Gütersloh. Passagiere stehen am Bahnsteig und wollen in den Zug. Drinnen warten Fahrgäste vor den Türen und wollen raus. Doch der ICE fährt einfach durch den Bahnhof hindurch. In Gütersloh ist genau dies jetzt wieder passiert. Wieso geschieht das immer wieder - und was sagt die Bahn dazu?
"Ärgerlich, bedauerlich, menschliches Versagen": Ein ICE-Lokführer hat wieder einmal einen Halt glatt vergessen. Diesmal fuhr der Inter-City-Express 1541 von Köln nach Berlin am Samstag an verdutzten Wartenden in Gütersloh vorbei. Die Bahn bestätigte am Dienstag einen Bericht der "Neuen Westfälischen" und bat um Entschuldigung. "Das ist sehr ärgerlich und tut uns leid. Das ist aber menschliches Versagen", sagte der Sprecher.
Erst am Freitag war der ICE 684 am Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe vorbeigefahren. Auch da sagte eine Bahn-Sprecherin: "Das war ein Fehler des Lokführers. Er hat den Halt schlichtweg vergessen."
Bahn hält bundesweit 150 Millionen Mal pro Jahr
Nach Auskunft der Bahn sind die Lokführer mit einem Display mit allen vorgesehenen Haltestellen ausgerüstet und bekommen zusätzlich die Route auf Papier. "Die Bahn hat bundesweit 150 Millionen Halte im Jahr", sagte der Sprecher. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer von ihnen vergessen werde, sei dennoch verschwindend gering. Genaue Zahlen nannte er nicht.
Auch interessant
Oft werden die Fehler dennoch öffentlich. Im September fuhren zwei IC-Züge am südhessischen Bahnhof Heppenheim vorbei. 2011 hielten die ICE von München nach Berlin gleich dreimal trotz fahrplanmäßigen Halts nicht in Wolfsburg. Damals war der Bahn zufolge allerdings der elektronische Fahrplan fehlerhaft und signalisierte den Zugführern keinen Halt in Wolfsburg.
Lokführer hielt für betrunkenen Kirmesbesucher
Auch technische Pannen gab es immer wieder. Für großes Aufsehen sorgte die Pannenserie während der Hitzewelle im Juli 2010: Binnen weniger Tage fielen Klimaanlagen in gut 50 Fernzügen aus. In einem ICE kollabierten mehrere Schüler. Bis September erhielten rund 27 000 Bahnkunden Entschädigungen im Wert von insgesamt knapp vier Millionen Euro. Auch 2011 und 2012 fielen im Hochsommer in mehreren ICE-Zügen Klimaanlagen aus.
Dass der ICE auch einen besonderen Kundenservice liefern kann, bewies die Bahn im März: In Osthessen war ein betrunkener Kirmesbesucher an den Gleisen unterwegs, die Lokführer wurden gewarnt. Dann hielt ein ICE auf freier Strecke neben dem 25-Jährigen und ließ ihn einsteigen. "Der Bad Hersfelder ist wahrscheinlich der Einzige in der Bundesrepublik der per Anhalter ICE gefahren ist", hieß es bei der Polizei. (dpa)