Stockholm. Der Nobelpreis-Reigen beginnt: Der Nobelpreis für Medizin geht an den deutschen Zellbiologen Thomas Südhof und seine Kollegen James E. Rothman und Randy W. Schekman. Die drei Wissenschaftler hätten das Rätsel des Transportssystems innerhalb von Zellen gelöst, teilte das schwedische Karolinska-Institut am Montag mit.

Mit der Bekanntgabe der Auszeichnung für Medizin beginnt in Stockholm der diesjährige Reigen der Nobelpreise. Der Medizinnobelpreis geht an den deutschen Zellbiologen Thomas Südhof sowie seine Kollegen James E. Rothman und Randy W. Schekman. Das gab das Karolinska-Institut am Montagvormittag in Stockholm bekannt. Der Preis ist mit 1,2 Millionen Dollar dotiert.

Die drei Wissenschaftler hätten "das Geheimnis gelöst, wie Zellen ihr Transportsystem organisieren", teilte das Nobelpreiskomitee via Twitter mit. Südhof, der 1955 in Deutschland geboren wurde und in Göttingen Medizin studierte, forscht und lehrt inzwischen an der Universität Stanford in den USA.

Defekte Transportmechanismen als Grundlage vieler Krankheiten

Rothman, Schekman und Südhoff haben wesentliche Transportmechanismen in Zellen entdeckt, deren Defekte Grundlage von Diabetes, Tetanus und vielen anderen Krankheiten sind. In den Zellen werden Stoffe oft in winzigen Bläschen, den Vesikeln, verpackt und weitergeleitet.

Schekman entdeckte eine Reihe von Genen, die für den Vesikeltransport notwendig sind. Rothman entschlüsselte, wie die Vesikel in die richtige Zelle eindringen, um dort ihre Fracht abzuladen. Südhof entdeckte, welche Signale die Vesikel dazu bringen, die von ihnen transportierten Stoffe zur richtigen Zeit am richtigen Ort freizusetzen.

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"Ohne diese wunderbar präzise Organisation würde die Zelle im Chaos versinken", schreibt das Nobel-Komitee. "Ein defektes Vesikel-Transportsystem kommt in einer Reihe von Krankheiten vor", erläuterte die Vorsitzende des Komitees, Juleen Zierath. Das Transportsystem spielt etwa eine Rolle bei der Nervenleitung und im Hormonsystem oder bei Immunkrankheiten.

Den wissenschaftlichen Hintergrund zum Medizin-Nobelpreis 2013 hat das Karolinska-Institut hier zusammengefasst.

Schekman will keinen Tag im Labor missen

James E. Rothman und Randy W. Schekman seien am Donnerstag angerufen worden, zu Südhoff gebe es aber bislang keinen Kontakt, berichtete das Nobelpreis-Komitee bei Twitter. US-Forscher Schekman wurde vom Medizin-Nobelpreis völlig überrascht. "Ich war gerade aus Deutschland zurückgekommen und hatte meiner Frau stolz die Warburg-Medaille gezeigt, die ich gerade in Frankfurt bekommen hatte", sagte Schekman. "Weil ich völlig fertig vom Flug war, bin ich ziemlich früh ins Bett gegangen. Um 1.30 Uhr kam dann der Anruf."

Trotz des Nobelpreises will er weiterarbeiten wie zuvor. "Ich konnte gestern noch gut in meinem Büro arbeiten und ich kann es morgen hoffentlich auch noch." Die Arbeit mache enorm Spaß und er wolle keine Sekunde im Labor missen. Allerdings werde dieser Montag "wissenschaftlich vielleicht nicht ganz effizient": "Ich habe meinen Labormanager angewiesen, ein paar Flaschen Champagner zu kaufen", sagte der Wissenschaftler.

Weitere Nobelpreise werden im Laufe der Woche vergeben

Im vergangenen Jahr ging die Medizin-Auszeichnung an den Briten John Gurdon und den Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.

Am Dienstag wird die Auszeichnung für herausragende Leistung in der Physik vergeben, am Mittwoch der Preis für Chemie. Der mit besonderer Spannung erwartete Träger des Friedensnobelpreises wird am Freitag in Oslo verkündet. Am Montag kommender Woche wird der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bekannt gegeben.

Der Termin für die Bekanntgabe des Literatur-Nobelpreisträgers in Oslo wurde wie üblich erst am Montag mitgeteilt: Sie erfolgt wie erwartet am Donnerstag um 13 Uhr. Dotiert ist der renommierte Preis mit acht Millionen schwedischen Kronen (rund 925.000 Euro). (dpa/rtr/afp)