Essen. . Im Doppel-Interwiew mit ihrem Mann gibt Gertrud Steinbrück Privates preis. So plaudert sie über die “kuschelige Seite“ von Peer Steinbrück und Meinungsverschiedenheiten, was die Möbelauswahl angeht. Dabei drängt sich die Vermutung auf, dass diese Einblicke die Umfragewerte ihres Mannes im Wahlkampf um die Macht in Berlin aufbessern sollen.
Es ist gut, dass man so kurz vor der Wahl nun die wesentlichen Vorzüge von Peer Steinbrück kennenlernt. Zum Beispiel, dass er Reisfleisch kochen kann, das Dach im Haus selbst ausgebaut hat und dass er, nun ja, „kuschelige Seiten“ hat. Letzteres beteuert jedenfalls seine Gertrud nach 38 Jahren Ehe.
Wen wundert’s bei solcher Weichspülerei, dass sich Gertrud Steinbrück selbst schon einmal als Lenor-Frau bezeichnet hat? Dem „Stern“ hat sie gemeinsam mit ihm ein paar Inneneinsichten gewährt. Kann ja nicht schaden, eine Portion Menschelndes zu servieren, wo die Umfragewerte des Gatten im Kampf um die Macht in Berlin derzeit eher dafür sprechen, dass er noch manche Aufgabe als Heimwerker angehen kann.
Wundert es, dass es Leute geben soll, die sich die frisch pensionierte Biologielehrerin eher als Kanzlerin vorstellen können als ihren Mann an der Spitze der Regierung zu sehen? Gertrud Steinbrück, 64, Bonnerin, hat über den „Einfluss mutierter Gene auf die Speicherung von Zuckern und Stärke und die Kohlenhydrateentwicklung während der ersten Keimwoche bei Pisum sattivum“ (zu deutsch: Erbse) promoviert.
Charme und Schlagfertigkeit
Das mag manchem nach einer Frau klingen, in die Steinbrück sich verlieben musste. Mittlerweile ist allerdings bundesweit offenkundig, dass ihr Witz, ihr Charme und ihre Schlagfertigkeit zu den wenigen Lichtblicken in einem ansonsten eher flauen SPD-Wahlkampf zählen. Nicht nur weil es ihr gelingt, beim frostigen Peer öffentlich den Tränenkanal zu enteisen.
Bei den Steinbrücks wird es jedenfalls nicht langweilig, tippen wir mal. Und weil das Doppelinterview im „Stern“ nicht wie eine reine Theateraufführung wirkt, geht das Duell im Wer-belehrt-wen-Spielchen daheim wohl unentschieden aus. Immerhin verkneift sich Peer Steinbrück Obamas Hollywoodversion von der Frau, die daheim die Hosen anhätte. Mächtige Männer kokettieren ja gern mit diesem abgedroschenen Bild.
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Schon bei der Namensdebatte nach der Hochzeit war Steinbrück ganz der Macho, auch wenn er noch nicht mit der Kavallerie drohen musste. Sie hieß Isbary und schlug vor, dass er doch ihren Namen annehmen könnte. „Da hat er gesagt, wenn Du das von mir verlangst, lasse ich mich scheiden“, berichtet sie.
Dabei war er beim ersten Besuch in ihrem Haus noch eher kleinlaut, weil ihm die Verehrte in einer blutverschmierten Schürze entgegenlief. „Er kam zu früh, wir schlachteten gerade den Stall leer, und meine Mutter hatte das lange Messer in der Hand“, erinnert sie sich. „Hätte in einem Film von Tarantino sein können“, sagt er.
Diskussionen über die Möbel
Streit? Gibt’s im Hause Steinbrück. Über Politik, Philosophie, die Gesellschaft? Weniger. Auch wenn sie sich als „Überzeugungstäterin auf der grünen Seite der SPD“ outet, und ihm beim Stichwort „grüne Frau“ womöglich der Bärbel-Höhn-Schrecken in die Glieder fährt. Über Möbel setzt man sich schon eher auseinander, ist zu hören.
„Er glaubt, wo eine freie Fläche ist, muss was drauf“, lästert sie. „Dafür hat meine Frau eine absolute Fixierung auf die Farbe Weiß“, kontert er (die Küche bei Steinbrücks ist, na was wohl, richtig: rot). Prinzipien lässt sie sich aber nicht verbiegen. Ob sie sich ihren Mann im Frühstücksfernsehen anguckt? „Noch nie in meinem Leben. Ich frühstücke mit der Zeitung.“
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Kleine Strunzereien lässt die Gertrud ihrem Peer in dieser Wohlfühlrunde mit zwei „Stern“-Autoren auch nicht durchgehen. „Nun sei ehrlich“, weist sie ihn freundlich zurecht, als er sich zum amtlichen Rasenmäher ernennt. „Rasenmähen tust Du nicht mehr, weil das Risiko zu groß ist, dass Du das Kabel durchschneidest.“
Das ist alles hübsch launig, erfüllt also seinen Zweck, und einmal weiß Peer Steinbrück sogar keine Antwort. Nämlich, als er gefragt wird, wie viel Gertrud eigentlich in Peer steckt.
Je mehr, desto besser, möchte man für ihn sagen.