Köln. . Die Frau ist gefragt. Sabine Heinrich hat ein Buch geschrieben, ist regelmäßig im Radio zu hören und immer öfter im Fernsehen zu sehen. Am Samstag zeigt der WDR eine neue Talk-Show mit ihr.

Sie hat ja einen Vornamen. Sabine heißt sie. Aber bekannt geworden ist sie als „Frau Heinrich“. Und viele Jahre kannten die meisten Menschen nur ihre Stimme aus dem Radio. Bis sie 2010 die deutsche Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest moderierte. Da bekam die Stimme ein Gesicht, Sabine Heinrich viel Kritik, aber noch mehr Angebote. Beim WDR gilt sie als „großes Talent“, als Frau mit Zukunft. Aber in der Gegenwart hat es manchmal den Anschein, als wisse man nicht, wie und wo man ihr Talent vor der Kamera einsetzen kann. An diesem Samstag startet ihre neue Talk-Show „Frau Heinrich kommt“ (WDR 22.45 Uhr). Erst mal eine Sendung, dann wird man weitersehen. Wie so oft.

Doch Sabine Heinrich ist niemand, der sich beschwert, keine, die klagt. Passt nicht zu ihr. Geboren und aufgewachsen in Kamen-Heeren, in einer Familie, in der immer hart gearbeitet wurde. „Da hätte keiner Verständnis für Jammerei.” Davon ab, sieht sie auch keinen Grund zum Meckern. Ist ja nicht langweilig gewesen, die letzten Monate.

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Sie will nicht die große Show

Sogar ein Buch hat sie geschrieben. „Sehnsucht ist ein Notfall“ heißt es, wird im Frühjahr erscheinen und erzählt von einer 79-Jährigen, die sich entschließt, ihren Mann zu verlassen. Die Idee zur Geschichte hatte sie, die Idee zum Buch kam vom Verlag. „Die haben mich angesprochen.“ Und Sabine hat nicht lange überlegt. „Hat viel Spaß gemacht.“ Allerdings auch viel Arbeit. Diese Woche hat sie das Hörbuch eingelesen. „Wäre ja merkwürdig, wenn man das als Radiomoderatorin jemand anders machen lassen würde.“

Von langer Hand geplant war das alles nicht. „Mache ich eigentlich nie“, sagt die 36-Jährige. Sie probiert Dinge gerne mal aus. Kann gut gehen, muss es aber nicht. „Ich habe Sachen gemacht, die waren cool und andere, die waren weniger cool.“ Zu letzteren gehört die ESC-Vorentscheid-Moderation, bei der sie hölzern wirkte, nicht wie sie selbst. „Kam zu früh“, glaubt sie, „Heute würde ich ganz anders auf dieser Bühne stehen.“

Aber große Show im langen Kleid, das will sie ja eigentlich gar nicht. „Das können andere viel besser.“ Da hat es Frau Heinrich lieber ein bisschen kleiner. So wie als Außenreporterin bei „Zimmer Frei“ und in der Reportagereihe „Weltweit“. Oder eben in der neuen Talkshow, zu der sie nicht nur ein kleines Studio mit zu ihren Gästen bringt, sondern auch das Publikum. Und natürlich bei 1Live, ihrem Radiosender, bei dem sie bleiben will, so lange es geht. Auch wenn sie weiß, dass man „nicht ewig“ bei einer Station moderieren kann, die sich Jugendwelle nennt.

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Bereit für die erste Reihe

Für Außenstehende mag alles etwas beliebig erscheinen, für Sabine Heinrich ist es das nicht. Sie ist nicht mehr die Suchende, für die sie viele halten, sie hat längst einen gemeinsamen Nenner bei all ihren Aktivitäten gefunden. „Es geht ja immer um Gespräche.“ Die liebt sie. Sie fragt manchmal frech, aber immer fair, hakt keine vorformulierten Fragen ab, sondern gibt den Gesprächen Gelegenheit, sich zu entwickeln. Und sie kann damit leben, dass sich nicht jeder Gast auf ihre Späße einlässt. „Ich bin da keinem böse.“ Hauptsache, es hat am Ende einen dieser besonderen Momente gegeben. Und wenn es nur eine Gesprächspause war, ein Zögern vor einer Antwort. Besser noch, wenn sie „etwas erfährt, was man vorher noch nicht wusste“ über ihr Gegenüber. Egal, ob es die Farbe der Jogginghose ist, die er zu Hause trägt, oder seine Einschätzung zur geopolitischen Lage.

Dass sie damit noch nicht in die erste Riege vorgestoßen ist, damit kann sie leben. Zumal sie ja nicht alleine mit diesem Problem ist. Jan Böhmermann, Katrin Bauerfeind, „es gibt eine ganze Reihe von Leuten, denen es ähnlich geht. Wir sind eben noch nicht dran“, sagt Heinrich. „Aber wir sind bereit.“