Essen. . Orkantief „Xaver“ soll mit extremen Böen bis Windstärke 12 übers Land fegen. Feuerwehren und Verkehrsbetriebe sind in Alarmbereitschaft. Auch in NRW werden Böen mit bis zu 115 Kilometern pro Stunde erwartet. Der Deutsche Wetterdienst hat eine Unwetterwarnung herausgegeben. Und nach dem Sturm kommt der Schnee.
„Xaver“ nimmt einen gewaltigen Anlauf. Geboren südlich von Grönland zieht das rasch wachsende Orkantief südostwärts, nimmt Kurs auf die Nordspitze der Britischen Inseln und Norwegen. Seine windigen Vorboten erreichen heute Nachmittag die deutsche Nordseeküste. „Xaver“ wird mit Windstärke 12 übers Land fegen, in extremen Böen seien an der Küste sogar Windgeschwindigkeiten bis zu 140 km/h möglich, warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Der DWD hat für zahlreiche Kreise und Städte in NRW am Donnerstagmorgen eine Unwetterwarnung herausgegeben. Insbesondere im Nord-Osten des Landes gilt Warnstufe "Rot": "Es treten orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten bis 115 km/h - Windstärke 11 - anfangs aus südwestlicher, später aus westlicher Richtung auf." Der Wetterdienst warnt vor entwurzelten Bäumen und beschädigten Dächern "Achten Sie besonders auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände." Die Bevölkerung ist aufgerufen Fenster und Türen zu schließen und Gegenstände im Freien zu sichern. Weiter rät der DWD: "Vermeiden Sie möglichst den Aufenthalt im Freien." Die Unwetterwarnung gilt von 14 bis 20 Uhr. Bereits am Morgen hatte der DWD Glätte durch überfrierende Nässe gemeldet.
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Flüge am Hamburger Flughafen wegen Orkans gestrichen
Orkan "Xaver" hat den Verkehr am Hamburger Flughafen gestört. Zunächst wurden etwa 20 Landungen und Abflüge gestrichen, wie eine Sprecherin am Donnerstagmorgen sagte. Weitere Ausfälle wurden erwartet. Betroffen waren vor allem Verbindungen innerhalb Deutschlands, etwa nach München oder Frankfurt am Main. Passagiere wurden gebeten, sich regelmäßig über die Wettersituation zu informieren und die Fluggesellschaften zu kontaktieren.
Auch im Bahnverkehr wurden Behinderungen erwartet. Informationen zu Ihrem Zug finden Sie hier.
Riesige Wellenberge türmen sich auf
Auf seinem langen Weg gewinnt „Xaver“ an Größe, Fahrt und Kraft, im Nordatlantik türmt er dabei riesige Wellenberge auf. „Der Wind schiebt die Wassermassen lange vor sich her, über 1000 Kilometer offene See lagen vor Xaver. Die Wellen bauen sich auf und werden mit voller Wucht in die Deutsche Bucht gedrückt“, erklärt Manno Peters vom Seewetteramt Hamburg unserer Redaktion.
Die Sturmfluten an den Küsten dürften daher sogar noch heftiger ausfallen als beim Orkan „Christian“, der im Oktober umgestürzte Bäume und abgedeckte Dächer hinterließ, Strände und Sandbänke fortspülte – und vor allem länger andauern.
So bereitet sich das Ruhrgebiet vor
„Xaver“ wird bis zum Freitagabend an der Küste und im Binnenland flächendeckend mit Orkanstärke blasen, erwarten die DWD-Meteorologen. Auch in den Mittelgebirgen und bis hinunter nach Nordrhein-Westfalen wird der Sturm toben. Ab heute Nachmittag erwarten die Meteorologen vom Münsterland bis ins Sauerland extreme Sturmböen und Schnee bis ins Flachland.
„Im Ruhrgebiet wird es nicht ganz so heftig werden“, so die DWD-Außenstelle Essen. Die Städte bereiten sich auf Sturmschäden vor, Feuerwehren und Helfer sind alarmiert. Die Weihnachtsmärkte sollen aber zunächst geöffnet bleiben.
Im nördlichen Teil Nordrhein-Westfalens in Höhe Borken, Coesfeld, Münster, Gütersloh müsse in der Nacht zum Freitag mit Böen bis 115 km/h gerechnet werden. „Wer bei einem solchen Sturm mit seinem Hund spazieren geht, kommt vielleicht nur mit der Leine zurück“, bringt Gerhard Lux vom DWD die Lage auf den Punkt.
Doch die Küste wird es am schlimmsten treffen. Die Wetterlage sei vergleichbar mit der Sturmflut 1962, als die Nordsee Hamburg unter Wasser setzte und 340 Menschen starben. Doch seither sind die Deiche um einen Meter aufgeschüttet worden.
Seewetteramt rechnet mit drei Sturmfluten
Die Experten vom Seewetteramt rechnen ab Donnerstag mit gleich drei Sturmfluten hintereinander – parallel zu den Gezeiten. Das schlimmste Hochwasser wird in der Nacht zum Freitag erwartet. Um 2.52 Uhr erreicht es Cuxhaven, um 6.27 Uhr Hamburg, berechnete das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH).
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Dann werde der Pegel mindestens 2,50 Meter über dem mittleren Hochwasser liegen. „Ab zweieinhalb Metern sprechen wir von einer schweren Sturmflut, es kann aber höher kommen“, sagt Ralf Scholl vom BSH. Eine akute Bedrohung für die Deiche sieht er nicht: „Die können auch 3,50 Meter ab, aber da werden wir nicht hinkommen.“
Dennoch laufen auf den Inseln und an der Küste die Vorbereitungen für den Sturm. Hamburg mobilisierte 3000 Feuerwehrleute, die Fluttore können geschlossen werden und gefährdete Stadtgebiete gesperrt.Der „Sylt-Shuttle“ der Bahn fährt nur eingeschränkt, Fähren bleiben in den Häfen. So wird der Pendelbetrieb zu den Nordseeinseln Juist und Norderney vorerst eingestellt. Der Sturm lässt die Nordsee schäumen, zehn Meter hohe Wellen werden erwartet, die Arbeit auf den Offshore-Windparks wurde gestoppt.
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Aus dem für die Jahreszeit noch recht warmen Meerwasser und der kalten Polarluft bezieht „Xaver“ seine Kraft, erläutert Lux. Der große Temperatur-Unterschied erzeuge die starken Druckdifferenzen, ihr Ausgleich lässt den Sturm entstehen. Ungewöhnlich sei ein solcher Orkan aber nicht, sagt Lux, auch wenn „Christian“ erst vor wenigen Wochen über die Küste hinwegfegte. „Der Dezember ist Sturmsaison in Norddeutschland.“
Nach dem Sturm kommt Schnee
Hinter dem Sturm strömen höhenkalte Luft aus dem Norden und feuchte Luft aus tieferen Schichten in unsere Breiten. Das bedeutet: Regen und Schnee in ganz Deutschland, auch Gewitter sind möglich. In Staulagen in den Alpen gibt es 20 Zentimeter Neuschnee, der Wind kann starke Schneeverwehungen verursachen. Das Thermometer in Nordrhein-Westfalen sinkt unter die Null-Grad-Marke. Erst am Wochenende geht „Xaver“ endlich die Puste aus.