Schwelm/Föhr. . „Christian“ war einer der schlimmsten Orkane, der in den letzten Jahrzehnten auf die norddeutsche Küste traf. Zeus-Reporterin Lena Kubillus hat den Orkan auf der nordfriesischen Insel Föhr live miterlebt. Sie berichtet von umgeknickten Bäumen, dem ausgefallenen Handynetz und Glück im Unglück.

Katastrophenalarm, umgestürzte Bäume, verminderter Baumbestand, abgedeckte Dächer, zerborstene Garagentore und beschädigte Autos – das ist die Bilanz nachdem Orkantief „Christian“ Ende Oktober in Norddeutschland gewütet hat.

Montagnachmittag prallte der Sturm mit voller Kraft auf die Nordseeküste und so auch auf die nordfriesische Insel Föhr. Dort brauste „Christian“ mit über 170 Stundenkilometern über die Insel.

Der Wald wird abgesperrt

„Christian“ hinterließ eine Spur der Verwüstung. Bäume knickten um wie Streichhölzer. Dadurch waren viele Straßen nicht mehr passierbar und mussten gesperrt werden. Für alle Wälder Nordfrieslands verhängte die Oberste Forstbehörde ein Betretungsverbot. Jeden Waldeingang zierten nun weiß-rote Absperrbänder. Bis in die späten Abendstunden versuchten die Föhrer Feuerwehren die Verkehrswege der Insel wieder frei zu schneiden, denn viele Bäumen waren dem Sturm zum Opfer gefallen.

Doch nicht nur die Natur wurde schwer getroffen. Auch Häuserdächer flogen davon, Giebelwände brachen weg und von manchen Häusern löste sich die Fassade.

„ Vor 14 Jahren war „Anatol“ ja schon furchtbar. Der hat sich in unserem Gedächtnis als ein Jahrhundertsturm eingeprägt! Aber das Orkantief jetzt hat diesen Sturm von damals bei Weitem übertroffen!“, so Barbara aus Wyk, dem größten Ort auf der Insel Föhr. Auch von Seiten der Feuerwehr wurde bestätigt, dass die Schäden, die Orkantief „Christian“ angerichtet hatte, bei weitem die Bilanz des berühmt-berüchtigten Vorgängers übertrafen.

Baumast im Schlafzimmer

Jedoch hätte die Sturmbilanz auch weitaus schlimmer ausfallen können. Durch viel Glück wurde schlimmeres oft verhindert. Denn an einem Haus in Wyk durchstießen die Äste eines umgestürzten Baumes das Dach des Hauses und waren im Schlafzimmer des Hauses wiederzufinden. Hätte dort jemand im Bett gelegen, er hätte wohl kaum eine Chance gehabt.

Außerdem hatte Föhr immer wieder mit Stromausfällen zu kämpfen und sogar die Handynetze wurden durch den Sturm lahm gelegt. Es bimmelte kurz und dann war die Verbindung auch schon wieder unterbrochen, eine Erfahrung die viele Handybesitzer während des Sturms machen mussten. Da der Sturm aber nicht unerwartet kam, waren viele schon vorbereitet. Die Schulen hatten bereits im Vorfeld Vorsorge getroffen und die Schüler schon am Mittag nach Hause geschickt. Die Wyker Dampfschiff-Reederei zeigte sich zunächst noch optimistisch und stellte ihren Verkehr nicht ein. Am frühen Nachmittag änderte sich die Situation jedoch schlagartig und das Fährschiff „Uthlande“ kreuzte rund drei Stunden vor Wyk und musste schließlich nach Dagebüll zurückkehren ohne den Hafen von Föhr anzulaufen. So war die Reederei gezwungen, den Fährverkehr einzustellen, denn bei diesem Seegang konnte einfach kein Schiff anlegen.

Föhr hatte Glück

Während die Halligen „Land unter“ meldeten, fiel auf Föhr die Sturmflut nicht so schlimm aus, wie befürchtet. Zwar wurden einige Autos aus dem Hafenbereich abgeschleppt und die Wehrmauern wurden geschlossen, jedoch hatte Föhr Glück im Unglück, da der Sturm und das Hochwasser zu unterschiedlichen Zeiten kamen. Zum Zeitpunkt des Sturmes war absolutes Niedrigwasser.

So blieb die Sturmflut an der Westküste ohne nennenswerte Schäden an den Landesschutzdeichen. Nach dem dezimierten Baumbestand und dem zwangsläufig unaufhörlichen Arbeiten der Kettensägen nach dem Sturm, werden es wohl im nächsten Februar auf Föhr besonders große Biikefeuer zum Petrifest geben.

Lena Kubillus, Klasse 8c, Märkisches Gymnasium