Köln. Viele kannten lange nur ihre Stimme, dann trat sie auch mal vor die Kamera. Sabine Heinrich, Radio-Moderatorin bei 1Live und Präsentatorin der Sendung „Unser Star für Oslo“ spricht über ihre erste Erfahrungen im Journalismus, die Schönheit des Berufes und das man dafür kein schüchternes Mäuschen sein darf.

Sabine Heinrich ist eine der bekanntesten und erfolgreichsten Radiomoderatorinnen in Deutschland. Auch im Fernsehen hat sie schon Fuß gefasst und ist für mehrere Formate als Reporterin und Moderatorin tätig. Mit ZeusPower-Redakteur Daniel Klump sprach sie über ihre Anfänge im Journalismus, ihre Tipps für Nachwuchsjournalisten und erzählt, warum sie vom Traumberuf Hebamme doch noch zum Radio kam.

Daniel Klump: Wie sahen deine ersten Schritte in die Welt der Medien aus?

Sabine Heinrich: Das weiß ich noch ganz genau: Ich war 15 und musste über eine Spielplatzeröffnung an der Bergstraße in Kamen schreiben. Dafür sollte ich ein Foto machen und eine Unterzeile schreiben. Und mein Redakteur fragte mich, ob ich das kann. Ich sagte: ‚Habe ich noch nie gemacht, aber das kann ich lernen!‘ Und ich habe mir den Fotoapparat meines Opas ausgeliehen und habe das Foto von einem Fotografen der Konkurrenz machen lassen. (lacht) Ich bin einfach zu ihm hingegangen: ‚Guten Tag! Mein Name ist Sabine Heinrich. Könnten Sie vielleicht ein Foto für mich machen? Ich kenn‘ mich mit dem Fotoapparat von meinem Opa nicht aus.‘

Was war für dich das Schwierigste am Anfang deiner journalistischen Karriere?

Es war eine große Herausforderung, wirklich ernst genommen zu werden. Besonders als junge Kollegin. Ich wurde zum Beispiel in der Sportredaktion sonntags zum Bierholen geschickt. Oder ich bin zu Handballspielen gegangen und irgendwelche alten Männer meinten mir falschen Antworten geben zu müssen. Da hab ich klargestellt: ‘Das ist das, was sie morgen in der Zeitung lesen.’ Ich konnte dann nicht den Kopf einziehen, weil mich keiner ernst nahm, sondern musste klarmachen, dass ich eine Gesprächspartnerin bin, und es auch in ihrem Interesse war, wenn ich gut über das Handballspiel schreibe. Und dafür brauchte ich halt die Informationen. Wenn es diese Informationen nicht gibt, dann wird es kein guter Artikel, wenn es überhaupt einen gibt. Das hat alles ganz viel mit Mut und Erfahrung zu tun. Und besonders junge Reporter haben es da schwer. Ich habe diese Zeit nicht vergessen und sehe zu, dass ich junge Kollegen ordentlich behandele.

Gibt es Erlebnisse in deiner Laufbahn, die dich besonders geprägt haben?

Es passiert immer, dass man journalistische Fehler macht. Und auch ich bin davor nicht gefeit: Wenn ich einen Fehler mache, dann berührt mich das schon sehr. Und dann beschäftigt mich das auch unglaublich lange. Es kommt dann aber auch der Punkt, an dem ich daraus lerne.

Wichtig ist es, die Fehler zu erkennen und eine Konsequenz abzuleiten. Man sollte deswegen nicht gleich aufgeben. Auch wenn es eine Erfahrung war, um die man vielleicht nicht

gebeten hat. Aber die sollte man dann so hinnehmen.

Hattest du damals schon eine Art Traumjob oder einen Plan, wo du gerne landen wolltest?

Nein, gar nicht. Ich hatte keine Strategie. Das ist nämlich ganz interessant: Ich wollte Hebamme werden! Und weil mein allererster Freund Arne bei der Zeitung gearbeitet hat, dachte ich: „Was du kannst, kann ich auch!“ Die tollsten Sachen in meiner Karriere durfte ich immer machen, wenn ich sie nicht geplant habe.

Würdest du heute etwas anders machen, wenn du auf deine bisherige Karriere zurückschaust?

Ich bereue gar nichts. Dafür war es bis jetzt einfach zu schön. Und ich hoffe, dass es so schön weitergeht! 1LIVE ist und bleibt für mich einfach ein Traum.

Was sollten Nachwuchsjournalisten beachten oder gar mitbringen, um erfolgreich zu sein?

Man sollte auf jeden Fall Bock mitbringen! Es geht nie um Geld,

Popularität, Ruhm oder Ehre. Es geht immer um die Sache. Das ist ein Beruf, den man lernen kann und muss. Ich muss wissen, wie eine

Nachricht
aufgebaut ist. Wenn ich ein schüchternes Mäuschen bin und Angst habe, Leute anzusprechen, kann ich das auch gleich mal lassen. Ich darf kein „Opfer-Typ“ sein. Talent spielt da sogar eine große Rolle. Aber darauf alleine kann man sich nicht ausruhen. Ich höre zum Beispiel auch nicht auf, mich weiterzubilden oder meine Interviewtechniken zu hinterfragen.

Du bist schon auf Interviewtechniken zu sprechen gekommen: Welche Dinge darf man in einem Interview niemals falsch machen?

Glaube niemals zu wissen, was dein Gesprächspartner antwortet. Das ist mein Grundsatz. Man sollte offen bleiben und keine Vorurteile haben. Denn es kann alles passieren. Und deswegen sollte man sich auch gut auf Interviews vorbereiten und seine „Hausaufgaben“ machen.

Wie geht man am besten gegen Denkblockaden vor?

Am besten einmal aus der Situation rausgehen. Nicht am Rechner festgetackert sitzen bleiben, sondern raus oder einen Kaffee holen gehen. Selbst wenn man in Zeitnot ist, geht es danach besser, wenn man 30 Minuten Luft investiert. Mit einem freien Kopf klappt es am Ende. Aber da muss jeder für sich seine Entspannung finden: Die einen finden es gut zu essen, die anderen gehen raus oder telefonieren. Man sollte auf jeden Fall immer wieder nach einem inspirierenden Input suchen.

Du hast Erfahrung bei der Zeitung, beim Radio und beim Fernsehen. Welches Medium ist dein persönlicher Favorit?

Jedes Medium hat seine Vor- und Nachteile. Bei der Zeitung hat man das Gefühl, dass die Information nachhaltig ist. Man kann sich die Artikel auswählen, die man lesen möchte. Mittlerweile kann ich aber auch in den Fernseh-Mediatheken auswählen, was ich sehen will. Das Schöne ist: Ich muss mich nicht entscheiden. Und ich werde meine Kraft nicht dafür verschwenden, mir Gedanken über die Form zu machen. Ich stecke meine Kraft lieber in den kreativen Bereich, denn am Ende geht es um den Inhalt, nicht um die Form. Es ist egal, ob ich’s schreibe, spreche oder tanze.

Gibt es noch ein Ziel, das du als Journalistin erreichen möchtest?

Meine Erfahrung sagt, dass alles was ich bisher erreicht habe, nicht auf dem Reißbrett entstanden ist. Es ist gekommen, ohne es forciert zu haben. Und diese Offenheit möchte ich mir bewahren. Für mich ist klar: Es geht weiter in die Richtung Gespräch und Reportage. Hin und wieder mal eine Show ist schön. Da will ich mir die Vielfalt bewahren.