Köln. . Comeback für die Fußbroichs: Die Kölner Kultfamilie ist wieder im Fernsehen zu sehen – jedenfalls auf DVD. Weil sich die offiziellen Kameras nicht mehr für sie interessierten, produzierten sie fünf Folgen in Eigenregie. Fortsetzung folgt.
Man hat sie lang nicht mehr gesehen, erkennt sie aber sofort wieder. Den Fred, wie er da auf seinem neuen Sofa sitzt und mit der Fernbedienung in der Hand durch die TV-Programme zappt. Und Annemie, die das Wohnzimmer schon weihnachtlich geschmückt hat. Selbst Sohn Frank, der sich in den Sessel von Papa gezwängt hat, muss sich nicht groß vorstellen – auch wenn er noch ein Kind war, als der Rummel damals begann. Nur seine Frau Elke, die war früher noch nicht dabei. „Immer rin, immer rin“, sagt Fred und winkt. „Herzlich willkommen bei den Fussbroichs.“
Dann dauert es keine Minute, und alles ist wie damals, als die Kölner Arbeiterfamilie Abschied nahm vom Fernsehen. Nur dass die Fußbroichs mittlerweile längst Rentner sind und sich das Rauchen abgewöhnt haben. Nicht aber das Reden. Fred erzählt von seinem alten Mercedes – „17 Jahre, aber noch gut in Schuss“ – Annemie wundert sich, dass nur ein Kind zu St. Martin geschellt und nach Süßigkeiten gefragt hat – „jetzt habe ich die ganzen Sachen hier rumstehen“.
Gerne sprechen sie gleichzeitig , und wenn Fred erst mal Tempo aufgenommen hat, verfällt er schnell in tiefstes „Kölsch“, bis die Gattin ihn in die Seite knufft und bremst: „Red hochdeutsch, sonst versteht der Mann doch nichts.“ Und irgendwann ruft Frank: „Quatscht doch nicht alle durcheinander.“
Ins Reisebüro, zum Familientreffen
Meist ruft Frank vergeblich. Aber das wilde Quatschen hat sie Ende der 1980er-Jahre ja bekannt gemacht. 100 Folgen lang begleitete die Filmemacherin Ute Diehl die Familie für den WDR. Hohe Einschaltquoten und einen Grimme-Preis gab es.
„Aber irgendwann“, erinnert sich Annemie, „war die Luft raus.“ 2001 wurde die Reihe eingestellt. „War schön gewesen, aber wir haben die Kamera auch nicht vermisst“, sagen die Fussbroichs. Die Zuschauer anscheinend schon.
„Ganz viele haben uns gefragt, was wir heute machen, wie es uns geht“, erzählt Annemie. Nur das Fernsehen wollte nichts mehr wissen von der Familie aus dem Stadtteil Buchheim. „Da haben wir die Sache dann selber in die Hand genommen“, sagt Frank.
Doppel-DVD in Eigenregier
Kameramann und Tontechniker hat er engagiert, das Material anschließend schneiden lassen und daraus eine Doppel-DVD mit dem Titel „Die Fußbroichs 2013“ machen lassen. Fünf neue Folgen, sind darauf zu sehen. Es geht ins Reisebüro, zum Familientreffen oder ins Möbelhaus. „Ein Ereignis muss es schon geben“, weiß Fußbroich jr. „Ein Drehbuch aber gibt es immer noch nicht. Alles ist authentisch, ist ,escht escht’“.´
„An die Kamera denkt man irgendwann nicht mehr“, hat Franks Frau Elke festgestellt, die einen Friseurladen in Buchheim hat. Fred nickt, „Deshalb sag ich ja manchmal auch Dinge, die man eigentlich nicht sagen sollte.“
Wahrscheinlich ist genau das eines der Erfolgsgeheimnisse der Fußbroichs. Ein anderes ist, dass sie – früher wie heute – eine Banalität sichtbar machen, die die meisten Menschen vor der Kamera verbergen möchten. Vor allem Fred und Annemie wirken, als wollten sie nicht mehr sein, als sie sind. Kleine Leute, aber weit weg vom TV-Proletariat, das mittlerweile auf fast allen Sendern zu Hause ist. Wer sonst nur TV-Serien wie „CSI“ oder „Breaking Bad“ schaut, wird damit so viel anfangen können wie ein Vegetarier mit einer Fleischwurst. Wer aber neben dem TV-Kaviar auch gerne mal ein bodenständiges Serienbutterbrot verspeist, kommt bei Fred & Co. immer noch Appetit.
Fortsetzung folgt
Das sind offenbar mehr, als man denkt. Beim Online-Händler Amazon ist die neue DVD kurz nach Veröffentlichung bereits auf Platz eins in der Sparte Comedy geklettert. Deshalb soll es im Sommer 2014 auch eine Fortsetzung geben. Ein wenig mehr aus ihrem Leben wollen Frank und Elke dann erzählen. Aber Franks Eltern sind natürlich auch wieder mit von der Partie. „Die Fussbroichs ohne Fred und Annemie, das geht doch gar nicht“, sagt der Sohn.