Essen. Google und Microsoft wollen härten gegen Kinderpornografie im Internet vorgehen. Entsprechende Suchanfragen sollen blockiert, einschlägige Bilder und Videos gekennzeichnet werden. Experten bezweifeln, dass diesen Schritte Pädophile bremsen können.

Google und Microsoft wollen härten gegen Kinderpornografie im Internet vorgehen. Entsprechende Suchanfragen sollen blockiert, einschlägige Bilder und Videos gekennzeichnet werden, hat Eric Schmidt, Chef des Suchmaschinen-Giganten jetzt in einem Interview mit der britischen Zeitung „Daily Mail“ angekündigt. Das klingt erst einmal gut, dürfte aber wenig bringen. Denn Pädophile suchen eher selten bei Google nach Gleichgesinnten.

„Wir haben zugehört“, spielt Schmidt auf die Forderungen vieler Politiker an, die die großen Unternehmen im Kampf gegen das Verbrechen stärker in die Pflicht nehmen wollen. Dann haben sie nachgedacht bei Google. „Mehr als 200 Mitarbeiter, so Schmidt, „haben sich damit beschäftigt, das Problem in den Griff zu bekommen. Offenbar mit Erfolg. Ergebnisse zu mehr als 100 000 Suchanfragen seien bereinigt worden, sagt Schmidt.

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Dabei geht es nicht nur um einzelne Begriffe, sondern auch um Wortkombinationen, die ins Suchfenster eingegeben wurden. Künftig laufen diese Anfragen ins Leere. Es sei gelungen, weiterführende Hinweise zu einschlägigen Internet-Seiten in den Suchergebnissen zu eliminieren. Bisher auf Englisch, bald auch in 158 anderen Sprachen.

Angst vor Zensur

Auch bei der Eindämmung von kinderpornographischen Fotos will Google helfen. Jedes als illegal eingestufte Bild bekomme ein digitales Wasserzeichen. Das helfe dabei, die Fotografien, die immer wieder ins Netz gestellt werden, schnell aufzufinden und herauszufischen. Die Technologie dafür komme von Microsoft. Entwickler der Google-Tochter YouTube arbeiteten allerdings bereits an einer ähnlichen Software auch für Videos.

Im Netz fällt der Beifall für den Google-Vorstoß verhalten aus. Auch weil Schmidt das Interview kurz vor einem Treffen mit David Cameron gegeben hat. Der britische Premierminister gilt vielen Internet-Aktivisten als suspekt, seit er sich öffentlich „ein sauberes Netz“ gewünscht hat und deshalb in seinem Land Internet-Filter für eigentlich legale Pornoseiten einführen will. Rob Johnson, Gründungsmitglied der OpenRightsGroup, die sich für Freiheit im Internet einsetzt, fürchtet, dass das nur der Anfang ist. „Man kann schon von schleichender Zensur sprechen.“

„Pädophile nutzen nicht Google, um nach Bildern zu suchen“

Auch in deutschen Internetforen macht sich Sorge breit. Zwar begrüßt jeder die Maßnahmen im Kampf gegen Kinderpornografie, viele warnen aber auch vor einer Ausweitung und dem Missbrauch der neuen Google-Technologie. „Mal sehen, was als nächstes gesperrt wird.“

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Experten zweifeln zudem am Erfolg der Aktion. „Pädophile nutzen nicht Google, um nach Bildern zu suchen“, sagt ein Sprecher des britischen Child Exploitation and Online Protection Centre (Ceop). „Sie suchen auf den in den dunklen Ecken des Internets.“

Das Netz hat viele, sehr dunkle Seiten

Davon gibt es viele und keine wird von den herkömmlichen Suchmaschinen erfasst. Deep- oder Darknet werden sie genannt und jeder kann sie besuchen ohne erkannt zu werden. Er muss nur eine Anonymisierungs-Software wie TOR benutzen. Ursprünglich geschaffen, um Oppositionellen in totalitären Regimen eine Möglichkeit zur geschützten Kommunikation zu bieten, wird sie immer wieder von Kriminellen genutzt.

Gestört werden sie kaum, denn bei TOR wird – vereinfacht gesagt - jede Kommunikation über so viele Knotenpunkte umgeleitet, dass ihr Weg am Ende nicht mehr nachvollziehbar ist - nicht einmal für die Netzbetreiber selbst.