Washington. . Arnold Schwarzenegger ist zwar längst Polit-Rentner, doch pünktlich zu seinem 65-jährigen Geburtstag kehrt der Bodybuilder, Selfmade-Millionär, Hollywood-Star und Regierungschef ins Filmgeschäft zurück. Doch wer die Bedeutung Schwarzeneggers verstehen will, darf nicht in Hollywood suchen, sondern bei den „Arnold Classics“ in Ohio.

Um wirklich zu verstehen, was der berühmteste Österreicher nach Mozart Amerika bedeutet, darf man nicht nach Hollywood fahren. Nicht dahin, wo jedem nur „Terminator“ oder „Gouvernator“ einfällt, wenn die Rede auf Arnold Schwarzenegger kommt, der heute seinen 65. Geburtstag feiert.

Besser ist Columbus. Die Hauptstadt von Ohio, durch seine Einwanderungsgeschichte auffällig deutsch, strebsam und aufgeräumt, ist dem größten lebenden Kulturindustriellen der Postmoderne seit einem Vierteljahrhundert tief verbunden. Einmal im Jahr steigen dort die „Arnold Classics“. Anfangs ein Bodybuilder-Treffen, inzwischen eine Körperbewusstsein stiftende Universiade des Breitensports mit 18 000 Teilnehmern und 200 000 Zuschauern, die gut 40 Millionen Dollar in Columbus’ lokaler Wirtschaft lassen. Bürgermeister Michael Coleman bedankte sich diesmal in Bronze.

Aufrichtige Verehrung und Respekt

Eine 2,50 Meter hohe Statue, die den vielfachen Mr. Olympia und Mr. Universum in jener imposanten körperlichen Verfassung zeigt, als er seine Bi- und Trizepse so stolz ausführte wie andere ihre Langhaardackel. Wer die Einweihung miterleben konnte, den frenetischen Jubel und Arnolds verlegen gerührtes Lächeln, der konnte die aufrichtige Verehrung und den Respekt vor der in Europa mitunter belächelten Lebensleistung des kantigen Polizeisohns aus Thal in der Steiermark nicht übersehen. „Arnold ist das lebendige Zeugnis dafür, welche Chancen dieses Land bereithält“, sagte Ohios Gouverneur John Kasich an die Adresse des Ehrengastes, „die Leute lieben Dich dafür, dass und wie Du sie ergriffen hast.“

Auszeit für den „Sperminator“

Vor einem Jahr geriet die „Liebe“ für den vom Körperbildhauer zum Action-Kinostar und vom höchst bezahlten Action-Kinostar zum Öko-bewegten Regierungschef der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt gewordenen Wahl-Kaliforniers auf den Prüfstand. „Arnie“ hatte mit seiner Haushälterin Patty Beana eine diskrete Zweitfamilie gegründet. Joseph, der uneheliche Sohn, war bereits 13, als die Sache aufflog. Maria Shriver, die schöne Fernsehreporterin und Kennedy-Nichte, mit der Arnold Schwarzenegger vier Kinder hat, reichte kurz nach der Silberhochzeit die Scheidung ein. „Sperminator“, ätzte der Boulevard. Und der „Last Action Hero“ backte monatelang öffentlich kleine Brötchen.

Die Auszeit hat ihm „nicht geschadet“, sagen Leute aus seinem Umfeld, in dem der frühere Recklinghäuser Bodybuilder Ralf Möller bis heute eine vertraute Größe ist. In Ohio wirkte Schwarzenegger, der seit heute in den USA für die staatliche Rentner-Krankenversicherung „Medicare“ Anspruchsberechtigte, fit wie ein Turnschuh – wenn man von der eingefroren wirkenden Stirnpartie, der möhrenfarbenen Haut und den gerhardschrödernatürlichen Haaren absieht. Von Bindegewebeschwäche, auch geistiger, keine Spur. Als Möller den Reporter vorstellte, blitzte der Schalk in Arnies Augen. „Servus, wie geht’s?“, fragte er mit unausrottbar steirischem Akzent und reichte die rechte Pranke. Der Händedruck fühlte sich an wie sein berühmtester Spruch: „Ei wüll bie bäck.“ Als ob er wirklich jemals weggewesen wäre.

Hollywood-Rabauken schreiben in Berlin Autogramme

Am 7. August wird Schwarzenegger gemeinsam mit Sylvester Stallone und anderen ergrauten Hollywood-Rabauken in Berlin Autogramme schreiben, wenn die Deutschlandpremiere für das Söldner-Epos „Expendables II“ ansteht. „The Last Stand“, ein Django-Drogen-Western mit Sheriff Arnie in der Hauptrolle, kommt im Januar 2013 in die Kinos. Schwarzenegger dürfte der erste Ex-Hollywoodstar und Ex-Spitzenpolitiker sein, der es wieder zum gut beschäftigten Schauspieler bringt. Wie sich all das zugetragen hat, wird Arnold Schwarzenegger selbst erzählen. Im Oktober kommt „Total Recall – my unbelievably true life story“ (Totale Erinnerung: Meine unglaubliche wahre Lebensgeschichte) in Deutschland in den Buchhandel. Damit wirklich nichts vergessen wird, hat das Leitfossil der Muskel-Branche seine Fans per Twitter und Facebook in Schrift und Bild um Zuarbeit gebeten. Mit 65 weiß man ja vielleicht doch nicht mehr alles selbst.