Mainz. Nach dem Chaos der vergangenen Tage steht der Hauptbahnhof Mainz am Sonntag vor einer Belastungsprobe: Tausende Fußballfans wollen zum Bundesligaspiel gegen Stuttgart anreisen. Im Kampf gegen die Personalprobleme sollen einem Medienbericht zufolge Fahrdienstleiter aus dem Urlaub geholt werden.

Der Mainzer Hauptbahnhof muss nach dem Chaos der vergangenen Tage eine weitere Belastungsprobe überstehen. Am Sonntag steht dem Krisenbahnhof voraussichtlich auch noch ein Ansturm von Fußballfans bevor, die das Bundesligaspiel Mainz gegen Stuttgart besuchen wollen (Sonntag/15.30).

Allein aus dem Schwabenländle werden nach Angaben eines Club-Sprechers 3200 Fans erwartet. Ein Teil von ihnen werde mit einem Sonderzug nach Mainz reisen. Die Deutsche Bahn fühlt sich nach Angaben einer Sprecherin gut auf die Fans vorbereitet. Für Entlastung der angespannten Situation solle ein Fahrdienstleiter sorgen, der für ein paar Stunden einspringe.

FDP-Politiker Döring appelliert an "Teamgeist der Eisenbahner"

Unterdessen sollen zur Überwindung der Zugausfälle in der Region Mainz nach Informationen der "Bild am Sonntag" Stellwerk-Fahrdienstleiter aus dem Urlaub geholt werden. Von den 15 üblicherweise dort arbeitenden Mitarbeitern seien derzeit fünf erkrankt und drei im Urlaub, berichtet das Blatt in seiner jüngsten Ausgabe. Die Bahn hatte am Donnerstag mitgeteilt, den Fahrplan für die Region um Mainz wegen akuten Personalmangels durch Krankmeldungen in der Urlaubszeit deutlich reduziert zu haben.

FDP-Generalsekretär Patrick Döring, zugleich Mitglied des Bahn-Aufsichtsrates, setzte sich dafür ein, die urlaubenden Mitarbeiter "auf Kostenerstattung der Bahn" zurückzurufen und zur Arbeit zu verpflichten. "Die Bahn lebt auch vom Teamgeist der Eisenbahner", sagte Döring. "In Mainz müssen die Züge wieder rollen. " Der Ruf der Bahn stehe auf dem Spiel.

Gewerkschaft nennt Forderung auf Urlaubsverzicht "schäbig"

Der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Alexander Kirchner, wies die Forderung nach Urlaubsverkürzung zurück. "Unsere Kolleginnen und Kollegen brauchen ihren Erholungsurlaub dringend", erklärte Kirchner am Sonntag. Die Deutsche Bahn wisse schon "seit langem, dass es Personalengpässe gibt", fügte Kirchner hinzu. "Jetzt den Kollegen den schwarzen Peter zuzuschieben, die ihren Erholungsurlaub dringend brauchen, ist einfach nur schäbig."

Die Bahn wollte die Forderung von Aufsichtsratsmitglied Döring zunächst nicht kommentieren. Eine Sprecherin bekräftigte, das Unternehmen tue alles, um die Situation zu verbessern. Wenig später erklärte ein Bahnsprecher, man werde Mitarbeiter bitten, freiwillig ihren Urlaub zu unterbrechen. Es bestehe aber kein Zwang. Denkbar sei auch, Fahrdienstleiter aus anderen Bereichen zu schulen, damit sie in personell ausgedünnten Stellwerken aushelfen könnten.

Bereits seit dem vergangenen Wochenende fallen regelmäßig Züge am Hauptbahnhof in Mainz aus, der Regionalverkehr läuft abends und nachts nur eingeschränkt. Vom Fernverkehr ist der Hauptbahnhof in dieser Zeit komplett abgeschnitten. Von Montag an sollen auch wochentags zu den Hauptverkehrszeiten viele Züge im Regionalverkehr ausfallen, wie die Bahn mitteilte. Zahlreiche Fernverkehrszüge würden außerdem umgeleitet. (afp/dpa)