertoire der Grenzkontrolleure in Arizona. Noch nicht. Wenn Steven Seagal seine Liebäugelei wahrmacht und als Gouverneur des Bundesstaates im Süden der USA antritt, ist alles möglich. Der wortkarge Mime besitzt den 7. Dan in der fernöstlichen Kampfkunst. In den 80er-Jahren hat er in saurierträgen Knochenbrecher-Filmen wie „Under Siege“ mit diesem Fähigkeitsnachweis reihenweise Bösewichte zur Minna gemacht. Immer mit dem gleichen wie in Gips gefrästen Gesichtsausdruck. Neuerdings gibt Seagal auch im echten Leben den Ordnungshüter.
Gemeinsam mit Joe Arpaio, der sich „schärfster Sheriff“ Amerikas nennt und selbst vor Präsident Obama nicht kuscht, hat der 61-Jährige seine Chancen für ein öffentliches Amt erörtert. Das über den Sender KNXV-TV überlieferte Ergebnis empfinden manche im Großraum Phoenix als Verheißung, andere als Bedrohung. Seagal kann sich vorstellen, die seit über zehn Jahren stramm republikanisch regierende Gouverneurin Jan Brewer zu verdrängen. Es wäre in Amerika nicht der erste Wechsel vom Unterhaltungsfach in den höheren öffentlichen Dienst.
Ronald Reagan machte den Anfang. Von Hollywood ins Weiße Haus. Später tat Arnold Schwarzenegger es ihm gleich. Raus aus der Terminator-Uniform, rein in den Gouverneurssessel in Kalifornien. In Minnesota gab der ehemalige Profi-Wrestler Jesse Ventura keine schlechte Vorstellung als Quasi-Ministerpräsident. In Texas rackerte sich der jüdische Cowboy und Countrysänger Kinky Friedman dagegen vergeblich ab, um das Zepter im Kapitol von Austin in die Hand zu bekommen.
Er glaubt: Mexikos Grenze ist Amerikas Schicksal
Sollte Seagal seinen Hut wirklich in den Ring werfen, glauben Kundige in der Zeitung „Arizona Republic“, wären seine Chancen nicht übel. Das in der Bevölkerung tief verwurzelte Law-and-Order-Empfinden, wenn es um die Hunderte Meilen lange grüne Grenze zu Mexiko geht, ist eindeutig: „Zu viele illegale Übertritte.“ Mögen die Statistiken der Grenzer im Epizentrum Nogales auch längst das Gegenteil belegen. Seagal sieht wie der 81-jährige Arpaio in der Grenze Amerikas Schicksal. „Ohne Sicherheit an der Grenzen haben wir keinen Staat“, zitiert der mit den Jahren um die Hüften einem Panda nicht unähnlich gewordene Schauspieler den anderen Schauspieler - Ronald Reagan.
Auch interessant
Arizonans, die für Krafthuberei weniger empfänglich sind, erkennen in nachgeschobenen Äußerungen einen Hoffnungsschimmer. Es könnten „andere Aufgaben wichtiger sein“, hat Seagal seine Ambitionen selbst eingeschränkt. Wohl aus geldwerten Gründen. Der aus Lansing, US-Staat Michigan, stammende Darsteller hat sich mit Weihen des Kreml russischen Waffenherstellern als Lobbyist angedient. Sein Job ist es, etwa dem Degtjarow-Werk, das seit 100 Jahren Maschinengewehre baut, im waffenverrückten Amerika den Marktzutritt zu ebnen. Vermittlungen mit US-Senatoren sind bereits angelaufen. Dass Steven Seagal Ramsan Kadyrow, den übel beleumundeten Chef der Kaukasusrepublik Tschetschenien, einst einen feinen Menschen nannte, steht dabei nicht im Weg. Hauptsache, der Rubel/Dollar rollt. Als Gouverneur machte sich ein fetter Gehaltszettel aus Moskau dagegen nicht so gut. Ist Seagal nur auf Publicity aus?
In den nächsten Tagen startet jedenfalls auf dem Fernseh-Kabel-Netzwerk Reelz die Reality-Serie „Steven Seagal – Lawman: Maricopa County“. Er gibt darin im Umkreis von Phoenix einen von 3000 zivilen Adjutanten von Sheriff Arpaio, die sich vorzugsweise gesetzeswidriger Umtriebe von Einwanderern widmen. Bleibt nur zu hoffen, dass sich der Cine-Macho, der in seinen Filmen die Gegner im Zustand größter Entspanntheit zu vermöbeln pflegte, sich nicht wieder eine Blöße gibt wie damals. In der gleichen Serie machten Seagal, Arpaio und 40 Polizeibeamte vor drei Jahren dem Geflügelzüchter Jesus Llovera einen Besuch. Mit Panzerfahrzeugen und Rammböcken rückte das Sondereinsatz-Team an, um, nun ja, eine kriminelle Kampfhahn-Zucht aufzudecken; begleitet von Fernsehkameras. Am Ende war nicht nur viel kaputt und so manchem Hahn zum letzten Mal der Kamm geschwollen. Der Verdacht gegen Llovera war bereits Wochen vor dem Sturm-Einsatz ausgeräumt. Leider können Hühner kein Aikido.