Ottawa/Toronto/New York. . Ein Kanadier soll über das Internet Hunderte Kunden auf der ganzen Welt mit Kinderpornos versorgt haben. Zu den Opfern sollen auch deutsche Kinder zählen. Die kanadische Polizei ermittelte drei Jahre und nahm jetzt 341 Verdächtige fest. Darunter seien auch Lehrer und zwei katholische Geistliche.

Die kanadische Polizei hat einen internationalen Kinderporno-Ring zerschlagen - Spuren führen auch nach Deutschland. Die im Jahr 2010 begonnenen Ermittlungen führten zur Festnahme von 341 Verdächtigen in zahlreichen Ländern, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Der deutsche Kontaktmann der Ermittler in Toronto sagte, der Vorgang sei hierzulande bekannt. Wenn etwas zu unternehmen sei, werde das geschehen. Details dazu gab es zunächst keine.

Insgesamt 386 missbrauchte Kinder seien gerettet worden. Unter den Opfern seien laut der kanadischen Polizei auch deutsche Kinder gewesen.

Von Toronto aus soll ein 42-Jähriger weltweit Kinderpornos vertrieben haben
Von Toronto aus soll ein 42-Jähriger weltweit Kinderpornos vertrieben haben

Der mutmaßliche Haupttäter, laut Polizei ein 42-Jähriger aus Toronto, habe auch Kontakte in die Bundesrepublik gehabt. Der Kopf des in Kanada aufgedeckten Rings war schon im Mai 2011 festgenommen worden. Es sei um Missbrauch ausschließlich von Jungen gegangen. Dafür habe er viele Leute bezahlt und sich selbst um den Vertrieb der Aufnahmen gekümmert.

Lehrer, Ärzte, Krankenschwestern, Pflegefamilien, Behörden- und Kirchenmitarbeiter

Die weiteren Tatverdächtigen, darunter Dutzende Lehrer, Ärzte und Krankenschwestern, Pflegefamilien sowie Mitarbeiter von Behörden und Kirchen, machten vor allem in Rumänien und der Ukraine Fotos und Filme und verkauften sie zum Beispiel nach Amerika oder Australien, wie Joanna Beaven-Desjardins von der Polizei sagte.

Von den Verdächtigen wurden 108 in Kanada festgenommen, 76 in den Vereinigten Staaten und insgesamt 164 in mehreren weiteren Ländern, darunter in Schweden, Spanien, Irland, Griechenland, Brasilien, Argentinien, Japan, Australien, Südafrika und Hongkong. Behörden in 50 Ländern seien an den Ermittlungen der Operation "Spade" (Spaten) beteiligt gewesen. Die australischen Behörden meldeten 65 Festnahmen; unter den Verdächtigen seien zwei Lehrer und zwei katholische Geistliche.

45 Terabyte Kinderporno-Datenmaterial sichergestellt

Im Oktober 2010 hätten verdeckte Ermittler Kontakt zu einem 42-jährigen Kanadier aufgenommen, der Bilder von Missbrauchsopfern angeboten habe, sagte die Leiterin der Abteilung für Sexualdelikte bei der Polizei in Toronto, Kommissarin Joanna Beaven-Desjardins, bei einer Pressekonferenz. Der Beschuldigte habe über eine Firma in Ontario kinderpornografische Fotos und Filme verkauft.

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Die Ermittler stellten auf Rechnern der Firma des Hauptverdächtigen Datenmaterial im Umfang von 45 Terabytes sicher, darunter tausende Fotos und Videos mit "schrecklichen Missbrauchsszenen, deren Opfer mitunter nicht älter als fünf Jahre gewesen seien", sagte Beaven-Desjardins. Die Firma, deren Webseite Kunden in aller Welt bediente, habe mehr als vier Millionen Dollar (knapp drei Millionen Euro) Umsatz gemacht.

Nach Angaben der Vereinten Nationen werden weltweit jährlich 1,8 Millionen Kinder zu Prostitution und Pornografie gezwungen. Allein in Deutschland wurden 2012 laut Kriminalstatistik 3239 Fälle des Besitzes oder der Verschaffung von Kinderpornos registriert. Dazu kamen 2465 Fälle der Kinderporno-Verbreitung. (afp/dpa)