Neu Delhi/Dhaka. Bei einem Hauseinsturz in Indien sind mindestens zehn Menschen ums Leben gekommen. Das Haus, ein doppelstöckiges Restaurant, stürzte am Montag in sich zusammen. Bei den Opfern handele es sich vor allem um Tagelöhner und Rikscha-Fahrer. In Bangladesch schützt nun ein Abkommen Textilarbeiter.
Schon wieder ist in Indien ein Haus eingestürzt und hat zahlreiche Menschen unter sich begraben. Mindestens zehn Menschen starben und 15 weitere wurden verletzt, als im südindischen Secunderabad am Montag ein zweistöckiges Restaurant in sich zusammenfiel. Ein Dutzend Menschen vermutete die Polizei am Mittag noch unter den Trümmern. Bei den Opfern handele es sich vor allem um Tagelöhner und Rikscha-Fahrer, die in der beliebten Snack-Bar und der Bäckerei aßen und Tee tranken.
Das 80 Jahre alte Gebäude sei altersschwach gewesen und habe den Sicherheitsanforderungen nicht mehr entsprochen, sagte Polizeikommissar Anurag Sharma. In den vergangenen Wochen waren mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen, als im Westen des Landes mehrere Gebäude einstürzten. Im April starben 75 Menschen beim Kollaps eines Hochhauses in Mumbai.
Brandschutzabkommen in Kraft getreten
Unterdessen ist in Bangladesch das umstrittene Brandschutzabkommen in Kraft getreten. Die Beschäftigten in den Textilfabriken sollen künftig nicht mehr fürchten müssen, dass ihr Arbeitsplatz zur Brandfalle wird oder die Mauern um sie herum einstürzen. Am Montag trat offiziell ein Brandschutzabkommen in Kraft, mit dem sich 70 Textilunternehmen weltweit verpflichten, die Fabrikgebäude regelmäßig inspizieren und wenn nötig reparieren zu lassen. Beim schlimmsten Industrieunfall in der Geschichte des Landes waren im April beim Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza am Rande der Hauptstadt Dhaka mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen.
In allen Fabriken werden die ersten Inspektionen innerhalb der kommenden neun Monate erfolgen, heißt es in dem Abkommen, das die Textilunternehmen und Gewerkschaften unterzeichneten. Nötige Reparaturen und Instandsetzungen würden ausgeführt.
Textilunternehmen reagierten erst nach der Katastrophe
"Unser Ziel ist klar: die Sicherheit aller Textilbeschäftigten in Bangladesch zu gewährleisten", erklärte am Montag Jyrki Raina, Generalsekretär der in der Schweiz ansässigen Arbeitsrechtsorganisation IndustriALL. IndustriAll hatte den Druck auf die großen Textilunternehmen nach dem Unglück von Rana Plaza massiv erhöht, sich zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu verpflichten.
In Bangladesch hatte der Verband der Hersteller und Exporteure, der die Besitzer von 4500 Textilfabriken vertritt, das Brandschutzabkommen begrüßt. Am Montag kritisierte Vize-Präsident Reaz-Bin-Mahmood jedoch, dass der Verband nicht auch eingebunden wurde. "Es sind schließlich unsere Fabriken, die sie kontrollieren werden."
Adidas, C&A, Kaufhof, Karstadt, Metro und Tchibo haben unterschrieben
Scott Nova, ein Vertreter der US-Organisation Worker Rights Consortium, begründete dies damit, dass die westlichen Textilunternehmen die Verantwortung für sichere Produktionsstätten in Bangladesch trügen. Das Abkommen haben viele bekannte Unternehmen in Deutschland wie Adidas, C&A, Kaufhof, Karstadt, Metro und Tchibo unterzeichnet. Auch zahlreiche Firmen aus anderen europäischen Ländern unterschrieben. Große US-Textilunternehmen wie Gap oder Walmart hingegen weigerten sich und plädierten für unternehmensinterne Selbstverpflichtungen.
Bangladesch ist nach China zweitgrößter Produzent von Textilien. 80 Prozent der Exporte des Landes im Wert von umgerechnet rund 19 Milliarden Euro im Jahr sind Kleidung und Schuhe. Die Beschäftigten bekommen zum Teil nur umgerechnet 29 Euro im Monat. (dpa/afp)