Washington. Nach dem Freispruch des Todesschützen des schwarzen Jugendlichen Trayvon Martin hat eine der sechs Geschworenen erstmals öffentlich über die Schwierigkeiten bei der Urteilsfindung gesprochen. Demnach hätten zunächst drei Geschworene für Totschlag plädiert, später aber ihre Meinung geändert.
Nach dem Freispruch im Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin hat eine der sechs Geschworenen öffentlich über die schwierige Urteilsfindung gesprochen: Eine als "Geschworene B-37" vorgestellte und im Dunkeln sprechende Frau sagte dem US-Nachrichtensender CNN, zu Beginn der 16-stündigen Beratungen seien drei Geschworene für einen Freispruch für den angeklagten Todesschützen George Zimmerman gewesen, die drei anderen hätten den Fall zunächst als Totschlag bewerten wollen.
Erst nach Stunden der Debatte und wiederholtem Lesen der gesetzlichen Bestimmungen sei Einigkeit darüber erzielt worden, dass Zimmerman freigesprochen werden müsse, erläuterte die Geschworene. Aus dem Prozess habe sich für sie das Bild ergeben, dass Trayvon Martin den Angeklagten Zimmerman angegriffen habe, sagte die Geschworene.
George Zimmerman hatte Trayvon Martin im Februar 2012 erschossen
Zimmerman habe "ohne Zweifel" um sein Leben gebangt. Die dann folgende tödliche Auseinandersetzung sei eine "Tragödie", fügte die Geschworene hinzu. Beide Beteiligten seien dafür mitverantwortlich, dass sie in diese Situation hineingeraten seien. "Beide hätten auch weggehen können."
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Der Nachbarschaftswächter Zimmerman, Sohn einer peruanischen Mutter und eines weißen US-Bürgers, hatte Martin am Abend des 26. Februar 2012 nahe Orlando erschossen. Obwohl der schwarze Jugendliche unbewaffnet war, ließ die Polizei den Schützen zunächst laufen. Dabei berief sie sich auf ein Gesetz, das Bürgern in Florida ein weitgehendes Selbstverteidigungsrecht einräumt. Zimmerman hatte erklärt, dass Martin ihn zuerst attackiert habe.
US-Regierung lässt offen, ob Bundesgericht eingeschaltet wird
Derweil lässt die US-Regierung offen, ob sie den Fall nach dem umstrittenen Freispruch vor ein Bundesgericht bringt. Allerdings bezeichnete Justizminister Eric Holder den Fall am Montag in einer Rede vor etwa 14.000 Mitgliedern einer afroamerikanischen Studentinnenverbindung in Washington als "tragisch und unnötig". Er fügte hinzu: "Das Justizministerium teilt eure Sorgen. Ich teile eure Sorgen."
Mehr als 800.000 Menschen haben eine Online-Petition der Bürgerrechtsorganisation NAACP unterzeichnet, in der Holder dazu aufgerufen wird, zivilrechtliche Schritte gegen den Schützen George Zimmerman einzuleiten. Ein Geschworenengericht in Florida hatte den 29-Jährigen am Samstagabend freigesprochen. Bei Bürgerrechtlern sorgte das Urteil für Entsetzen. In der Nacht zum Montag hatten in New York, San Francisco, Chicago, Los Angeles und anderen Städten tausende Menschen gegen das Urteil aus Florida protestiert. (afp/rtr)