Mumbai. In Indien ist erneut ein Frau Opfer einer Gruppenvergewaltigung geworden. Eine Foto-Reporterin sei in einer stillgelegten Textilfabrik in Mumbai von mehreren Männern missbraucht worden, teilte die Polizei am Freitag mit. Inzwischen ist einer der mutmaßlichen Täter festgenommen worden.

Eine neue Gruppenvergewaltigung schockiert Indien: Mehrere Männer fielen in einer Fabrikruine im Zentrum Mumbais über eine 22 Jahre alte Fotografin her, während ihr Kollege attackiert und gefesselt wurde. Wie die Polizei am Freitag weiter mitteilte, wurde die Frau mit inneren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Ihr Zustand ist nach Angaben der Ärzte stabil. Die Tat erinnert an eine Gruppenvergewaltigung in einem Bus in Neu Delhi, die Ende letzten Jahres weit über Indien hinaus für Schlagzeilen gesorgt hatte.

Zu der jüngsten Attacke kam es am Donnerstag während eines Foto-Shootings in einer stillgelegten Baumwollspinnerei. Zwei Täter schlugen den Begleiter und fesselten ihn mit einem Gürtel, drei Männer vergewaltigten nacheinander die junge Frau. Alle fünf Männer seien identifiziert, einer von ihnen sei bereits gefasst und habe gestanden, erklärte Polizeikommissar Satyapal Singh.

Politiker diskutieren über Sicherheit von Frauen in Indien

Die bestialische Tat führte zu einem lauten Aufschrei in der indischen Gesellschaft. Wieder protestierten Menschen auf den Straßen, wie schon nach der Vergewaltigung im Dezember und zahlreichen weiteren Fällen. "Ich fühle mich wirklich unsicher, wenn ich auf die Straße gehe", sagte eine junge Frau dem Nachrichtensender NDTV. Im Parlament in Neu Delhi warfen die Abgeordneten am Freitag die Tagesordnung über den Haufen und diskutierten einmal mehr über die Sicherheit von Frauen im Land.

"Der Zustand des Opfers ist stabil. Sie erlitt interne Verletzungen und Blutungen, unsere Ärzte tun alles, was sie können", sagte ein Sprecher des Jaslok Hospitals. Mit Hilfe der Angaben der jungen Frau und ihres Kollegen veröffentlichte die Polizei noch am Vormittag Phantombilder. Die Verdächtigen sind nach Polizeiangaben alle zwischen 20 und 30 Jahre alt und lebten in der Nähe des Tatorts, einer stillgelegten Baumwollspinnerei in der Nähe von Bahngleisen.

Die Attacke passierte ausgerechnet in jener Stadt, die in Indien als besonders sicher für Frauen gilt. Die Metropole ist nicht nur bekannt für seine Finanzwelt, sondern auch für die Filmwelt Bollywoods. "Als ich von London nach Mumbai zog, habe ich mich damit gebrüstet zu sagen, dass ich in einer der sichersten Städte der Welt lebe", schrieb Schauspielerin Sophie Choudry auf Twitter. "Jetzt lachen sie über mich."

Neu Delhi ist in Indien als "Vergewaltigungshauptstadt" bekannt

In Neu Delhi, das in Indien als "Vergewaltigungshauptstadt" bekannt ist, war im Dezember eine 23 Jahre alte Studentin in einem Bus entführt, vergewaltigt und mit einer Eisenstange gefoltert worden. Zwei Wochen später starb sie an ihren inneren Verletzungen. Das Verbrechen hatte landesweit Proteste ausgelöst, die Gesetze wurden daraufhin verschärft und die Polizei sensibilisiert. Mittlerweile werden viel mehr sexuelle Verbrechen angezeigt.

"Wir müssen sicherstellen, dass solche Vorfälle nie wieder passieren", sagte Prithviraj Chavan, Regierungschef des betroffenen Bundesstaates Maharashtra. Dass dies gelingen kann, daran zweifelten nicht nur die Reporter der Nachrichtensender, die am Freitag kein anderes Thema kannten. "Wir sind nur Zuschauer bei den ganzen Verbrechen gegen Frauen", sagte Oppositionspolitikerin Smriti Irani im Parlament.

Erst am Donnerstag hatte die Nachrichtenagentur IANS von der Vergewaltigung einer 22-Jährigen in Neu Delhi berichtet. Sie sei von zwei Männern, die sie vor ein paar Monaten kennengelernt hatte, in ihrem Haus überfallen und dann abwechselnd sexuell attackiert worden. Am Mittwoch machte der Fall einer Achtjährigen aus Orissa Schlagzeilen. Das Mädchen soll in einem Slum in Bhubaneswar vergewaltigt und dann erwürgt worden sein. (dpa/rtr)