Mainz/Berlin. Die Bahn-Tochter DB Netz hat nach dem Chaos in Mainz jetzt auch bundesweite Probleme mit Stellwerken eingeräumt. Nicht nur der Mainzer Hauptbahnhof sei betroffen, sagte Vorstandschef Frank Sennhenn am Montag. Die Verzögerungen im Bahnverkehr in Mainz sollten zum Wochenstart noch gravierender werden.
Die Bahntochter DB Netz hat jetzt auch bundesweite Probleme bei Stellwerken eingeräumt. Nicht nur der Mainzer Hauptbahnhof sei betroffen, sagte der Vorstandschef der DB Netz AG, Frank Sennhenn, am Montag im ARD-Morgenmagazin. "Wir haben bundesweit eine angespannte Situation, das ist richtig. Wir sind dabei, alle Stellwerke, bei denen wir ähnlich kritische Situationen haben, nach Kräften abzusichern." Für die Zugausfälle und Umleitungen am Mainzer Hauptbahnhof stellte er für Dienstag eine mögliche Lösung in Aussicht: "Ich denke, wir sind dazu morgen sprachfähig."
Am Montag wurden die Probleme am Mainzer Hauptbahnhof allerdings noch größer. Bisher gab es abends und nachts Zugausfälle und Umleitungen, vor allem bei Fernzügen. Die Einschränkungen gelten nun ganztätig und treffen Tausende Pendler im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Für Regionalzüge bietet die Bahn nach eigenen Angaben nur einen Stunden- statt Halbstundentakt an. Nur noch wenige Fernzüge halten im Hauptbahnhof, viele werden umgeleitet.
Der Grund: Fast die Hälfte der 15 Fahrdienstleiter im Mainzer Stellwerk sind krank oder in Urlaub. Die Deutsche Bahn will Bahn-Mitarbeiter fragen, ob sie freiwillig aus dem Urlaub zurückkommen. Zwang bestehe nicht, hieß es. Denkbar sei auch, Fahrdienstleiter aus anderen Bereichen zu schulen, damit sie in personell ausgedünnten Stellwerken aushelfen könnten.
Produktionsvorstand wird abgelöst
Das Chaos in Mainz hat bereits erste personelle Konsequenzen zur Folge: Der Produktionsvorstand der Bahntochter DB Netz, Hansjörg Hess, muss gehen. Dies bestätigten gut informierte Kreise am Sonntag. Die "Stuttgarter Zeitung" hatte berichtet, die Ablösung von Hess sei schon länger geplant gewesen sein, die Ereignisse in Mainz hätten sie aber beschleunigt. Eine Bahn-Sprecherin sagte, man führe keine Personaldiskussionen über die Medien.
Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat unterdessen einen Krisengipfel mit der Bahnspitze gefordert. "Wir brauchen jetzt ein klares Signal, mehr Leute einzustellen", sagte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner am Montag im ARD-Morgenmagazin. Für Mittwoch habe die EVG deshalb ein Spitzengespräch mit dem Bahnvorstand und den Personalverantwortlichen aller Geschäftsbereiche gefordert. "Es ist nicht nur ein Mainzer Problem. Dieses Problem ist bundesweit und geht über alle Geschäftsfelder."
Am Mainzer Hauptbahnhof gibt es seit rund einer Woche Einschränkungen. (dpa)