Manila. Viele Straßen im Taifun-Gebiet sind jetzt geräumt. Hilfsgüter werden tonnenweise verschifft und mit Frachtern eingeflogen. Aber die schiere Zahl der Opfer überwältigt die Helfer. Jetzt droht auch noch ein neuer Sturm - und Übergriffe von Rebellen.

Endlich kommt die dringend erwartete Hilfe für Hunderttausende Taifun-Opfer auf den Philippinen in Gang - doch am Dienstag bedrohten Rebellen und ein neues Unwetter die Rettungsarbeiten. Philippinische Rebellen griffen am Dienstag einen Hilfskonvoi auf dem Weg in die Taifun-verwüstete Stadt Tacloban an.

Soldaten hätten das Feuer auf die etwa 15 Aufständischen eröffnet und zwei Angreifer getötet, sagte eine Militärsprecher. Ein dritter Angreifer sei verletzt worden. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge in Matnog, 240 Kilometer vor Tacloban. Bei den Angreifern habe es sich um Mitglieder der Neuen Volksarmee gehandelt, des militanten Armes der Kommunistischen Partei der Philippinen, sagte der Militärsprecher.

Ebenfalls am Dienstag erreichten die ersten Ausläufer des neuen Tropensturms "Zoraida" Tacloban mit heftigen Regenschauern. Soldaten mussten Hunderte Menschen zurückhalten, die in strömendem Regen auf das Rollfeld drängten. Diese hofften, mit einer der Militärmaschinen aus dem Katastrophengebiet zu entkommen.

Der Mobilfunk funktioniert wieder

"Die Probleme sind immens, das Gebiet ist riesig, aber wir tun alles Menschenmögliche", versicherte Innenminister Mar Roxas. "Die gute Nachricht ist, dass der Mobilfunk wieder funktioniert." 55 000 Nahrungsmittelpakete für Familien sollen jeden Tag verteilt werden. Die Versorgung ist aber längst noch nicht ausreichend. Immer mehr Menschen strömen aus dem Umland nach Tacloban, weil ihre Regionen am Freitag von Taifun "Haiyan" zerstört wurden. Dort kamen zunächst keine Hilfskonvois an.

Die Europäische Union hat die Hilfe von drei auf zehn Millionen Euro aufgestockt, wie der Entwicklungskommissar Andris Piebalgs in Manila sagte: "Das Ausmaß der Schäden ist noch unklar, aber eines steht fest: Die Lage ist katastrophal." Überall haben verzweifelte Überlebende Hilferufe an Container und Hauswände gemalt: "Wir brauchen Essen!" "Rettet uns!" "Hilfe!" steht da.

Ein Fernsehteam des Senders ABS-CBN erreichte die Ortschaften Dulag, Tolosa und Palo gut 20 Kilometer südlich von Tacloban. Entlang der Straße standen Kinder und flehten um Wasser und Essen. Auf einer Verkehrsinsel zwischen den Fahrspuren der Hauptstraße seien dort zahlreiche Tote notdürftig begraben worden, berichteten die Reporter.

Nach Angaben des Bürgermeisters von Tacloban, Alfred Romualdez, wurden in der Stadt bislang 250 Leichen geborgen. Die Schuttberge erschwerten die Suche nach weiteren Opfern, sagte er dem Sender CNN. Viele Tote würden auch noch in umliegenden Dörfern vermutet.

Niemand bestätigt die Opferzahlen

Auf der Insel Samar weiter östlich, wo Taifun "Haiyan" am Freitag als erstes über die Küste hereinbrach, seien mehr als 500 Menschen in Massengräbern beigesetzt worden, sagte die zuständige Gouverneurin Sharee Ann Tan im Rundfunk. 2000 Menschen würden vermisst. Über die Gesamtzahl der Todesopfer gibt es nach wie vor keine Angaben. Ein Polizeichef hatte 10 000 genannt. Bestätigen konnte das niemand.

Auf Strom werden die Menschen noch mindestens zwei Monate warten müssen, sagte Energieminister Jericho Petilla im Fernsehen. Zu viele Strommasten seien umgestürzt. Weil auch Tankstellen zerstört wurden, musste der Benzinverkauf auf der Insel Leyte rationiert werden.

USA schicken einen Flugzeugträger

In der Nacht zu Dienstag startete der US-Flugzeugträger "USS George Washington" aus Hongkong "mit Volldampf" in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord. Die US-Regierung spendete 20 Millionen Dollar (15 Millionen Euro).

Deutschland hebt seine Hilfe um eine Million Euro an, wie der amtierende Außenminister Guido Westerwelle (FDP) am Rande politischer Gespräche in Neu Delhi mitteilte. Das Geld geht an die deutschen Hilfsorganisationen, die Verletzten und Obdachlosen vor Ort helfen. Am Wochenende hatte die Bundesregierung bereits 500 000 Euro zur Verfügung gestellt. (dpa)