Grenoble. Die Managerin des schwerverletzten Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher hat sich am Mittwoch zu dessen Gesundheitszustand geäußert. Mit Prognosen hielt sie sich zurück: “Wir müssen von Tag zu Tag denken.“

Nach 48 Stunden zwischen Leben und Tod hat sich der Zustand von Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher zumindest stabilisiert. "Das ist für den Moment eine gute Nachricht. Ich betone: für den Moment", sagte Schumachers Managerin Sabine Kehm am Neujahrstag vor dem Universitätskrankenhaus in Grenoble.

Dort liegt der Rekordweltmeister seit vergangenem Sonntag. Schumacher hatte sich bei einem Skiunfall schwer am Kopf verletzt, musste zwei Mal operiert werden und ist im künstlichen Koma. Weltweit ist die Anteilnahme überwältigend.

Die Lage bleibe unverändert kritisch, sagte Kehm vor Schumachers 45. Geburtstag an diesem Freitag. "Michael wird weiter rund um die Uhr überwacht, die Ärzte kümmern sich sehr um ihn", sagte Kehm.

Prognosen wollten die behandelnden Ärzte und Kehm nicht machen. "Es lässt sich nicht sagen, was in den kommenden Tagen passiert", sagte die Managerin. "Es liegt noch ein langer Weg vor ihm", sagte Jean-François Payen vom behandelnden Ärzteteam.

Ärzte sagen, "wir haben mehr Zeit gewonnen"

Die Kopfverletzungen sind gravierend. Schumacher erlitt bei dem Aufprall auf einen Felsen im Skigebiet von Méribel ein schweres Schädel-Hirn-Trauma.

In einer zweiten Operation am Montagabend war dem siebenmaligen Rekordchampion ein Hämatom in der linken Gehirnseite entfernt worden. Der zweistündige Eingriff war ohne Komplikation verlaufen. Der Innendruck auf den Schädel konnte so verringert werden. "Wir haben mehr Zeit gewonnen", sagten die Mediziner in einer Pressekonferenz am Dienstag.

Weitere 24 Stunden später betonte Kehm bei einer chaotischen Presserunde vor zahlreichen Kameras und Journalisten: "Wir sind erst am dritten Tag nach dem Unfall, wir müssen mit den Einschätzungen alle sehr vorsichtig sein."

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Schumacher, dessen Helm Medienberichten zufolge bei dem Aufprall gebrochen war, hat offensichtlich noch weitere Blutgerinnsel im Gehirn. Die anderen Hämatome seien schwerer zugänglich, erklärten die Ärzte.

Klinik-Etage wird von Sicherheitskräften bewacht

Ein Team von sieben Spezialisten kümmert sich um den 44-Jährigen, alles geschieht in enger Absprache mit Schumachers Familie, die sich in Grenoble aufhält. Sohn Mick (14) hatte zur Ausflugsgruppe gehört.

Gattin Corinna, Tochter Gina-Maria (16), Bruder Ralf und Vater Rolf sind auch da. "Es ist immer jemand von der Familie bei ihm", schilderte Kehm, die Schumacher zuerst als Sprecherin und jetzt als Managerin nahe steht. "Der Familie geht es nicht besonders gut, nähere Angaben kann und will ich dazu nicht machen."

Sicherheitskräfte bewachen die fünfte Etage der Universitätsklinik. Dennoch versuchte ein Journalist, sich nach Kehms Darstellung als Priester verkleidet Zugang zu verschaffen.

Langjährige Wegbegleiter wie Ross Brawn, zuletzt sein Teamchef bei Mercedes, oder Jean Todt, einst Teamchef bei Ferrari und jetzt Präsident des Internationalen Automobilverbandes, sind vor Ort. Weltweit bangen Ex-Kollegen und andere Sportler, Funktionäre wie FIFA-Präsident Joseph Blatter und auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton um Schumacher: "Ich bete für ihn und seine Familie."

Michael Schumacher schwer gestürzt

Seit vielen Jahren ist Michael Schumacher begeisterter Skifahrer. Doch...
Seit vielen Jahren ist Michael Schumacher begeisterter Skifahrer. Doch... © imago (Archiv)
... so glimpflich wie dieser Sturz bei der traditionellen Ferrrari-Skiwoche im Jahr 2006 ist ein Unfall am 29. Dezember 2013 nicht ausgegangen. Bei...
... so glimpflich wie dieser Sturz bei der traditionellen Ferrrari-Skiwoche im Jahr 2006 ist ein Unfall am 29. Dezember 2013 nicht ausgegangen. Bei... © imago (Archiv)
... einem
... einem "privaten Skitrip" ist Schumacher "auf den Kopf gestürzt", bestätigte dessen Managerin kurz nach dem Unglück. Er hat... © imago (Archiv)
... bei dem Unfall einen Skihelm getragen. Schumacher wurde zunächst in ein Krankenhaus in Albertville-Moutiers gebracht,...
... bei dem Unfall einen Skihelm getragen. Schumacher wurde zunächst in ein Krankenhaus in Albertville-Moutiers gebracht,... © dpa (Archiv)
... und dann jedoch mit dem Rettungshubschrauber weiter in eine Klinik in Grenoble transportiert.
... und dann jedoch mit dem Rettungshubschrauber weiter in eine Klinik in Grenoble transportiert. © dpa
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt.
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt. © AFP
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt.
In dieser Klinik in Grenoble wird Michael Schumacher behandelt. © AFP
Vor dem Krankenhaus versammelten sich Schaulustige und Fans,...
Vor dem Krankenhaus versammelten sich Schaulustige und Fans,... © REUTERS
... die auf Neuigkeiten zum Zustand des 44-Jährigen warteten.
... die auf Neuigkeiten zum Zustand des 44-Jährigen warteten. © AFP
Am Abend des 29. Dezember erklärte das Management des 44-Jährigen, Schumacher befinde sich in
Am Abend des 29. Dezember erklärte das Management des 44-Jährigen, Schumacher befinde sich in "kritischem Zustand". © REUTERS
Er habe ein
Er habe ein "Kopftrauma mit Koma" erlitten, das "umgehend eine neurochirurgische Behandlung" erforderlich gemacht habe. © dpa
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt.
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt. © dpa
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt.
Nach seinem Ski-Unfall wird Michael Schumacher mit schweren Kopfverletzungen in einer Klinik in Grenoble behandelt. © AFP
Das Medieninteresse ist enorm. Auf einer Pressekonferenz am montag bestätigte Schumachers Ärzteteam, der ehemalige F1-Fahrer kämpfe um sein Leben.
Das Medieninteresse ist enorm. Auf einer Pressekonferenz am montag bestätigte Schumachers Ärzteteam, der ehemalige F1-Fahrer kämpfe um sein Leben. © AFP
Man könne über seine Überlebenschancen nichts sagen, teilten die Ärzte mit. Schumacher wurde ins künstliche Koma versetzt.
Man könne über seine Überlebenschancen nichts sagen, teilten die Ärzte mit. Schumacher wurde ins künstliche Koma versetzt. © AFP
Sein Zustand sei außerordentlich ernst, hieß es.
Sein Zustand sei außerordentlich ernst, hieß es. © AFP
Journalisten aus aller Welt berichten aus Grenoble über den Gesundheitszustand Schumachers.
Journalisten aus aller Welt berichten aus Grenoble über den Gesundheitszustand Schumachers. © AFP
Der Unfall hat sich auf einer Skipiste in Meribel/Frankreich ereignet.
Der Unfall hat sich auf einer Skipiste in Meribel/Frankreich ereignet. © AFP
Multimillionär Schumacher soll eine Privat-Residenz in der Nähe der Unfallstelle besitzen.
Multimillionär Schumacher soll eine Privat-Residenz in der Nähe der Unfallstelle besitzen. © AFP
Schumachers Ehefrau Corinna weilt am Krankenbett ihres Mannes.
Schumachers Ehefrau Corinna weilt am Krankenbett ihres Mannes. © imago sportfotodienst
Eine Mütze hängt am 30.12.2013 am Michael Schumacher Kartcenter in Kerpen. Auf Niederländisch wünscht ein Fan
Eine Mütze hängt am 30.12.2013 am Michael Schumacher Kartcenter in Kerpen. Auf Niederländisch wünscht ein Fan "Gute Besserung". © dpa
Am Dienstag dann ein Hoffnungsschimmer für Michael Schumacher: Bei dem Formel-1-Weltmeister hat ...
Am Dienstag dann ein Hoffnungsschimmer für Michael Schumacher: Bei dem Formel-1-Weltmeister hat ... © dpa
... sich nach seinem dramatischen Skiunfall eine
... sich nach seinem dramatischen Skiunfall eine "leichte Besserung" eingestellt, der 44-Jährige schwebt aber immer noch in Lebensgefahr, wie ... © REUTERS
... seine behandelnden Ärzte am Dienstag im französischen Grenoble mitteilten. Schumacher wurde demnach in der Nacht auf Dienstag ...
... seine behandelnden Ärzte am Dienstag im französischen Grenoble mitteilten. Schumacher wurde demnach in der Nacht auf Dienstag ... © dpa
... ein zweites Mal operiert, diesmal wurde ein Bluterguss aus dem Gehirn entfernt.
... ein zweites Mal operiert, diesmal wurde ein Bluterguss aus dem Gehirn entfernt. © Bongarts/Getty Images
Zudem berichtete seine Managerin Sabine Kehm erste Details zum Unfallhergang. Demnach habe Schumacher unmittelbar vor seinem schweren Skiunfall einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen.
Zudem berichtete seine Managerin Sabine Kehm erste Details zum Unfallhergang. Demnach habe Schumacher unmittelbar vor seinem schweren Skiunfall einem auf der Piste gestürzten Freund geholfen. © Bongarts/Getty Images
Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren.
Anschließend sei Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren. © dpa
Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt.
Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt. © AFP
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Schumachers schwerste Tage - trotz Unfällen in der Formel 1 und mit dem Motorrad - hatten mit einem Ski-Trip in Méribel begonnen. Schumacher verbringt dort oft Weihnachten, Silvester und Geburtstage mit Familie und Freunden.

Schumacher war bei Wende in Luft geschleudert worden 

Nachdem er am Sonntag einem Freund geholfen hatte, der auf einer markierten Piste gestürzt war, war Schumacher in den Tiefschneebereich zwischen zwei Pisten gefahren. Dort sei der 44-Jährige beim Ansatz zu einer Wende gegen eine Felsen gefahren und in die Luft geschleudert worden, berichtete Kehm, was ihr Begleiter erzählt hatten. Kopfüber sei er dann auf einen Felsen gestürzt.

Nachdem er an Ort und Stelle von Bergrettern notversorgt und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Moûtiers geflogen worden war, wurde er weiter zu den Trauma-Spezialisten nach Grenoble transportiert. Dort war Schumacher umgehend operiert worden.

Dass sich Schumachers Zustand am Montag so entwickelt hatte, dass die zweite, nicht geplante, Operation möglich war, hatte die Ärzte nach eigener Aussage überrascht. Der Überdruck im Schädel habe zuvor größte Besorgnis ausgelöst, sagte Payen. 48 Stunden nach dem Unfall betonte der Leiter der Anästhesie-Abteilung, dass die Situation "etwas besser unter Kontrolle" sei.

Ärzte mahnen, Schumachers Zustand ist kritisch

Deutlich wurde bei den Ausführungen der Mediziner aber auch, wie schlimm es um Schumacher gestanden hatte. "Wir müssen realistisch sein. Die ganze Familie ist sich im Klaren darüber, dass die Situation kritisch ist", sagte Professor Gérard Saillant. Der Arzt ist seit Jahren mit Schumacher und dessen Familie befreundet.

Saillant hatte Schumacher nach dessen schwerstem Formel-1-Unfall 1999 in Silverstone behandelt. Er hatte sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zugezogen. Nach dem Skiunfall war Saillant bereits am Sonntag in Grenoble angekommen. (dpa)