Düsseldorf. Kaum Verletzte, aber massive Verkehrsstörungen: Orkan Xaver hat NRW überwiegend heile gelassen - und doch an seinen empfindlichen Stellen getroffen. Auch im Norden Deutschlands blieb die befürchtete Katastrophe aus. Eine erste Bilanz.

Mit dem Orkantief "Xaver" ist der Schnee nach Nordrhein-Westfalen gekommen. In Sauerland, Bergischem Land und Siegerland gab es nach Angaben des Wetterdienstes Meteomedia kräftige Schauer. Im Bergischen Land und im Sauerland wurden bis zu 15 Zentimeter Schnee gemessen. Hielt sich "Xaver" was den Sturm angeht in Nordrhein-Westfalen eher zurück, brach mit dem Schnee auf der Autobahn 45 im Sauerland das Chaos aus. Nach Angaben der Autobahnpolizei Dortmund standen am Freitag auf glatten Fahrbahnen Lastwagen quer. Der Verkehr staute sich bei Meinerzhagen in beiden Richtungen auf über 20 Kilometer. Streufahrzeuge kamen nicht durch.

Wegen des Sturms mussten Polizei und Feuerwehr im Land vor allem am Donnerstagabend zu hunderten Einsätzen ausrücken. Zumeist waren umgeknickte Bäume, herabgefallene Dachziegel oder überflutete Straßen der Grund. Anders als beim Sturmtief "Christian", bei dem Ende Oktober in NRW zwei Autoinsassen starben, gab es diesmal nur geringe Schäden.

Bäume stürzten auf Autos

In Bochum stürzte ein Baum auf ein Auto, eine Person wurde dabei leicht verletzt. In Herne begrub ebenfalls ein entwurzelter Baum ein fahrendes Auto unter sich - nur mit viel Glück konnten sich die Insassen aus dem Wagen befreien. Alle waren laut Feuerwehr unverletzt.

Eine Sturmverletzung, mit der kein Mensch rechnet, erlitt ein junger Mann in Lünen: Der 17-Jährige zog sich im Badezimmer eine Kohlenmonoxid-Vergiftung zu. Der Schornsteinfeger vermutet, dass der starke Wind Heizungsabgase ins Badezimmer gedrückt hat.

In Düsseldorf fielen Flüge aus

Schlecht dran war, wer am Donnerstagabend noch weg musste. Der Verkehr in NRW war empfindlich gestört. Am Flughafen Düsseldorf fielen am Donnerstagabend dutzende Flüge aus.

Der Wintereinbruch im Sauer- und Siegerland führte zu zahlreichen kleineren Unfällen. Auf der A 45 gab es bis zu 20 Kilometer lange Staus. In Siegen und Umgebung war am Freitagmorgen der öffentliche Personennahverkehr empfindlich gestört: Wegen Schnees und Glätte kamen die Busse nicht die Berge hinauf.

Fahrgäste saßen stundenlang in kaltem Zug fest

Auch die Bahn hatte am Donnerstagabend und in der Nacht zu Freitag erhebliche Probleme. Am schlimmsten traf es die Fahrgäste in einem Zug der Eurobahn, die bei Davensberg (Münsterland) mehrere Stunden in Kälte und Dunkelheit ausharren mussten. Ein Baum war auf die Oberleitung gestürzt.

Sturm-Folgen in Dortmund

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    Wegen Sturmschäden gesperrt waren auch die Strecken zwischen Oberhausen und Emmerich, zwischen Dortmund und Münster, zwischen Dortmund und Hamm, zwischen Unna und Soest sowie zwischen Krefeld und Viersen. Auf der Hauptsrecke zwischen Dortmund und Düsseldorf fielen Nah- und Fernverkehrszüge aus oder verspäteten sich bis zu über eine Stunde.

    Zweithöchste Sturmflut in der Geschichte trifft Hamburg 

    Hamburg ist am Freitagabend von der dritten Sturmflut hintereinander getroffen worden. Das Wasser stieg am Pegel St. Pauli kurz vor 18.00 Uhr auf 2,90 Meter über dem mittleren Hochwasser. "Vielleicht kommen noch drei Zentimeter dazu", sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie. Damit lag der Wasserstand gut einen Meter niedriger als beim Hochwasser am Freitagmorgen. Dieser Wasserstand war mit 3,98 Meter über dem mittleren Hochwasser der bisher zweithöchste in Hamburg gewesen. Nur die Flut von 1976 sei noch heftiger aufgelaufen, hieß es bei der Hamburger Innenbehörde. Die Vergleichsdaten reichen nach Darstellung eines Sprechers bis zum Jahr 1825 zurück.

    Trotz hoher Windgeschwindigkeiten richtete der Sturm selbst in den am härtesten betroffenen Regionen im Norden vergleichsweise geringe Schäden an, auch wenn viele Bäume umknickten und Dächer abgedeckt wurden. Die Auswirkungen blieben geringer als bei Orkan "Christian" Ende Oktober. Schadenschätzungen der großen Rückversicherer gab es zunächst keine.

    Der erste Schnee in Hattingen und Sprockhövel

    Nikolausstiefel im Schnee
    Nikolausstiefel im Schnee © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhasuer Schweiz Am Bergerhof
    Elfringhasuer Schweiz Am Bergerhof © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Reitweg in Bredenscheid,
    Reitweg in Bredenscheid, © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Am Bergerhof
    Am Bergerhof © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Am Bergerhof
    Am Bergerhof © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Am Bergerhof
    Am Bergerhof © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Elfringhauser Schweiz
    Elfringhauser Schweiz © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Am Autobahnkreuz Wuppertal Nord
    Am Autobahnkreuz Wuppertal Nord © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Sommerblumen imSchnee
    Sommerblumen imSchnee © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Sommerblumen imSchnee
    Sommerblumen imSchnee © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Schneeschüppen an der Kreftingstraße Obersprockhövel
    Schneeschüppen an der Kreftingstraße Obersprockhövel © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Schneeschüppen an der Kreftingstraße Obersprockhövel
    Schneeschüppen an der Kreftingstraße Obersprockhövel © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Blick auf Haßlinghausen.
    Blick auf Haßlinghausen. © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Pötingstraße Obersprockhövel
    Pötingstraße Obersprockhövel © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    "vorgekühlte" Gänse, Weihnachtsgänse an der Pötingstraße © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Obersprockhövel
    Obersprockhövel © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Schwelmer Straße  Richtung BAB 43 in Niedersprokhövel
    Schwelmer Straße Richtung BAB 43 in Niedersprokhövel © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Blick auf Niedersprockhövel, Rotes Gebäude ist Schuhaus Geller
    Blick auf Niedersprockhövel, Rotes Gebäude ist Schuhaus Geller © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    ZwiebelturmkircheF
    ZwiebelturmkircheF © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    die Straße Zum Sackschacht
    die Straße Zum Sackschacht © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Straße Am Bunne
    Straße Am Bunne © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Blick von Sprockhöveler Straße aus
    Blick von Sprockhöveler Straße aus © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Blick von Sprockhöveler Straße aus
    Blick von Sprockhöveler Straße aus © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Blick von Sprockhöveler Straße aus
    Blick von Sprockhöveler Straße aus © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Holthausen Am Hagen
    Holthausen Am Hagen © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen.
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen. © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen.
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen. © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen.
    Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht auf der Mittelstraße Haßlinghausen. © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
    Kreisverkehr Gevelsberger Straße Steinklippe, Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht in Haßlinghausen
    Kreisverkehr Gevelsberger Straße Steinklippe, Verkehrssituation im Berufsverkehr um vietel vor acht in Haßlinghausen © Volker Speckenwirth / WAZ FotoPool
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    Die Nacht zum Nikolaustag brachte Millionen Menschen einen Wintereinbruch. Es gab vielerorts Neuschnee und Tausende Unfälle. Laut Deutschem Wetterdienst wurden in Glücksburg (Schleswig-Holstein) 158 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit gemessen.

    Insgesamt sechs Tote durch Orkan "Xaver" in Europa

    Auch in Nachbarländern wie den Niederlanden oder aber in Skandinavien und Großbritannien ging es meist glimpflich aus. In Polen aber starben in Pommern drei Menschen, als ein Baum auf ihr Auto fiel, Hunderttausende Haushalte waren ohne Strom. In Großbritannien und Skandinavien gab es bereits Donnerstag drei Tote.

    In Berlin riss der Sturm den Weihnachtsbaum vor Schloss Bellevue um, dem Amtssitz von Bundespräsident Joachim Gauck. Die 13 Meter hohe Tanne sollte noch am Freitag wieder aufgerichtet werden.

    Zehntausende Haushalte ohne Strom

    Auf Helgoland, Deutschlands einziger Hochseeinsel, deckte der Sturm vereinzelt Häuser ab und drückte Fensterscheiben ein. An der Helgoland vorgelagerten Düne kam es zu größeren Sandabtragungen.

    In Nord- und Mitteleuropa waren zeitweise Zehntausende Haushalte ohne Strom, in Deutschland etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, aber auch in Gemeinden in Eifel und Westerwald.

    Der Scheitel der Sturmflut erreichte Hamburg gegen 6.15 Uhr mit einem Wasserstand von 3,98 Meter über dem Mittleren Hochwasser. Bei der verheerenden Flut 1962 hatte der Wasserstand in Hamburg einen ähnlichen Wert. Damals waren die Deiche aber noch deutlich niedriger und weniger stabil. Allgemein war nur die Flut von 1976 noch höher, wie es bei der Hamburger Innenbehörde hieß. Am Freitagabend wurde eine weitere, niedrigere Sturmflut erwartet. Im Hafen galt zunächst für sehr große Schiffe weiterhin ein Fahrverbot.

    Der bekannte Fischmarkt und einige Straßen entlang der Elbe standen unter Wasser. Ein Altenheim war vom Wasser eingeschlossen. Ein Zug der Hamburger Hochbahn war gegen einen umgestürzten Baum gefahren und entgleist.

    Halligen vom Festland nicht mehr erreichbar

    Die Inseln und Halligen vor Schleswig-Holsteins Küste waren vom Festland aus nicht mehr zu erreichen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) zeigte sich nach der Sturmnacht erleichtert. "Heute Nacht hat Deutschland den Atem angehalten und auf unsere Deiche geschaut - sie haben Stand gehalten."

    In deutschen Mittelgebirgen wie Harz, Rhön oder Erzgebirge gab es oft Neuschnee, weiterer wurde erwartet. In Bayern brachte die Nacht Neuschnee - etwa im Allgäu, in München oder auch Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze.

    Auf den Flughäfen in Hamburg, Hannover oder Bremen wurden etliche Flüge gestrichen, der Fernverkehr der Bahn zwischen Hannover, Bremen und Oldenburg war ebenso kurzzeitig unterbrochen wie die Schnellstrecke Hamburg-Berlin.

    Schulfrei in mehreren Bundesländern

    In Cuxhaven wurde das Dach eines Hochhauses abgedeckt, in Stralsund das Dach eines Discounters.

    In Großbritanniens Küstenregionen verbrachten Hunderte die Nacht zum Freitag in Schulen und anderen Notunterkünften.

    In Dänemark rollten am Freitagmorgen die ersten Züge wieder aus den Bahnhöfen. Am Donnerstag war der Zugverkehr eingestellt worden.

    In Schleswig-Holstein und Hamburg sowie Teilen Niedersachsens war auch am Freitag schulfrei, ebenso in Mecklenburg-Vorpommern an staatlichen Schulen. In Berlin und Brandenburg war die Schulpflicht aufgehoben. Viele der bundesweit vorsorglich geschlossenen Weihnachtsmärkte sollten am Freitag wieder offen für Besucher sein.

    Am Bremer Weserstadion, das vor dem Hauptdeich liegt, blieb der Höchststand der Flut knapp unterhalb des schützenden Dammes. Das Fußball-Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und Bayern München am Samstag kann stattfinden. (mit dpa)