Stockholm. Der Physik-Nobelpreis geht in diesem Jahr an den Briten Peter Higgs und den Belgier François Englert. Das teilte die Königliche Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Beide hatten unabhängig voneinander theoretische Grundlagen geschaffen, die später durch Untersuchungen am Forschungszentrum CERN in der Schweiz bestätigt wurden.

Auszeichnung für die Forschungen zum sogenannten Higgs-Boson: Den Nobelpreis in Physik teilen sich in diesem Jahr Peter Higgs und den Belgier François Englert. Sie werden ausgezeichnet für "die theoretische Entdeckung eines Mechanismus, der zu unserem Verständnis der Herkunft der Masse subatomarer Partikel beiträgt", erklärte die Königliche Schwedische Akademie in ihrer Begründung.

Nach Higgs ist das wegen seiner Bedeutung für die Entstehung des Universums auch "Gottesteilchen" genannte subatomare Partikel benannt, das im vergangenen Jahr am europäischen Teilchenbeschleuniger Cern nachgewiesen wurde. Der heute 84-jährige Higgs und der 80-jährige Englert hatten dessen Existenz bereits in den 60er Jahren prognostiziert.

"Ein Triumph für die theoretische Physik"

"Der Preis geht in diesem Jahr an etwas Kleines, das immens bedeutsam ist", hieß es in den einleitenden Worten zur Bekanntgabe der beiden Preisträger. Es sei ein "Triumph für die theoretische Physik". Der Preis ist dieses Jahr mit acht Millionen schwedischen Kronen (925.000 Euro) dotiert. Ende Mai war Higgs und Englert für die vor fast 50 Jahren aufgestellte Theorie des Higgs-Teilchens bereits der spanische Prinz-von-Asturien-Preis in der Sparte Wissenschaft und Forschung zugesprochen worden.

Was die beiden Nobelpreisträger in den 60er Jahren theoretisch berechnet hatten, wurde 2012 am Forschungszentrum CERN nachgewiesen.
Was die beiden Nobelpreisträger in den 60er Jahren theoretisch berechnet hatten, wurde 2012 am Forschungszentrum CERN nachgewiesen. © afp

Vergangenes Jahr hatten der US-Quantenphysiker David Wineland und sein französischer Kollege Serge Haroche den Preis erhalten. Sie wurden für "bahnbrechende experimentelle Methoden" geehrt, um individuelle Quantensysteme zu messen und zu manipulieren.

Der Physik-Nobelpreis wird seit 1901 vergeben. Die erste Auszeichnung erhielt der deutsche Physiker Wilhelm Conrad Röntgen für die Entdeckung der "X-Strahlen", der später nach ihm benannten Röntgenstrahlen.

Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre waren:

  • 2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Sie schufen damit Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer.


2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands", durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".

2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks.

2003: Alexej Abrikosow (USA und Russland), Vitali Ginsburg (Russland) Anthony Leggett (USA und Großbritannien) für bahnbrechende Arbeiten zu Supraleitern und Supraflüssigkeiten.

Am Mittwoch folgt der Nobelpreis für Chemie, am Donnerstag der Literatur-Nobelpreis. Der mit besonderer Spannung erwartete Träger des Friedensnobelpreises wird am Freitag in Oslo verkündet. Am Montag folgt in Stockholm der Wirtschaftspreis. Den Auftakt des Nobelpreis-Reigens machte am Montag der Medizin-Preis. Der Deutsche Thomas Südhof und seine US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman wurden für ihre Forschung über die Transportmechanismen der Zelle geehrt.

Verliehen werden die begehrten Auszeichnungen traditionell am 10. Dezember, dem Todestag ihres Stifters, des schwedischen Dynamit-Erfinders Alfred Nobel. (afp/dpa/rtr)