London/Brest/Madrid. Umgeknickte Bäume, gekappte Stromleitungen, ein entgleister Zug, mehrere Tote und etliche Verletzte: Orkantief “Dirk“ hat den Westeuropäern einen stürmischen Weihnachtsbeginn beschert. In Frankreich waren am Dienstag rund 240.000 Haushalte ohne Strom, in Südengland waren es rund 100.000 Haushalte.

Stürmische Weihnachten: Ausläufer des Orkantiefs "Dirk" sind über Westeuropa hinweggezogen und haben vermutlich vier Menschen das Leben gekostet. In Großbritannien, Frankreich und Spanien waren an Heiligabend Hunderttausende Haushalte ohne Strom. In Nordwestspanien riefen die Behörden die höchste Alarmstufe aus. Während der Sturm milde Luft nach Deutschland trieb, gab es in Teilen Thailands eine Kältewelle.

In Großbritannien kamen zwei Menschen ums Leben. Am Montag wurde im nordenglischen Cumbria ein Mann in einen Fluss gespült - Rettungskräfte konnten nur noch die Leiche bergen. In einem Fluss in Wales wurde am Dienstag die Leiche einer Frau gefunden. Bei Verkehrsunfällen starben weitere Menschen - ob ein Zusammenhang zu den Unwettern bestand, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Weil starker Wind Elektrizitätsleitungen gekappt hatte, waren Heiligabend im Süden Englands 100.000 Haushalte ohne Strom, wie die Polizei mitteilte. Stellenweise brachte der Sturm den Verkehr zum Erliegen. In der Nacht zum Dienstag saßen Autofahrer im Hafen von Dover fest, weil der Fährverkehr gestoppt wurde. Andernorts waren Autofahrer in ihren Wagen eingeschlossen, weil sie auf überfluteten Straßen weder vorwärts noch zurück konnten. Zahlreiche Zugverbindungen wurden eingestellt.

Vermutlich zwei Tote durch Sturm in Frankreich

Im Nordwesten von Frankreich kamen vermutlich zwei Menschen durch Unwetter ums Leben. Auf einer Baustelle in Saint-Germain-de-Tallevende im Calvados starb am Montag ein zwölf Jahre altes Kind, als auf einer Baustelle eine Mauer einbrach. Bei der Staatsanwaltschaft in Caen hieß es, der Unfall könne mit dem Sturm zusammenhängen.

Rund 200 Kilometer nordwestlich von Brest spülten bis zu sieben Meter hohe Wellen einen russischen Seemann von Bord des niederländischen Frachters "Victoriaborg". Die Suche nach dem Mann sollte nach Polizeiangaben am Dienstag fortgesetzt werden. Das Frachtschiff selbst musste von einem Schlepper gesichert werden. In der Nacht zu Dienstag waren nach Angaben des Energieversorgers ERDF rund 240 000 französische Haushalte ohne Strom, davon etwa 130 000 in der Bretagne.

Zug entgleist wegen umgestürzten Baumes

Im Nordwesten von Spanien und Portugal knickte der Sturm Bäume um. Bei der Ortschaft Covas in der spanischen Region Galicien stürzte ein Baum auf die Gleise einer Schmalspurbahn und brachte am Montagabend einen Zug zum Entgleisen. Wie die Bahngesellschaft am Dienstag mitteilte, blieben die zehn Fahrgäste unverletzt. In Galicien fiel in mehreren Orten der Gegenden von La Coruña und Pontevedra zeitweise der Strom aus, weil der Sturm Leitungen von den Masten gerissen hatte.

In der nordspanischen Region Kastilien-León wurden nach Angaben der Behörden vier Menschen verletzt, die von herabstürzenden Ästen oder umfallenden Verkehrsschildern getroffen wurden. Für die galicische Atlantikküste gaben die Behörden die höchste Alarmstufe aus. Dort wurden Sturmböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 Stundenkilometern und heftige Regenfälle erwartet. Allein in dieser Region waren rund 90 000 Haushalte vorübergehend ohne Strom, weil der Sturm Leitungen von den Masten gerissen hatte. Auf dem Flughafen von Bilbao im Baskenland wurden mehr als 20 Flüge gestrichen. (dpa)