London. . Panne oder Pöbelei? Im Internet kursieren Fotos, auf denen der ehemalige Vize-Bürgermeister von London mit offener Hose zu sehen ist. Der Politiker Richard Barnes behauptet, er sei ein Opfer von Hackern geworden. Blogger vermuten, dass sein Handy die Fotos automatisch hochlud.
Peinliche Panne oder fieser Streich? In Großbritannien sind auf der Facebook-Seite des ehemaligen Londoner Bürgermeister-Vize Richard Barnes Selbstporträts aufgetaucht, die ihn mit entblößtem Unterleib zeigen. Der 65-Jährige spricht von einem „Irrtum“: Er sei Opfer eines Hackers geworden. Lange dürfte es nicht dauern, bis der Nackedei sicher identifiziert ist: Er trägt auf den Fotos nämlich ganz besondere Accessoires.
Das Manschettenhemd aufgeknöpft, die Hosen runtergelassen, der Inhalt prominent in Szene gesetzt: Dieses Foto lief Mittwoch auf dem Facebook-Profil des Konservativen Richard Barnes ein, hochgeladen mit einer App seines Smartphones. Weitere Motive folgten – immer im Fokus: Ein mehr oder weniger bekleideter Mann, dessen Kopf nicht zu sehen ist. Die Resonanz auf diesen extravaganten Facebook-Eintrag spricht für sich: Innerhalb von neun Minuten klicken fast 100 von Barnes’ Freunden auf „Gefällt mir.“
Der Rest Großbritanniens, der gestern zu Screenshots von Barnes’ pikantem Profil erwachen durfte, ist weniger amüsiert. Der 65-Jährige versuchte vergeblich, die Image-Katastrophe einzudämmen. In Windeseile hatte er die Fotos aus seinem Profil gelöscht, im Internet machten sie allerdings weiter die Runde. „Das war ein totaler Fehler, ein Hacker ist schuld“, sagte er gegenüber englischen Zeitungen, „ich bin richtig wütend und rätsele, wie das passieren konnte.“
Nicht der erste Politiker, der über pikante Fotos stolpert
Diese Frage haben Blogger ihm in Windeseile beantwortet: Sie glauben, dass Barnes vergessen hat, die Einstellungen in einer App auf seinem iPhone anzupassen. Als Konsequenz laufen alle Fotos, die er mit der Handy-Kamera macht, automatisch auf Facebook ein. Barnes jedoch dementiert energisch: „Ich bin ein 65-jähriger Mann mit 30 Jahren Erfahrung im Politbetrieb – ich bin nicht doof und auch nicht der Typ, der so etwas macht.“ Pikante Panne oder Hacker-Angriff? Nur Nahestehende werden das wissen: Der Nackedei auf den Fotos trägt knallrote Hosenträger – ein Accessoire, nach dem Neugierige in Barnes’ Wahlkreis Hillingdon in West-London nun sicher intensiv Ausschau halten wird. Der 65-Jährige war bis Mitte letzten Jahres Vize-Bürgermeister in der Hauptstadt.
Er wäre nicht der Erste, bei dem die brisante Kombination aus eitlem Politiker und Handykamera in der absoluten Blamage endet. Anthony Weiner, New Yorker Bürgermeisterkandidat, ist erst 2011 darüber gestolpert, dass er seine virile Herrlichkeit fotografierte und dann irrtümlich twitterte. Millionen Zaungäste klickten im Internet schadenfroh auf das nackte Gemächt („Weiner’s Wiener“) des auf- und dann rasant abstrebenden Politikers. Deutsche Politiker sind da wenig klüger: Der Frankfurter FDP-Stadtverordnete Stefan Freiherr von Wangenheim erlangte im Februar bundesweite Berühmtheit – nicht als Bildungspolitiker, sondern weil er Penis-Porträts von sich per E-Mail verschickt hatte.
Derartige Kuriositäten lassen nicht nur Unbeteiligte vor Fremdscham winseln. Auch Debrett’s, der englische Knigge, hat längst die Notwendigkeit erkannt, Internetnutzer zu zügeln.
Kniggeregeln fürs Online-Verhalten
In einem kürzlich herausgegeben Leitfaden zum zivilisierten Online-Verhalten lautet die Regel Nummer 1: „Mache nicht den Fehler, anzunehmen, dass die Höflichkeiten des Alltags im Cyberspace aufhören.“
Ob Debrett’s die Umgangsregeln demnächst um einen Dress Code für Facebook-Selbstporträts erweitert, ist unbekannt.