Rom/Catania. Sechs ägyptische Flüchtlinge sind vor der sizilianischen Küste bei Catania ertrunken. Die jungen Männer, darunter ein Teenager, hatten nach Angaben der Behörden vor der Küste das mit etwa 100 Migranten aus Syrien und Ägypten übervolle Fischerboot verlassen und versucht, das Ufer zu erreichen.

Vor einer Ferienanlage auf Sizilien hat sich am Samstag ein Drama mit Flüchtlingen aus Syrien und Ägypten abgespielt: Sechs aus Ägypten stammende Insassen eines Bootes mit Flüchtlingen aus den beiden Krisenländern kamen ums Leben, 94 weitere Flüchtlinge konnten gerettet werden, wie Polizei und Hafenbehörde mitteilten. Mehr als die Hälfte der Geretteten waren Minderjährige.

Nach Angaben der Polizei befanden sich ursprünglich hundert Flüchtlinge auf dem Boot. Sie stammten vor allem aus Syrien, aber auch aus Ägypten. Ihr Boot war nur rund 15 Meter von der rettenden Küste entfernt auf eine Sandbank aufgelaufen. Unter den 94 Menschen, die ans Ufer gelangen konnten, zählten die Rettungskräfte 55 Minderjährige.

Die Staatsanwaltschaft von Catania leitete Ermittlungen wegen Anstachelung zur illegalen Einwanderung und fahrlässiger Tötung ein. Mögliche Schlepper wurden zunächst nicht aufgespürt. Die Ermittler hielten es für möglich, dass die Flüchtlinge von einem größeren Schiff auf ein kleineres Boot gesetzt und allein gelassen wurden.

Dreijähriges Kind und schwangere Frau ins Krankenhaus gebracht

"Wir wurden um kurz nach 5.30 Uhr alarmiert, dass ein Boot vor einer Ferienanlage auf Grund gelaufen sei", sagte der Sprecher der Hafenbehörde, Roberto D'Arrigo. Zwei Leichen wurden demnach am Strand entdeckt, vier Tote trieben im Wasser neben dem Boot. Offenbar habe es sich um Nichtschwimmer gehandelt. Unter den Toten sei ein Jugendlicher. Ein stark dehydriertes dreijähriges Kind und eine schwangere Frau wurden in ein Krankenhaus gebracht.

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Dario Monteforte, der Besitzer der Ferienanlage Lido Verde, der die Rettungskräfte alarmierte, schloss seine Anlage für das Wochenende. "Dies scheint mir das Mindeste an Respekt zu sein für die Opfer und für die Menschen, die leiden", sagte er dem Sender Sky TG24.

D'Arrigo sagte, 20 Menschen hätten sich selbst ans Ufer gerettet, die anderen seien von der Küstenwache aus dem Wasser geholt worden. Die Behörden wollen nun die genaue Identität der Flüchtlinge klären, die offenbar seit einer Woche unterwegs waren. Nach Angaben von D'Arrigo ist es ungewöhnlich, das Flüchtlingsboote die Gegend von Catania erreichen. Sie kämen in der Regel weiter südlich an oder steuerten die Insel Lampedusa an, die näher an der Küste Nordafrikas liegt.

Mehr Flüchtlingsbewegungen bei ruhigem Wetter

"Die Händler des Todes müssen gestoppt werden", sagte Italiens Innenminister Angelino Alfano. Er forderte mehr Unterstützung der EU, denn "die italienischen Küsten sind nicht nur nationale Grenzen, sondern auch europäische". Die kongolesischstämmige Integrationsministerin Cécile Kyenge sagte, es müsse mehr Druck auf Brüssel ausgeübt werden, damit Italien mit "diesen dramatischen Situationen" nicht allein konfrontiert sei.

Jedes Jahr versuchen zehntausende Menschen aus Afrika über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Derzeit sind die Flüchtlingsbewegungen aufgrund der ruhigen Wetterbedingungen besonders intensiv. Fast 90 Bootsflüchtlinge wurden am Samstag zwischen Spanien und Marokko aus Seenot gerettet.

Am Vorabend waren bereits 39 Einwanderer in der Meerenge von Gibraltar abgefangen worden. In der Nacht zum Mittwoch waren rund hundert Einwanderer aus Syrien vor der Küste von Kalabrien gerettet worden. Wegen des Bürgerkriegs in ihrem Land mussten bislang fast zwei Millionen Syrer fliehen. (afp)