Manila. Auf den Philippinen liegen die Nerven blank. Weil die Versorgung mit Hilfsgütern nur schleppend vorangeht, wächst die Verzweiflung. Acht Menschen sterben beim Sturm auf Reisdepot. Die offizielle Zahl der Todesopfer schätzt der Katastrophenschutz auf über 2300, mehr als 3800 Menschen sind verletzt.
Die Not der verzweifelten Taifun-Opfer auf den Philippinen schlägt in Chaos um - die Zahl der Toten steigt. Auf der schlimm verwüsteten Insel Leyte stürmten Tausende ein Depot mit Reissäcken.
Dabei stürzte eine Wand ein und erschlug acht Menschen, wie der Sprecher der nationalen Nahrungsmittelbehörde, Rex Estoperez, berichtete. Die offizielle Zahl der Todesopfer erhöhte sich nach Angaben des Katastrophenschutzes am Mittwoch auf 2344, mehr als 3800 Menschen wurden verletzt.
Derweil laufen weltweit die Hilfstransporte in das Krisengebiet auf Hochtouren. Viele Verkehrswege der schwer betroffenen Insel Leyte - wo insgesamt 1785 Tote gezählt wurden - sind weiter kaum befahrbar.
Auch aus Deutschland flogen Helfer und Experten nach Südostasien, darunter Teams des Technischen Hilfswerks mit zwei Trinkwasser-Aufbereitungsanlagen. Am Mittwochmorgen hoben etwa THW-Einsatzkräfte und Rotkreuz-Helfer mit 75 Tonnen Fracht in Berlin ab. An Bord waren Zelte, Kochsets und Hygieneartikel.
Auch Ärzte und Pfleger aus Deutschland im Krisengebiet
Viele Menschen wurden auch fast eine Woche nach Durchzug des gewaltigen Taifuns "Haiyan" weiter unter den Trümmern vermutet - genaue Angaben zu den Opfern waren dadurch schwierig. 79 Menschen wurden laut der Behörden weiter vermisst. Staatspräsident Benigno Aquino hatte zuvor gesagt, er gehe von bis zu 2500 Toten aus.
Die Verzweiflung der Betroffenen ist groß. Bei dem Sturm auf das Essensdepot in Alangalan plünderten Tausende Menschen nach Angaben von Estoperez 129.000 Säcke Reis à 50 Kilogramm. "Wir appellieren an diejenigen, die Reissäcke mitgenommen haben, sie mit anderen zu teilen und nicht zu verkaufen", sagte er.
WAZ-Spendenaktion 2013Im Notstandsgebiet sind inzwischen zahlreiche mobile Einheiten mit Ärzten und Pflegern unterwegs, um Erste Hilfe zu leisten - unter ihnen auch Teams aus Deutschland. Aber selbst im Krankenhaus von Tacloban, das bei dem Taifun unter Wasser stand, gebe es nicht genügend Trinkwasser, berichtete ein Reporter der BBC. Heftiger Regen hatte viele der Trümmerfelder, in denen Menschen meist unter freiem Himmel hausen, unter Wasser gesetzt.
Menschen weinen, wenn die Hilfe sie erreicht
Hilfsorganisationen versuchen Tag und Nacht, in schwer zugängliche Gebiete vorzudringen. Wenn ihnen das gelingt, ist die Erleichterung groß. "Die Menschen weinten vor Glück, als wir ihnen Lebensmittel brachten", berichtete der Amerikaner John Fields, der auf der Insel Cebu Konvois organisiert, der Deutschen Presse-Agentur.
Die Transportbehörde schickt inzwischen Buskonvois nach Leyte, um Hilfsgüter zu bringen und Menschen aus den gefährdeten Gebieten auszufahren. Der Bürgermeister von Tacloban rief vor allem verletzte Bewohner und Kinder auf, die Stadt möglichst zu verlassen - etwa per Flugzeug. "Je weniger Leute in Tacloban sind, umso weniger müssen wir uns kümmern", sagte Alfred Romualdez.
Hinweise auf deutsche Opfer gab es bislang nicht. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte, könne man aber noch nicht abschließend ausschließen, dass auch deutsche Bürger bei dem verheerenden Wirbelsturm ums Leben gekommen seien. Die Situation sei unübersichtlich. Die deutsche Botschaft in Manila hat den Angaben zufolge ihr Krisenreaktionsteam verstärkt und zwei Mitarbeiter nach Tacloban entsandt. Deutschland stellte bislang 1,5 Millionen Euro an Soforthilfe bereit. (dpa)