Düsseldorf/Paris/London. Ein Orkan über der Nordsee und warme Luft vom Mittelmeer haben in Europa das Wetter zum Weihnachtsfest aufgemischt. Hunderttausende blieben ohne Strom. Mindestens sieben Menschen starben. In NRW blieb es bei Bagatellschäden. Das wechselhafte Wetter bleibt auch hier wohl noch bis Neujahr erhalten.

Mediterrane Wärme und heftige Stürme haben über Weihnachten das Wetter in weiten Teilen Europas bestimmt. Milde Mittelmeerluft trieb in Deutschland an Heiligabend an etwa der Hälfte aller Wetterstationen die Tagesmittelwerte auf den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch berichtete. Am wärmsten war es in Baden-Baden mit frühlingshaften 17,5 Grad. Auch in Polen und Moskau wurden Höchstwerte gemessen. Verantwortlich für die Wetterextreme war das Orkantief "Dirk".

In Großbritannien, Frankreich, Spanien oder Polen verursachten Sturm und Regen seit Sonntag Stromausfälle und Verkehrsbehinderungen. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben, fünf davon in Großbritannien. Europaweit waren Hunderttausende Haushalte ohne Strom: ohne Licht, Heizung oder Herd.

37 Liter Regen pro Quadratmeter im Münsterland

Auf der Südwestseite des Orkantiefs wurde laut DWD die etwa 16 Grad warme westliche Mittelmeerluft so schnell nach Deutschland geweht, dass sie keine Zeit mehr hatte abzukühlen. Im Südosten gab es Temperatursprünge von mehr als 10 Grad binnen einer Stunde. Und nass war es auch: Im Münsterland fielen binnen 24 Stunden rund 37 Liter Regen pro Quadratmeter, im Hunsrück 35 Liter.

Wintersturm wütet über Europa

Sturmtief
Sturmtief "Dirk" ist über Europa hinweggezogen und hat vor allem in Großbritannien und Frankreich für massive Probleme gesorgt. Die westfranzösische Stadt Quimperle wurde teilweise überflutet. © AFP
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand.
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand. © AFP
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand.
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand. © AFP
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand.
Dieses Haus in Quimperle hielt der Flut nach dem Sturm nicht stand. © AFP
Mehrere Hunderttausend Menschen in Großbritannien und Frankreich waren an Weihnachten ohne Strom - so auch Christian und Marie-Therese im bretonischen Guengat
Mehrere Hunderttausend Menschen in Großbritannien und Frankreich waren an Weihnachten ohne Strom - so auch Christian und Marie-Therese im bretonischen Guengat © AFP
Der Sturm kam nicht unangekündigt: Dieses Bild vom 23. Dezember zeigt das Warnschild
Der Sturm kam nicht unangekündigt: Dieses Bild vom 23. Dezember zeigt das Warnschild "Sturm auf dem Weg" in Saint-Malo im Nordwesten Frankreichs. "Dirk"... © AFP
... traf mit heftigen Wellen auf die Küste.
... traf mit heftigen Wellen auf die Küste. © AFP
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich.
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich. © AFP
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich.
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich. © AFP
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich.
Stürmisches Meer bei Saint-Guenole in Frankreich. © AFP
Stürmische See auch im spanischen San Sebastian.
Stürmische See auch im spanischen San Sebastian. © dpa
Auch in Polen wütete das Sturmtief
Auch in Polen wütete das Sturmtief "Dirk": In Zakopane... © dpa
... stürzten Bäume um...
... stürzten Bäume um... © dpa
... und beschädigten Autos und Busse.
... und beschädigten Autos und Busse. © dpa
Sturmschäden im polnischen Zakopane.
Sturmschäden im polnischen Zakopane. © dpa
Sturmschäden im polnischen Zakopane.
Sturmschäden im polnischen Zakopane. © dpa
Sturmschäden im polnischen Zakopane.
Sturmschäden im polnischen Zakopane. © dpa
In NRW blieb es weitgehend bei Bagatellschäden: In Kranenburg bei Kleve stürzte ein Baum auf die Straße.
In NRW blieb es weitgehend bei Bagatellschäden: In Kranenburg bei Kleve stürzte ein Baum auf die Straße. © dpa
1/18

An der Südküste Großbritanniens mussten am Mittwoch 90 Menschen ihre Wohnungen verlassen, nachdem vor Sturmfluten gewarnt worden war. Für die Betroffenen habe Lebensgefahr bestanden, teilte die Umweltschutzbehörde mit. 75.000 Menschen waren nach Angaben der Stromversorger noch ohne Elektrizität. Auf den Straßen hatte sich der Verkehr am Mittwoch normalisiert. An Londons zweitgrößtem Flughafen Gatwick hatte es am Dienstag erhebliche Behinderungen gegeben.

Stromversorgung in Teilen von Frankreich zusammengebrochen

Auch in Frankreich brach in Teilen des Landes die Stromversorgung zusammen. Hunderttausende Menschen waren betroffen. Am Montag kam auf einer Baustelle im nordwestlichen Calvados ein zwölf Jahre altes Kind ums Leben, als eine Mauer einbrach. Bei der Staatsanwaltschaft in Caen hieß es, der Unfall könne mit dem Sturm zusammenhängen. Nordwestlich von Brest wurde ein russischer Seemann bei bis zu sieben Meter hohen Wellen von Bord des niederländischen Frachters "Victoriaborg" gespült. Die Suche nach dem Mann wurde am Dienstag eingestellt.

In der Region Galicien in Spanien hatte am Dienstag ein Unwetter mit Stürmen und starken Regengüssen getobt. Das Sturmtief breitete sich am Mittwoch fast über die gesamte Iberische Halbinsel aus. Dabei flauten die Stürme allerdings ab.

Frühlingshafte Temperaturen durch Föhnsturm in der Schweiz

In der Schweiz fegte Heiligabend und am ersten Weihnachtstag ein Föhnsturm durch die Alpentäler, der für frühlingshafte Temperaturen sorgte. In den Bergen erreichten Windböen Geschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometer. Mehrere Bergbahnen mussten den Betrieb einstellen. Auch in Teilen Österreichs tobte sich der Föhnsturm aus.

Sturmschäden wurden auch aus Polen und Tschechien gemeldet. Zugleich erreichten die Temperaturen im Südosten Tschechiens Rekordwerte für diese Jahreszeit mit bis zu 13,2 Grad Celsius in Bohumin, berichtete die Nachrichtenagentur CTK. Die russische Hauptstadt Moskau erlebte am Mittwoch mit 3,5 Grad Celsius den wärmsten Dezembertag seit mehr als 100 Jahren, so der Wetterdienst.

Dutzende Einsätze für die Feuerwehren in NRW durch Sturmtief 

Sturmtief "Dirk" hat den Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen an Heiligabend unruhige Stunden gebracht. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Wind mit Stärke 9 über NRW gefegt. Meist blieb es aber bei Bagatell-Schäden mit umgestürzten Bauzäunen oder umgeknickten Bäumen. Die Landesleitstelle der Polizei in Nordrhein-Westfalen meldete keine Zwischenfälle.

Die Feuerwehr in Düsseldorf musste einen Baum von einer Oberleitung entfernen. Die Rheinbahn sperrte während der Arbeiten die Strecke von Düsseldorf nach Duisburg. Die Feuerwehr im Ennepe-Ruhr-Kreis richtete eine Straßenabsperrung wieder auf, die der Sturm in einer Länge von 100 Metern umgeweht hatte. In Sprockhövel war ein Telefonmast gebrochen und drohte die Leitungen zu zerreißen. Weitere Arbeit für die Feuerwehr brachte ein Baum, der sich in einer Oberleitung verfangen hatte.

Baum kracht in Dortmund auf ein Haus

In Dortmund rückte die Feuerwehr vom frühen Morgen bis zum Abend zu rund 50 Sturm-Einsätzen aus. Vor allem im Süden der Stadt stürzten mehrere Bäume um. In Loh krachte ein Baum auf ein Wohnhaus; die Bergung gestaltete sich kompliziert. Menschen wurden jedoch nicht verletzt.

Im Nahverkehr der Bahn kam es an Heiligabend bis zum ersten Feiertag um 11.30 Uhr zwischen Krefeld und Viersen zu einer Streckensperrung. Betroffen waren die Linien RE11 von Mönchengladbach nach Hamm und RB33 von Aachen nach Wesel. Auch hier hatte ein umgestürzter Baum die Oberleitung beschädigt.

In Deutschland bleibt's mild und wechselhaft

Das wechselhafte, milde Wetter in Deutschland bleibt. "Daran wird sich bis Neujahr nichts ändern", sagte DWD-Meteorologe Christoph Hartmann der Nachrichtenagentur dpa. Lediglich am Freitag bringt die Sonne etwas Abwechslung, der Samstag wird wieder sehr regnerisch. Tagsüber klettern die Temperaturen in Deutschland auf fünf bis zehn Grad, nachts kann es bei Aufklaren örtlich Frost geben. Die Schneefallgrenze liegt bei rund 1000 Metern. (dpa/afp)