Stockholm. . Der Literaturnobelpreis 2013 geht an die kanadische Schriftstellerin Alice Munro. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Die Akademie lobte Munro gilt als “Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte“.

Der Literaturnobelpreis 2013 geht an die Schriftstellerin Alice Munro aus Kanada. Das gab die Schwedische Akademie am Donnerstag in Stockholm bekannt. Damit geht der Preis zum ersten Mal nach Kanada und zum 13. Mal an eine Frau.

Die 82-jährige Munro ist vor allem bekannt für kurze Prosa. "Sie ist die Meisterin der zeitgenössischen Kurzgeschichte", sagte Peter Englund als Sprecher der Jury. "Sie hat diese spezielle Form zur Perfektion gebracht."

Kurz vor der Bekanntgabe wird die weißrussische Autorin Swetlana Alexijewitsch (65) als Favoritin für den diesjährigen Literaturnobelpreis gehandelt. Bei dem großen Wettanbieter Ladbrokes katapultierten sie die Zocker an die Spitze der Wettliste - und verwiesen Haruki Murakami (64) auf den zweiten Platz. Die Schriftstellerin und Dissidentin Alexijewitsch wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse an diesem Sonntag mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt.

An diesem Freitag soll der Name des Friedensnobelpreisträgers verkündet werden. Diese Auszeichnung wird traditionsgemäß in Oslo überreicht.

Auswahl für Literatur-Nobelpreis nach strengen Regeln

Der Nobelpreis für Literatur gilt als wichtigste literarische Auszeichnung der Welt. Der von der Schwedischen Akademie seit 1901 fast jährlich vergebene Preis ist mit 8 Millionen Schwedischen Kronen (etwa 920.000 Euro) dotiert. Stifter ist der schwedische Industrielle Alfred Nobel (1833-1896) - das ausgezeichnete Werk soll von hohem literarischen Rang sein und dem Wohle der Menschheit dienen. Der Preis wird jeweils am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Stockholm überreicht.

Die Auswahl der Kandidaten verläuft jedes Jahr streng nach traditionellen Regeln. Zuerst lädt das fünfköpfige Nobelkomitee Hunderte Personen oder Organisationen dazu ein, geeignete Autoren vorzuschlagen. Empfehlungen können zum Beispiel auch frühere Preisträger abgeben. Niemand kann sich aber selbst benennen.

Das Komitee erstellt Namenslisten, die in der Akademie auf fünf Kandidaten reduziert werden. Die Sitzungen des für drei Jahre gewählten Nobelkomitees sind streng geheim. Jedes der 18 auf Lebenszeit gewählten Akademiemitglieder beschäftigt sich dann mit dem Werk der Nominierten und erstellt Berichte. Anfang Oktober wird der Preisträger durch Wahl bestimmt. Er muss mehr als die Hälfte der Stimmen aller Mitglieder bekommen. (dpa)

Kurioses, Kontroverses und Banales rund um den Literatur-Nobelpreis 

Der Nobelpreis für Literatur zeichnet seit mehr als 110 Jahren die Schwergewichte unter den Autoren aus - jedenfalls in den meisten Fällen. Denn ganz ohne Kurioses, Kontroverses oder Banales ging es natürlich nicht. Einige Anekdoten:

DIE WARTENDEN: Als Günter Grass die Auszeichnung 1999 endlich erhielt, hatten ihn schon viele als Preisträger abgeschrieben. Grass war jahrelang immer wieder nominiert gewesen, sein zentrales Werk "Die Blechtrommel" schon 40 Jahre vorher veröffentlicht worden. Andere hochkarätige Autoren missachtete die Stockholmer Jury ganz: etwa Leo Tolstoi, James Joyce, Virginia Woolf, Franz Kafka, Marcel Proust, Friedrich Dürrenmatt, Henrik Ibsen oder August Strindberg.

DER VERHINDERTE: Der Russe Boris Pasternak ("Doktor Schiwago") musste die begehrte Auszeichnung 1958 auf Druck der sowjetischen Parteiführung ablehnen. 1989 nahm sein Sohn die Ehrung für den bereits gestorbenen Pasternak entgegen.

DER VERSCHMÄHER: Der Franzose Jean-Paul Sartre wies die Ehrung 1964 als bisher einziger freiwillig zurück. "Jeder Preis macht abhängig", erklärte er stolz. Elf Jahre später fragte er beim Nobelkomitee aber doch nach, ob man ihm nachträglich die Dotierung von damals 273 000 Schwedischen Kronen überweisen könne. Bekommen hat er das Geld nicht.

DER POLITIKER: Nicht immer fiel die Wahl der Akademie auf Romanautoren oder Lyriker. 1953 ging der Preis an den britischen Ex-Premierminister Winston Churchill - gewürdigt wurden seine literarischen Verdienste als Historiker und Biograf sowie seine Redekunst.

DAS UNGESCHRIEBENE GESETZ: Als die US-Schriftstellerin Pearl S. Buck 1938 unter anderem für "ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben" ausgezeichnet wurde, war das Gemecker groß. Bucks Literatur galt als trivial, die Ehrung als Missgriff. Deshalb verhindert heute die inoffizielle "Lex Buck", den vermeintlichen Fehler zu wiederholen. Die Regel besagt, dass ein Schriftsteller erst dann den Preis erhalten kann, wenn er mindestens in einem Jahr vorher auf der Liste der engsten Favoriten stand.

DAS KRITISIERTE JURYMITGLIED: Kurz vor der Vergabe des Nobelpreises 2008 erregte Jurymitglied Horace Engdahl aufsehen mit seinen Äußerungen über US-Literatur. Der Schwede wurde dafür kritisiert, dass er Schriftsteller aus den Vereinigten Staaten in einem Interview als "zu isoliert und unwissend" für große Werke bezeichnete. Beim Nobelpreis für Literatur dominieren die europäischen Gewinner - die USA warten inzwischen seit 20 Jahren auf eine erneute Auszeichnung.

Chronik der Literatur-Nobelpreisträger seit 1901 

Der Nobelpreis für Literatur wird seit 1901 fast jährlich vergeben. Zwei Autoren lehnten ihn ab. 1958 musste Boris Pasternak den Preis auf Druck der sowjetischen Parteiführung zurückweisen. Der Franzose Jean-Paul Sartre weigerte sich 1964, die Auszeichnung anzunehmen. Viermal teilten sich zwei Autoren den Literaturnobelpreis: 1904, 1917, 1966 und 1974. Die Preisträger mit einem ihrer Werke:

  • 2012: Mo Yan (China), "Das rote Kornfeld"
  • 2011: Tomas Tranströmer (Schweden), "Das große Rätsel"
  • 2010: Mario Vargas Llosa (Peru), "Tod in den Anden"
  • 2009: Herta Müller (Deutschland), "Atemschaukel"
  • 2008: J.M.G. Le Clézio (Frankreich), "Der Afrikaner"
  • 2007: Doris Lessing (Großbritannien), "Das goldene Notizbuch"
  • 2006: Orhan Pamuk (Türkei), "Schnee"
  • 2005: Harold Pinter (Großbritannien), "Der Hausmeister"
  • 2004: Elfriede Jelinek (Österreich), "Die Klavierspielerin"
  • 2003: John M. Coetzee (Südafrika), "Schande"
  • 2002: Imre Kertész (Ungarn), "Roman eines Schicksallosen"
  • 2001: V.S. Naipaul (Großbritannien), "Ein Haus für Mr. Biswas"
  • 2000: Gao Xingjian (Frankreich - geb. in China), "Der Berg der Seele"
  • 1999: Günter Grass (Deutschland), "Die Blechtrommel"
  • 1998: José Saramago (Portugal), "Die Stadt der Blinden"
  • 1997: Dario Fo (Italien), "Offene Zweierbeziehung"
  • 1996: Wislawa Szymborska (Polen), "Salz"
  • 1995: Seamus Heaney (Irland), "Wintering Out"
  • 1994: Kenzaburo Oe (Japan), "Der stumme Schrei"
  • 1993: Toni Morrison (USA), "Teerbaby"
  • 1992: Derek Walcott (Trinidad und Tobago), "Omeros"
  • 1991: Nadine Gordimer (Südafrika), "Burgers Tochter"
  • 1990: Octavio Paz (Mexiko), "Der Sonnenstein"
  • 1989: Camilo José Cela (Spanien), "San Camilo"
  • 1988: Nagib Mahfus (Ägypten), "Die Midaq-Gasse"
  • 1987: Joseph Brodsky (USA), "Römische Elegien"
  • 1986: Wole Soyinka (Nigeria), "Der Mann ist tot"
  • 1985: Claude Simon (Frankreich), "Der Wind"
  • 1984: Jaroslav Seifert (Tschechoslowakei), "Die Pestsäule"
  • 1983: William G. Golding (Großbritannien), "Herr der Fliegen"
  • 1982: Gabriel García Márquez (Kolumbien), "Hundert Jahre Einsamkeit"
  • 1981: Elias Canetti (Großbritannien), "Die Blendung"
  • 1980: Czeslaw Milosz (Polen/USA), "Lied vom Weltende"
  • 1979: Odysseas Elytis (Griechenland), "To Axiom Esti. Gepriesen sei"
  • 1978: Isaac B. Singer (USA), "Feinde, die Geschichte einer Liebe"
  • 1977: Vicente Aleixandre (Spanien), "Die Zerstörung oder die Liebe"
  • 1976: Saul Bellow (USA), "Herzog"
  • 1975: Eugenio Montale (Italien), "Glorie des Mittags"
  • 1974: Eyvind Johnson (Schweden), "Krilon-Trilogie" Harry Martinson (Schweden), "Aniara"
  • 1973: Patrick White (Australien), "Voss"
  • 1972: Heinrich Böll (Deutschland), "Ansichten eines Clowns"
  • 1971: Pablo Neruda (Chile), "Der große Gesang"
  • 1970: Alexander Solschenizyn (UdSSR), "Der Archipel Gulag"
  • 1969: Samuel Beckett (Irland), "Warten auf Godot"
  • 1968: Jasunari Kawabata (Japan), "Schneeland"
  • 1967: Miguel Angel Asturias (Guatemala), "Legenden aus Guatemala"
  • 1966: Samuel Josef Agnon (Israel), "Gestern, Vorgestern" Nelly Sachs (Schweden), "In den Wohnungen des Todes"
  • 1965: Michail Scholochow (UdSSR), "Der stille Don"
  • 1964: Jean-Paul Sartre (Frankreich), "Der Ekel"
  • 1963: Giorgos Seferis (Griechenland), "Mythische Geschichte"
  • 1962: John Steinbeck (USA), "Früchte des Zorns"
  • 1961: Ivo Andric (Jugoslawien), "Die Brücke über die Drina"
  • 1960: Saint-John Perse (Frankreich), "Anabasis"
  • 1959: Salvatore Quasimodo (Italien), "Das Leben ist kein Traum"
  • 1958: Boris Pasternak (UdSSR), "Doktor Schiwago"
  • 1957: Albert Camus (Frankreich), "Der Fremde"
  • 1956: Juan Ramón Jiménez (Spanien), "Platero und ich"
  • 1955: Halldór Kiljan Laxness (Island), "Islandglocke"
  • 1954: Ernest Hemingway (USA), "Der alte Mann und das Meer"
  • 1953: Winston Churchill (Großbritannien), "Die Weltkrise 1911-1918"
  • 1952: François Mauriac (Frankreich), "Die Tat der Therese Desqueyroux"
  • 1951: Pär Lagerkvist (Schweden), "Der Henker"
  • 1950: Bertrand Russell (Großbritannien), "Ehe und Moral"
  • 1949: William Faulkner (USA), "Schall und Wahn"
  • 1948: Thomas Stearns Eliot (Großbritannien), "Vier Quartette"
  • 1947: André Gide (Frankreich), "Stirb und werde"
  • 1946: Hermann Hesse (Schweiz), "Das Glasperlenspiel"
  • 1945: Gabriela Mistral (Chile), "Spürst du meine Zärtlichkeit?"
  • 1944: Johannes Vilhelm Jensen (Dänemark), "Die lange Reise"
  • 1939: Frans Eemil Sillanpää (Finnland), "Das fromme Elend"
  • 1938: Pearl S. Buck (USA), "Die gute Erde"
  • 1937: Roger Martin du Gard (Frankreich), "Die Thibaults"
  • 1936: Eugene O'Neill (USA), "Trauer muss Elektra tragen"
  • 1934: Luigi Pirandello (Italien), "Sechs Personen suchen einen Autor"
  • 1933: Iwan Bunin (geb. in Russland, später staatenlos, Sitz in Frankreich), "Das Dorf"
  • 1932: John Galsworthy (Großbritannien), "Die Forsyte Saga"
  • 1931: Erik Axel Karlfeldt (Schweden), "Fridolins Lieder"
  • 1930: Sinclair Lewis (USA), "Babbitt"
  • 1929: Thomas Mann (Deutschland), "Die Buddenbrooks"
  • 1928: Sigrid Undset (Norwegen), "Kristin Lavranstochter"
  • 1927: Henri Bergson (Frankreich), "Das Lachen"
  • 1926: Grazia Deledda (Italien), "Asche"
  • 1925: George Bernard Shaw (Großbritannien), "Pygmalion"
  • 1924: Wladyslaw Stanislaw Reymont (Polen), "Die Bauern"
  • 1923: William Butler Yeats (Irland), "Gräfin Cathleen"
  • 1922: Jacinto Benavente (Spanien), "Die frohe Stadt des Leichtsinns"
  • 1921: Anatole France (Frankreich), "Das Leben der heiligen Johanna"
  • 1920: Knut Hamsun (Norwegen), "Segen der Erde"
  • 1919: Carl Spitteler (Schweiz), "Olympischer Frühling"
  • 1917: Karl Adolph Gjellerup (Dänemark), "Minna" Henrik Pontoppidan (Dänemark), "Hans im Glück"
  • 1916: Verner von Heidenstam (Schweden), "Karolinerna"
  • 1915: Romain Rolland (Frankreich), "Johann Christof"
  • 1913: Rabindranath Tagore (Indien), "Das Postamt"
  • 1912: Gerhart Hauptmann (Deutschland), "Die Weber"
  • 1911: Maurice Maeterlinck (Belgien), "Prinzessin Maleine"
  • 1910: Paul Heyse (Deutschland), "Novellen"
  • 1909: Selma Lagerlöf (Schweden), "Gösta Berling"
  • 1908: Rudolf Eucken (Deutschland), "Mensch und Welt"
  • 1907: Rudyard Kipling (Großbritannien), "Das Dschungelbuch"
  • 1906: Giosuè Carducci (Italien), "Odi Barbare"
  • 1905: Henryk Sienkiewicz (Polen), "Quo vadis?"
  • 1904: Frédéric Mistral (Frankreich), "Mireio" José Echegaray (Spanien), "Wahnsinn oder Heiligkeit"
  • 1903: Bjørnstjerne Bjørnson (Norwegen), "Über die Kraft"
  • 1902: Theodor Mommsen (Deutschland), "Römische Geschichte"
  • 1901: Sully Prudhomme (Frankreich), "Gedichte"