München. Bahnreisende zwischen NRW und Berlin müssen weiterhin Geduld haben: Die vom Hochwasser beschädigte Bahnstrecke über Hannover nach Berlin wird wohl erst im Dezember wieder befahrbar sein. Eine verlässliche Prognose traut sich die Bahn noch nicht zu machen.

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke von Berlin nach Hannover bleibt wegen der hochwasserbedingten Schäden im Raum Stendal voraussichtlich bis Dezember gesperrt. Das Ziel sei, dass der Verkehr "spätestens zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember" wieder normal laufen könne. sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube dem Magazin "Focus". Grube forderte in dem Interview zudem generell mehr Geld vom Bund für die Sanierung maroder Brücken und Tunnel.

Die Fernbahnstrecke bei Stendal war im Juni wegen des Hochwassers in Sachsen-Anhalt gesperrt worden. "Wir sind vom Hochwasser schwer getroffen worden - schlimmer als im Jahr 2002", sagte Grube. Die Feuchtigkeit stecke an der ICE-Trasse immer noch tief im Boden. Erst im September werde die Bahn sagen können, wann der Verkehr bei Stendal wieder normal und ohne Umleitung laufen könne.

Am 9. September will die Bahn dort zunächst eine in erster Linie für den Nahverkehr vorgesehene parallele Trasse wieder freigeben, die aber eingleisig und nicht elektrifiziert ist. Dann sollen dort auch wieder einzelne Fernverkehrszüge mit Dieselloks verkehren.

1400 Brücken müssen dringend saniert werden

Das Gros des Fernverkehrs wird jedoch weiterhin weiträumig umgeleitet, vor allem über Magdeburg. Die Fahrzeiten verlängern sich dadurch erheblich. Betroffen sind auch Verbindungen zwischen Berlin und Süddeutschland, die ebenfalls normalerweise die Strecke über Stendal benutzen.

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Sanierungsbedarf gibt es laut Grube jedoch auch im gesamten Streckennetz. "Die Bahn braucht mindestens 1,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr", sagte der Unternehmenschef zu "Focus". "Wir brauchen mehr Geld für Tunnel und Brücken", begründete er sein Anliegen.

Grube wies darauf hin, dass von den 34.000 Kilometern Schiene seines Unternehmens mehr als die Hälfte noch aus dem 19. Jahrhundert stamme. Von 25.000 Eisenbahnbrücken seien immerhin 9000 älter als hundert Jahre. 1400 Brücken müssten dringend saniert werden.

Der Bahn-Chef verlangte auch, sein Unternehmen von der Ökostrom-Umlage zu befreien. Zur Begründung wies er darauf hin, dass die Bahn inzwischen "über 75 Prozent des Stroms im Fernverkehr aus Öko-Energien bezieht". (afp)